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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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zu tun, und man munkelt, dass sie ziemlich groß ist.«
    Ich grinste: »Deshalb also die weite Hose...«
    »Nicht nur topmodisch, sondern auch praktisch«, bestätigte Ryu grinsend.
    Wir kamen der Tür, die uns vom Abendessen trennte, immer näher, und mein Magen trieb mich vorwärts wie ein Jockey sein Pferd mit der Reitgerte kurz vor der Ziellinie. Ich hatte bereits die Führungsposition übernommen und strebte so schnell wie möglich auf den Speisesaal zu, als ich merkte, dass Ryu stehengeblieben war. Ich fluchte innerlich, aber ich drehte mich nach ihm um und bemühte mich um ein zuckersüßes Lächeln. Doch dieses Lächeln erstarb, als ich sah, wer uns da aufhielt: die bleiche Kreatur mit der Römerfrisur, die bei unserer Begrüßung verstohlen hinter dem König und der Königin gestanden hatte. Und wenn mir dieser Kerl schon Angst machte, dann gefror mir beim Anblick des Wesens, das hinter ihm stand, das Blut in den Adern.
    Ryu stellte mich vor, und ich konnte mir nur mit Mühe verkneifen, mich ängstlich hinter seinem Rücken zu verstecken. Zwar strahlte der Cäsar-Verschnitt keine pure Verachtung mehr aus wie bei unserer letzten Begegnung, aber ich kannte die feinen Abstufungen der Abscheu aus Erfahrung.
Auf einer Skala von eins bis zehn zeugte sein missbilligender Blick von einer astreinen Achtdreiviertel, vielleicht sogar von einer Neun.
    »Jane, das ist Jarl, Orins und Morrigans Stellvertreter. Jarl, das ist Jane True.«
    »Hocherfreut«, log Jarl mir ins Gesicht.
    »Heuchler«, dachte ich und hörte mich gleichzeitig sagen: »Ebenso.«
    Meine Augen schnellten misstrauisch zu der Kreatur, die hinter Jarl stand. Es war nicht bloß sein Stil, der mich alarmierte, auch wenn er es damit ganz klar darauf anlegte zu schockieren. Er war in schwarzes Leder und zerfetzte Jeans gekleidet, und sein bereits ziemlich martialisches Erscheinungsbild wurde noch von einem leuchtend blauen Irokesenschnitt gekrönt. Außerdem trug er an jeder nur erdenklichen Körperstelle Piercings. Seine Ohren und die Augenbrauen waren übersät damit, und über seiner Oberlippe hatte er so etwas wie metallene Stoßzähne. Aus jeder seiner Wangen ragten jeweils drei Spitzen, und seine Stirn zierte eine Reihe von kleineren Zacken. In der Nase trug er einen schweren Nasenring wie ein Stier. Die Haut an seinem Hals durchbohrten Sicherheitsnadeln ähnlich wie bei dem fiesen Kerl aus Highlander , nur dass er damit keine Narbe verbergen wollte, sondern er hatte sich einfach nur so zum Spaß Dutzende von Löchern in die Haut gestochen.
    Doch eine Körperstelle, die man bei der Ausstattung noch erwartet hätte, war nicht gepierct: die Zunge des furchteinflößenden Kerls. Aber das war nur aus dem einzigen Grund, dass er keine menschliche Zunge hatte - seine sah eher aus wie die einer Schlange, ganz schmal und mit
gespaltener Spitze. Beinahe hätte ich gekreischt, als sie aus seinem Mund herausschnellte.
    Aber selbst die Zunge war nicht das Schlimmste an ihm; was mich am meisten verunsicherte, waren seine Augen. Sie wirkten tot - milchig wie die einer Leiche und genauso leblos. Als mich sein Blick streifte, erschauderte ich. Angesichts dieser Augen verblasste jedes Unbehagen und jede Beklommenheit, die ich beim Anblick einiger anderer Mitglieder des Alfar-Hofes bisher verspürt hatte. Wenn ich es mir recht überlegte, verunsicherte er mich nicht nur, ich machte mir vor Angst fast in die Hosen.
    »Ich könnte schwören, ihn schon einmal gesehen zu haben«, dachte ich und überlegte fieberhaft. Aber das war natürlich Blödsinn. Jemanden mit so markantem Aussehen hätte ich auf jeden Fall sofort wiedererkannt. In Rockabill wäre er jedenfalls ein klein wenig aus der Menge herausgestochen.
    Jarl beobachtete aufmerksam, wie ich verstohlen seinen Begleiter in Augenschein nahm, und ich merkte, dass er die Angst, die ich zweifelsohne ausstrahlte, geradezu genoss. Auch Ryu neben mir wirkte angespannt, und ich rückte näher an ihn heran, um mich an seine Seite zu pressen.
    »Jimmu...«, sagte Jarl, und seine Stimme klang hoch und weinerlich, was mir ein wenig die Angst vor ihm nahm. Zumindest bis zu mir durchgesickert war, dass er mit Jimmu Totenauge meinte und gerade versuchte, uns vorzustellen. Ich für meinen Teil wäre lieber den vier apokalyptischen Reitern gleichzeitig auf einer Swinger-Party vorgestellt worden.
    »… das ist Jane«, führte Jarl mit dem Anflug eines spöttischen Grinsens um die Lippen den Satz zu Ende.

    »Was für ein Monster«,

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