Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
Fahrern, die hilfsbereit ausstiegen. Das war zu riskant.
    Sie senkte die Waffe und lief zu dem Toyota, um den Insassen zu helfen.

77
    James Jasons kauerte in einem wohlriechenden Gebüsch etwa hundert Meter von der Stelle entfernt, an der der Geländewagen auf der Seite lag, und verfolgte das Geschehen.
    In der Ferne ertönten Sirenen.
    Er glaubte zu sehen, dass Graham Boyd einigen Verletzten half. Die Abwesenheit des uniformierten Deputy, Munce, ließ sich vermutlich durch den Schuss erklären, den Jasons eine Weile zuvor von irgendwo im Wald gehört hatte.
    Die Sirenen kamen näher. Er zerlegte sein Gewehr und verstaute es in der Segeltuchtasche. Auf dieser Seite der Interstate stand der Verkehr. In der Gegenrichtung rollten die Fahrzeuge derzeit noch langsam voran, während die Gaffer versuchten, etwas zu erkennen.
    Als würde es eine Erklärung für diese bizarren Vorfälle geben.
    Einer der Killer lag tot am Boden - inzwischen unter einer Plane -, und der andere war entkommen. Darüber hinaus schien es keine gravierenden Verletzungen zu geben.
    Jasons hatte wenigstens teilweise Erfolg gehabt. Für ihn gab es hier nichts mehr zu tun.
    Er zog sich die Kapuze tief ins Gesicht, ging zwischen den stehenden Autos hindurch und überquerte den Mittelstreifen. Es erforderte ein wenig Geschick, aber die Gaffer ließen ihn in aller Seelenruhe über die drei Spuren der Gegenfahrbahn. Dann jedoch beeilte er sich, in den Wald zu kommen, damit keiner der Polizisten ihn bemerken würde. Er rannte zu seinem Lexus.
    Jasons ließ den Wagen an, bog auf die Standspur ein, beschleunigte auf die Geschwindigkeit des restlichen Verkehrs - die weniger als fünfzig Stundenkilometer betrug - und fädelte
sich ein. Er nahm das Satellitentelefon aus der Tasche, die nun neben ihm auf dem Beifahrersitz lag, und scrollte durch die Einträge des Telefonbuchs. Die erste Nummer gehörte seinem Lebensgefährten, die zweite seiner Mutter. Jasons entschied sich für den dritten Eintrag.
    Obwohl es noch sehr früh am Morgen war, hob Stanley Mankewitz schon beim zweiten Klingeln ab.

78
    »Kein Ausweis.«
    Brynn blickte von der hinteren Trittstufe des Krankenwagens auf, wo sie neben Graham saß.
    Tom Dahl meinte Comp, den Mann, den Hart erschossen hatte. Seinen Partner. Von allen Schrecken der Nacht war der schlimmste womöglich die entsetzte und zugleich maßlos enttäuschte Miene des jungen Mannes gewesen, unmittelbar bevor Hart den Abzug gedrückt hatte.
    »Wir haben Geld, zwei Schachteln Patronen, Zigaretten, Handschuhe, eine Seiko-Armbanduhr. Das ist alles.« Außerdem hatten sie Michelles Handtasche sichergestellt, auf der sich die Fingerabdrücke beider Männer befinden konnten. Dahl würde Comps Schrotflinte aus dem Dornengestrüpp bergen lassen und die von Eric Munce aus dem Fluss - wo sie laut Graham lag.
    Brynns Mann hatte von seinem Versuch erzählt, die Waffe zu bergen. Er war abgestürzt, auf einem Felsvorsprung gelandet und unverletzt geblieben, abgesehen von einigen Prellungen und Schrammen. Dann war er wieder nach oben geklettert. Als er an Eric Munces Leichnam vorbeikam, war ihm eingefallen,
dass der Mann eine Zweitwaffe am Knöchel trug. Graham hatte den Revolver an sich genommen und war in die Richtung gelaufen, aus der er einen Schuss gehört hatte.
    »Wie war sein Name?«, fragte der Sheriff und wies auf den Toten, der in der Nähe unter einer grünen Plane lag.
    »Comp«, sagte Brynn. »Irgendwie so was.«
    Ein Sanitäter hatte die Verletzung in Brynns Wange gesäubert und örtlich betäubt. Er wollte die Wunde nähen. Brynn weigerte sich. Nadel und Faden würden eine größere Narbe bedeuten, und der Gedanke an zwei Missbildungen im Gesicht war einfach zu viel für sie.
    Also legte der Mann ihr einen festen Verband an und trug ihr auf, noch am selben Tag einen Arzt zu konsultieren. »Und einen Zahnarzt. Sonst macht der abgesplitterte Stumpf demnächst Ihrer Zunge zu schaffen.«
    Demnächst?
    Sie versprach, seinen Rat zu befolgen.
    Brynn starrte Comps Leiche an. Sie konnte einfach nicht verstehen, wieso Hart ihn getötet hatte. Nur eine halbe Stunde zuvor auf dem Sims hatte er noch das eigene Leben riskiert, um diesen Mann zu retten - er wäre sogar beinahe von einem Baumstamm zerschmettert worden, als er Comp in Sicherheit zog.
    Und dann sagte Hart auf einmal zu ihm, er solle stillhalten, und erschoss ihn - ganz beiläufig?
    Brynn ließ den Blick in die Runde schweifen, über das Durcheinander aus blinkenden Lichtern hinweg.

Weitere Kostenlose Bücher