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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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dachte ich, als Jimmu auf mich zutrat. »Im Vergleich zu diesem Typen hier wirkt der Massenmörder Jeffrey Dahmer ja wie Herr Saubermann«, stellte mein Hirn fest, als Jimmu sich erstaunlich galant vor mir verbeugte, was ihn aber nur noch unheimlicher erscheinen ließ.
    »Jimmu freut sich immer besonders, wenn er Halblinge kennenlernt«, rief Jarl mit schriller Stimme. »Nicht wahr, Jimmu?« Dieser blinzelte lethargisch, und Jarl kicherte und strich Jimmu über den kahl rasierten Teil seines Schädels. Mein Magen fing an, so wilde Saltos zu schlagen, dass ich meinen Hunger völlig vergaß.
    Ryu legte beschützend den Arm um mich. »Es ist jedes Mal eine Freude, dich zu treffen, Jarl«, sagte er kühl. »Aber wenn du uns jetzt entschuldigen würdest...« Zum Abschied deutete er eine Verbeugung an und zog mich dann davon. Ich warf noch einen Blick zurück über die Schulter, ein Reflex, den ich sofort wieder bereute. Ich sah, wie Jarl Jimmu etwas ins Ohr flüsterte, und dessen Augen ließen schließlich doch noch ein Gefühl erkennen - purer, blanker Hass. Unwillkürlich beschleunigte sich mein Schritt. Ich wandte den Kopf wieder nach vorne und starrte beklommen vor mich hin.
    »Was war denn das bitte für ein Ding?«, zischte ich, als wir durch die Tür zum Speisesaal gegangen waren.
    »Welches Ding meinst du?«, fragte Ryu finster. »Das beschreibt beide von ihnen ziemlich treffend.«
    Mir lief es kalt den Rücken hinunter, als ich mir den Blick, den Jimmu mir zugeworfen hatte, noch einmal in Erinnerung rief. Neben ihm sah Stuart aus wie der Vorsitzende meines persönlichen Fanclubs.

    »Egal welcher, beide«, stammelte ich.
    Ryu rieb mit den Händen meine Oberarme, wie ein Boxtrainer, der seinen Schützling auf den Kampf vorbereitet. »Jimmu ist ein Naga, das sind bimorphe Gestaltwandler. Ihre zweite Form ist passenderweise eine Schlange.« Ich nickte - das klang einleuchtend. »Jarl hat Jimmu und seine Geschwister aufgezogen, seit sie noch ein Ei waren.« Ich verzog angewidert das Gesicht, aber Ryu hatte offensichtlich keinen Scherz gemacht. »Jimmu schlüpfte als Erster, also ist er der Stärkste von allen und außerdem derjenige, der sich Jarl am engsten verbunden fühlt. Nagas sind wie Küken, die erste Person, die sie sehen, nachdem sie geschlüpft sind, wird ihre Bezugsperson. Jedenfalls behauptet Jarl, dass er seine Naga liebt wie ein Vater, aber in Wahrheit sind sie nur sein Spielzeug. Sie tun, was immer er ihnen befiehlt.« Ryus Stimme klang bitter.
    »Und Jarl ist wie gesagt Orins und Morrigans Stellvertreter. Außerdem ist er Orins Bruder - ein paar hundert Jahre älter, aber weniger stark.«
    »Und er kann mich offensichtlich nicht leiden«, fügte ich hinzu.
    Ryu erblasste. »Jarl tut sich schwer, Menschen zu tolerieren«, lautete seine Erklärung, die das Zeug zum Euphemismus des Jahrzehnts hatte. »Und ich fürchte, mit Halblingen fällt es ihm noch schwerer.« Ryu atmete tief durch, als würde er sich wappnen. »Jane, es gibt Wesen in dieser Welt, die Halblinge verabscheuen - manche hassen sie sogar.« Ich versuchte, nicht die Augen zu verdrehen. »Was du nicht sagst«, fuhr es mir durch den Kopf, und ich musste wieder an Jimmus und Jarls hasserfüllte Blicke denken.

    »Aber die meisten werden dich akzeptieren, und viele, wie ich, glauben, dass wir euch zum Überleben brauchen und dass ihr unsere Existenz bereichert.« Schweigend dachte er nach. »Wir müssen… uns vermischen. Wir brauchen neues Blut, neue Ideen, neue Meinungen.« Er lächelte mich an und fuhr mit dem Finger die Kontur meiner Wange und meiner Lippen nach. »Ganz besonders, wenn diese neuen Meinungen von Lippen kommen, die so süß sind wie deine.« Dann küsste er mich.
    Ich wusste, dass er nur versuchte, mich abzulenken, aber es funktionierte. Ich hatte das dumme Gefühl, dass das nicht das letzte Mal war, dass mein Status als Halbling ein Thema wurde, aber für heute wollte ich es gut sein lassen. Ich war daran gewöhnt, verachtet zu werden, und ich hatte Hunger . Mein Magen hatte sich inzwischen von der Begegnung mit dem schaurigen Paar erholt und fing wieder an, wild um sich zu treten. Meine Augen schielten flehentlich zu dem Essen hinüber, das nur wenige Meter von uns entfernt angerichtet war.
    Ryu folgte meinem Blick und lachte. »Komm, Jane, nicht, dass du mir noch verhungerst.« Dann seufzte er theatralisch: »Ich fürchte, du magst mich nur, weil ich dich füttere.«
    Da hatte ich mir bereits einen Teller geschnappt und

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