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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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Beim Anblick dieser Waffe hätte ich am liebsten sofort Reißaus genommen, und dennoch stand ich einfach wie angewurzelt da.
    Eine Weile verharrten wir so und starrten uns gegenseitig an. Ich glaube, er war über meine Anwesenheit genauso überrascht wie ich über seine. Gott sei Dank hatte er das Schwert nicht noch gezückt, sonst hätte ich mir nämlich mit großer Wahrscheinlichkeit in die Hosen gemacht. Alles, was ich über Schwerter wusste, kannte ich aus Highlander , und dieses sah eindeutig so aus, als könne man damit leicht jemandem den Kopf abschlagen.
    Irgendwann ließen sich meine Füße doch bewegen, und ich machte den Fehler, einen Schritt zurückzuweichen. »Niemals Angst zeigen«, kam es mir in den Sinn, aber zu spät. Jimmus eiskalte Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, und er kam auf mich zu.
    Zwischen uns lag der Pool, den er erst noch umrunden musste, also hatte ich genug Zeit loszurennen, durch das schmiedeeiserne Tor zu entkommen und mich im Verbund in Sicherheit zu bringen. Aber ich rührte mich nicht, war wie hypnotisiert von Jimmus geschmeidigen, schlängelnden Bewegungen. Während er näher kam, starrte er mir weiter in die Augen, und ich wusste plötzlich, wie Mogli sich gefühlt haben musste, als er auf die Schlange Ka traf. Jimmus gefühllose Augen hielten mich gebannt, seine schlangenhaften Bewegungen betäubten meine Reflexe. Ich zweifelte nicht daran, dass er mich töten wollte - und dennoch
stand ich dort wie erstarrt, als würde ich nicht auf meinen Mörder, sondern auf meinen Geliebten warten.
    Das bedeutete allerdings nicht, dass ich nicht von Panik erfasst wurde. Angst durchflutete mein Nervensystem, und all die Stimmen in meinem Kopf brüllten mich an, ich solle endlich in die Gänge kommen, fliehen, mich verdammt noch mal aus dem Staub machen. Aber auch diese Stimmen konnten nichts gegen Jimmus hypnotischen Blick ausrichten.
    Plötzlich war da noch ein anderes Geräusch. Es kam von dem versteckten Pfad, über den auch Jimmu am Pool aufgetaucht war. Er hielt inne, und seine Schlangenzunge blitzte zwischen den Lippen auf. Doch er hielt die Augen weiter auf mich gerichtet, so dass ich mich nicht bewegen konnte.
    »Er züngelt wie eine Schlange«, fuhr es mir durch den Kopf, und ich erschauderte.
    Ich konnte meinen Retter nicht sehen, aber irgendwer war da, denn es raschelte in den Pflanzen. Jimmus Augen verschmälerten sich wieder, und dann sah er in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Endlich war der Augenkontakt mit ihm unterbrochen. Ich atmete lautstark aus, als der Zauber, unter dessen Einfluss ich gestanden hatte, sich legte.
    Endlich drehte ich mich um und rannte auf das Tor zum Hof zu, weg von Jimmus Hypnoseblick. Doch im Davonlaufen sah ich noch, wie der Naga sein Schwert zückte und im Gestrüpp verschwand. Er verfolgte denjenigen, der ihn in seinen mörderischen Absichten gestört hatte. Als ich durch das Tor rannte, dankte ich meinem geheimnisvollen Retter aus tiefster Seele. Ich wusste, dass es nicht nur
ein Kaninchen gewesen sein konnte, denn Jimmus Gesicht hatte mir verraten, dass er denjenigen, wer auch immer es war, wiedererkannt hatte. Ich hoffte inständig, dass mein Retter auch wusste, worauf er sich einließ, indem er Jimmus Wut auf sich zog.
    Mittlerweile war ich wieder im Verbundsgebäude angekommen, aber dennoch hörte ich nicht auf zu rennen, bis ich jemandem begegnete. Ein Puma, von dem ich hoffte, dass es sich dabei um einen Nahual handelte und nicht um einen echten, sah mich neugierig an, als ich an ihm vorbeihastete. Dann zuckte er mit den Schultern und ging kopfschüttelnd weiter. Schließlich kam ich in einen großen Raum, in dem noch einige andere Wesen herumschwirrten. Es war eine Art Musiksaal, zumindest deuteten die Instrumente, die dort an den Wänden standen, darauf hin. Ich nutzte die Gelegenheit, beugte mich erschöpft vornüber und stützte mich mit den Händen auf den Knien ab. Ich japste nach Luft und hatte schreckliches Seitenstechen. Außerdem musste ich mein Handtuch wohl irgendwo auf dem Weg verloren haben. Ich war schweißgebadet, hauptsächlich deshalb, weil meine Nerven blanklagen, und zitterte am ganzen Leib. Anders ausgedrückt, ich sah in etwa so hervorragend aus, wie ich mich fühlte.
    Außerdem hatte ich keine Ahnung, was ich jetzt tun sollte. Natürlich war mir klar, dass ich so schnell wie möglich zu Ryu ins Zimmer zurückkehren musste, denn er war der Einzige, dem ich hier trauen konnte. Ich musste ihm dringend

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