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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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wie die unheimliche Stichflamme, mit der Ryu das Schreiben von Gretchen verbrannt hatte.
    An diesem Abend hatte es bereits eine Menge Geräusche gegeben, die ich noch nie gehört hatte und nie wieder hören wollte, wie etwa diejenigen, die aus Jimmus Leichensack gekommen waren. Doch der nächste Laut, den ich im Saal vernahm, war einer, den ich mit ziemlicher Sicherheit wiedererkannte.
    Es war der unverwechselbare Klang der Kacke, die am Dampfen war.
    Mit einem erbitterten Schrei löste sich Jimmu aus dem Kreis der Nagas und stürzte sich direkt auf Ryu.
    Doch der war darauf vorbereitet und streifte blitzschnell sein Jackett ab, während Wally zwei Krummschwerter aus seiner Pluderhose zauberte. Der Dschinn warf Ryu eine der bedrohlich aussehenden Klingen zu, und die beiden nahmen Seite an Seite ihre Verteidigungsposition ein. Fasziniert wurde ich Zeuge, wie Ryu auf Jimmus Angriff mit Neos berühmter Ausweichbewegung aus dem Film Matrix reagierte.
    Die kleine Hirnregion, die noch eine Spur von Kontrolle über die Situation behielt, fragte sich verwundert, was Wally wohl noch so alles in seiner Hose hatte. »Vielleicht einen Weg hier raus«, grübelte ich, während Jimmus Schwert mit einem lauten Klirren auf Ryus traf. Bei diesem Geräusch schwärmten auch die restlichen Nagas aus und griffen an unterschiedlichen Stellen des Saals an. Als Reaktion darauf zückten die Anwesenden Knüppel und zauberten alle möglichen Waffen unter Röcken, Mänteln und sogar
aus dem Nichts hervor. Die Nahual verwandelten sich allesamt in Löwen, Tiger oder Bären, während die Alfar allerlei leuchtende Kugeln, die sie als Wurfgeschosse gegen die Nagas einsetzten, oder lichtschwertartige Gebilde hervorbrachten.
    Inzwischen schienen die Nagas - die, wie ich mir selbst in Erinnerung rufen musste, ja nur zu neunt waren - überall auf einmal zu sein. Drei hatten sich in große schwarze Schlangen verwandelt. Sie waren riesig: lang wie Wohnwagen und dick wie drei Wrestler. Ihre Giftzähne erschienen mir so groß wie mein eigener Körper, und sie hatten Nackenschilde wie Kobras, mit roten Schuppen an der Innenseite.
    Doch die sechs von ihnen, die ihre menschliche Gestalt behalten hatten, wirkten nicht weniger bedrohlich als ihre Schlangengeschwister. Sie bewegten sich genauso geschmeidig und unerbittlich vorwärts wie Wasser, das aus einem Glas floss, und schlugen mit ihren glühenden Schwertern eine Schneise vor sich. Entsetzt sah ich mit an, wie eine Nagafrau einen Nahual in Tigerform niederstach. Die Raubkatze hatte sich von einem Tisch hinter der Schlangenfrau auf sie gestürzt, doch diese war rechtzeitig herumgewirbelt und hatte den Tiger mit einem gezielten Hieb in zwei Teile geschnitten. Und nun rührte sich keine der beiden Hälften mehr.
    Ähnliches Gemetzel ging überall im Saal vonstatten, doch meine Aufmerksamkeit kehrte schnell wieder zu Jimmu und Ryu zurück, die noch immer erbittert gegeneinander kämpften. Sie schwangen ihre Schwerter so schnell, dass die Bewegung verschwamm und ich nicht mehr erkennen
konnte, wer überlegen war. Ich hatte den verzweifelten Wunsch, dem Mann, den ich liebte, zu helfen, aber ich sah keine Möglichkeit, auch nur in seine Nähe zu kommen. Ich überlegte kurz, ob ich einen Stuhl nach Jimmu werfen sollte, aber dann stellte ich mir vor, aus Versehen Ryu zu treffen und verwarf den Gedanken wieder. Noch nie in meinem Leben hatte ich mich so hilflos gefühlt.
    Ein Gefühl, das sich noch verschärfte, als ich merkte, dass irgendjemand den Tumult zu nutzen schien, mich in den Hintern zu kneifen. Ich zuckte zusammen und fuhr herum, nur um festzustellen, dass Wally sich irgendwie von hinten an mich herangepirscht hatte. Er grinste mich mit funkelnden Augen an, und ich machte einen Schritt zurück. Vertrau niemandem, hatte Ryu mir geraten, und seine Worte klangen noch immer in meinem Kopf nach.
    Aber Wally wollte mir nichts tun. »Bring dich in Sicherheit, Halbling«, sagte er. »Dein Bettgenosse ist beschäftigt, und es könnte hässlich werden.«
    »Bettgenosse?«, dachte ich fassungslos. »Und was zum Teufel meint er mit ›Es könnte hässlich werden‹?«
    Aber ich nahm mir Wallys Ratschlag zu Herzen. Mit einem letzten besorgten Blick auf die beiden Kämpfenden umklammerte ich meine Schuhe und machte mich so unauffällig wie möglich aus dem Staub.
    Plötzlich wurde die Halle durch eine Explosion erschüttert. Der König und die Königin mischten sich endlich in das Kampfgeschehen ein und hatten zwei

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