Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind

Titel: Nachtschrei - Deaver, J: Nachtschrei - The Bodies left behind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
Stimmen riefen, Funkgeräte rauschten.
    Außer Dahl waren mehrere Deputys des Kennesha County Sheriff’s Department und einige Staatspolizisten vor Ort. Außerdem zwei FBI-Agenten, die ihre Jacketts ausgezogen hatten und nach Kräften behilflich waren - sogar wenn es nur darum ging, gelbes Absperrband auszurollen. Niemand hier pochte auf seine Zuständigkeit. Das würde später kommen.
    Michelle saß an einen Baum gelehnt mit gesenktem Kopf im
Gras und hielt die schlafende Amy auf dem Schoß. Beide waren in Decken gewickelt. Die Sanitäter hatten sie untersucht und keine schweren Verletzungen festgestellt. Die Schmerzen an Michelles Knöchel erwiesen sich als harmlose Muskelzerrung.
    Die junge Frau hatte das Mädchen fest umklammert. Brynn nahm an, dass sie für sie beide trauerte - denn sie beide hatten in dieser schrecklichen Nacht auf so gewaltsame Weise nahestehende Menschen verloren und zugleich ihre Unschuld eingebüßt, die nun tot oder sterbend irgendwo im Dickicht lag.
    Brynn stand auf und ging steifbeinig zu Michelle. »Haben Sie ihn erreicht?«, fragte sie. Die junge Frau hatte ihren Bruder verständigen wollen, der mit seiner Familie nördlich von Chicago wohnte. Er sollte kommen und sie abholen.
    »Er und meine Schwägerin sind unterwegs.« Dann erstarb ihre Stimme, und sie lächelte matt. »Mein Mann hat keine Nachricht hinterlassen.«
    »Haben Sie ihn angerufen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Und ihre Körpersprache verriet, dass sie allein sein wollte. Sie strich Amy sanft über das Haar. Das Kind schnarchte leise.
    Brynn betastete ihr verletztes Gesicht, zuckte trotz der betäubenden Salbe zusammen und gesellte sich dann zu Dahl und den FBI-Agenten. Sie musste ihre ganze Kraft aufbieten - sobald die Gefahr vorüber war, hatte Brynn sich schlagartig desorientiert gefühlt -, um in groben Zügen zu schildern, was seit dem letzten Abend geschehen war: die Ereignisse am Lake Mondac, die Flucht, das fahrbare Meth-Labor, der unbekannte Heckenschütze, der sie auf der Klippe unter Feuer genommen hatte.
    »Einer von Rudy Hamiltons Leuten?«, wiederholte ein FBI-Agent Brynns Mutmaßung über die Identität des Schützen. »Ich weiß nicht.« Er schien daran zu zweifeln.
    »Rudy hat gesagt, jemand namens Fletcher könne sich in der Gegend aufhalten.«

    Der Agent nickte. »Kevin Fletcher, na klar. Der ist groß im Meth- und Crack-Geschäft. Aber es deutet nichts darauf hin, dass er sich bis hierher ausgebreitet hat. Er bleibt in und um Green Bay. Da oben gibt es zehnmal mehr zu verdienen. Nein, ich bin nach wie vor der Ansicht, der Schütze wurde von Mankewitz geschickt.«
    »Er ist hergefahren, um die Killer zu schützen?«
    »Das nehme ich an«, sagte der andere.
    Die beiden waren natürlich nur zu gern bereit, Mankewitz alles Mögliche anzulasten, außer vielleicht die Ermordung von John F. Kennedy. Dennoch widersprach Brynn ihnen nicht; diese Erklärung ergab einen Sinn. Und der Schütze hatte Hart und Comp tatsächlich davor bewahrt, dass ihnen die Schädel eingeschlagen oder sie in das Dornenmeer geschleudert wurden.
    »Haben Sie ihn gesehen?«
    »Nein. Ich weiß nicht mal, wo er war.«
    Der Agent schaute zum Wald hinüber. »Das wird kein einfacher Tatort.«
    Und dann verstummten sie alle, als ein Bergungsteam den toten Eric Munce brachte. Der Leichensack war dunkelgrün. Die Männer wollten ihn erst neben der Leiche des Killers ablegen, doch dann zögerten sie und legten ihn aus Respekt ein Stück weiter entfernt hin, im Gras, nicht auf der Standspur.
    »Ich habe diese Säcke schon ein Dutzend Mal gesehen«, sagte Brynn leise zu Dahl. »Aber noch nie mit einem von uns darin.«
    Der Fahrer des Toyota und seine Freundin saßen benommen in der Nähe des Krankenwagens auf dem Boden. Dank ihrer Sicherheitsgurte waren sie mit einigen Prellungen davongekommen. Der Mann, den Hart aus seinem Wagen gezerrt hatte, war unverletzt geblieben, doch seine Angst oder sein angeknackstes Selbstbewusstsein ließen ihn die ganze Zeit von Gerichtsverfahren schwadronieren, die er anstrengen wollte, bis jemand vorschlug, er könne seine Geschichte ja an eine Illustrierte verkaufen.
Es war sarkastisch gemeint, damit er den Mund halten würde. Doch ihm schien die Idee zu gefallen. Und er hielt den Mund.
    Brynn ging zu ihrem Mann. Er legte seinen Arm um sie. »Was ist mit Erics Frau?«, fragte sie Dahl.
    Ein Seufzen. »Ich fahre jetzt zu ihr. Ich will ihr die Nachricht persönlich überbringen, nicht am Telefon.«
    Graham schaute

Weitere Kostenlose Bücher