Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising
war dabei, Essen darauf zu häufen. Doch ich nahm mir einen Moment und warf ihm über die Schulter einen aufreizenden Blick zu. »Eigentlich mag ich dich nur, weil du mit meiner Kiki spielst wie Jimi Hendrix mit seiner Gitarre.« Ich grinste über den verdutzten Blick, den er mir zuwarf, und musste dann lachen, als ich sah, dass seine Fänge mit Warp-Geschwindigkeit
hervortraten. Er streckte die Hand nach mir aus, aber ich entwand mich ihm geschickt und griff im Gehen noch nach einem Hühnerschlegel.
Ich ließ ihn einfach kopfschüttelnd stehen, während ich meinen Teller weiter mit allerlei Leckerbissen füllte. Ich wusste, dass ich für diese Bemerkung später, wenn wir alleine waren, noch büßen würde.
Zumindest hoffte ich das.
KAPITEL 18
N achdem ich gegessen hatte, konnte ich kaum noch die Augen offen halten. Wir hatten ein Eckchen abseits des Trubels gefunden, um in Ruhe essen zu können. Ich war von den ganzen Leckereien und den Anstrengungen des Tages so erschöpft, dass mein Kopf immer wieder wegnickte wie bei einem Narkoleptiker. Ich saß an Ryu gelehnt da, der abwesend vor sich hinstarrte. Er dachte wohl über die Ereignisse des Tages nach. Ich ließ ihn vor sich hin brüten, bis ich mir mit einem besonders heftigen Gähnen beinahe den Kiefer ausrenkte.
Ryu sah mich mit zusammengekniffenen Augen prüfend an. »Du musst schwimmen«, stellte er fest.
»Hm?«, fragte ich schläfrig.
»Du musst schwimmen gehen. Deine Energiereserven sind fast aufgebraucht, du musst ins Wasser.«
Was er sagte, leuchtete mir ein. Anstatt der normalerweise vier oder fünf Stunden Schlaf hatte ich die letzten beiden Nächte an die sieben Stunden geschlafen. Trotzdem fielen mir nun die Augen zu, und es war gerade mal neun Uhr abends.
»Draußen gibt es einen Pool. Er ist wie ein künstliches Meer für alle Wasserelementarwesen, die am Hof zu Besuch sind. Die Alfar achten darauf, dass er immer mit frischer Energie geladen ist. Wir können gleich hin, wenn du willst.«
Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter, und er strich mir übers Haar. Eigentlich genoss ich es gerade, einfach hier zu sitzen und Übersinnliche anzuschauen. Mein Bauch war voll, ich hatte einen Stuhl, auf dem ich sitzen und meine wunden Füße ausruhen konnte, und einen gut aussehenden Mann, der mir den Nacken massierte. Aber der Gedanke, ins Wasser einzutauchen, war schon sehr verlockend, und nachdem ich Ryus liebevolle Fürsorge noch einen Moment genossen hatte, raffte ich mich auf.
»Bist du sicher, dass du hier heute Abend nichts mehr zu tun hast?«, fragte ich ihn.
Ryu runzelte die Stirn. »Nein. Nyx scheint nicht mehr aufzutauchen, und ich will sie nicht vorwarnen, indem ich nach ihr frage. Hier im Verbund kann keiner auch nur einen Muskel bewegen, ohne dass alle anderen davon Wind bekommen. Also schauen wir mal, ob sie morgen auftaucht, und falls nicht, dann ändern wir eben unsere Strategie.« Er zuckte mit den Schultern. »Und in der Zwischenzeit können wir unseren Aufenthalt hier genauso gut genießen.« Er spreizte demonstrativ die Finger. »Außerdem muss ich heute noch meine Fingerübungen machen«, sagte er und sah mich mit hochgezogener Braue neckisch an. Ich lachte, doch gleichzeitig spürte ich, wie eine leichte Hitzewelle meine Leistengegend erfasste.
Als er meine Hand nahm, folgte ich ihm nur zu gern.
Wir nahmen einen anderen Seitenausgang und betraten einen langen Flur, von dem verschiedene Türen abgingen. Nun, da ich nicht mehr wie benommen von den bloßen Ausmaßen des Hofes war, konnte ich mich besser auf die Details konzentrieren. Allerdings hatte ich Schwierigkeiten, das, was ich sah, treffend zu beschreiben, denn der Stil war anders als alles, was ich je gesehen hatte. Man muss sich das ganze Anwesen in etwa vorstellen wie von zeitreisenden Zauberern erdacht, die eine Schwäche für Antiquitäten haben, aber versuchen, mithilfe von Naturmaterialien eine moderne Anmutung zu erreichen. Im Grunde war es ein totaler Stilmischmasch und trotzdem in sich stimmig. Es erinnerte mich eher an die Steampunk-Ästhetik aus Filmen wie Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen oder Der Goldene Kompass als an die kathedralenähnlichen Elbenstädte aus Herr der Ringe oder an den glatten Yuppie-Minimalismus der Vampirverstecke in Blade . Und obwohl alles sehr ästhetisch war, wirkte es gleichzeitig praktisch und behaglich. Es hatte nichts von einem nüchternen Verwaltungsgebäude, sondern war sehr luxuriös und dennoch im Dienste der
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