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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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Halle.
    Ich fand mich auf einem der endlos langen Flure des Verbundsgebäudes wieder. Dieser hier war eng und hatte Wände aus dunklem Stein. Nur wenige Türen schienen von ihm abzugehen. Ich gab meinen Augen einen Moment Zeit, um sich an das trübe Licht zu gewöhnen, bevor ich weiterging. Ein paar Sekunden später vernahm ich ein Geräusch, das mich unwillkürlich innehalten ließ, bis mir klarwurde, dass es von mir selbst ausging. Ich weinte - der Schreck der Ereignisse dieses Abends saß mir tief in den Knochen. Aber ich beschloss, mich nicht um meine Tränen zu kümmern, sondern mich darauf zu konzentrieren, einfach immer weiter zu gehen.
    Das bedeutete jedoch auch, dass ich die Schritte meines Angreifers nicht hörte. Gerade war ich noch stur vor mich hin gestapft, und schon drückte mich jemand gegen die Wand und quetschte mir mit einer Hand die Luft ab.
    »Oh verdammt«, dachte ich noch, als alles um mich herum grau wurde. »Das hätte ich kommen sehen müssen.«

KAPITEL 24

    J arl war ganz offensichtlich nicht erfreut, mich zu sehen.
    »Du Schlampe!«, fauchte er mit verzerrtem Gesicht. »Du blöde Halbblut-Schlampe, du hast alles ruiniert!« Er schluchzte fast vor Wut.
    »Er hat sie wirklich geliebt«, bemerkte mein analytisches Hirn scharfsinnig. »Ryu hat sich getäuscht. Die Nagas waren für Jarl wirklich wie seine Kinder. Und Ryu und ich sind schuld daran, dass sie nun tot sind.«
    Doch die kühle Analyse der heutigen Geschehnisse wurde übertrumpft von der Reaktion meines Körpers auf die Tatsache, dass mir gerade jemand ans Leben wollte. Jarl begnügte sich nicht etwa damit, mich kurz und schmerzlos zu erwürgen, sondern erhöhte stattdessen mehr und mehr den Druck auf meine Luftröhre und starrte mir hasserfüllt in die Augen, während er langsam das Leben aus mir herausquetschte. Er wollte jede Sekunde meines Sterbens auskosten.
    Der Schmerz wurde immer stärker, und mir schwanden die Sinne. Ich wünschte, ich könnte sagen, dass mein Leben
an mir vorüberzog oder dass ich meinem Schöpfer gegenübertrat oder dass ich irgendeine andere Erscheinung hatte, bei der ich den Sinn des Lebens erkannte. Aber da mein zweiter Name »Abartig« ist, konnte ich an nichts anderes denken als daran, wie Wally bloß all das Zeug in seiner Hose versteckt. Besonders die Schwerter. Das war doch sicher gefährlich.
    Kurz bevor mir schwarz vor Augen wurde, nahm ich aus dem Augenwinkel noch einen Schatten wahr. Plötzlich ließ Jarl von mir ab. Mit einem zischenden Laut strömte Luft zurück in meine Lunge. Durch meine gequetschte Kehle zu atmen, tat weh, aber der Schmerz konnte dem Atemreflex meines Körpers nichts entgegensetzen. Ich spürte, wie ich langsam an der Wand hinunterrutschte, bis ich auf der Seite zu liegen kam. Ich konnte Jarls Stiefel erkennen und riesige Pfoten, die vor mir herumtanzten, während mein Sehvermögen abwechselnd aussetzte und wieder zurückkehrte. In einem Moment war alles um mich herum schwarz, und im nächsten ging das Licht wieder an, die Stiefel waren gefährlich nah vor meinem Gesicht, und dann wurde es auch schon wieder dunkel. Als ich wieder etwas wahrnahm, waren die Pfoten zwischen mir und den Stiefeln, doch dann fingen sie an zu flimmern, und mir wurde wieder schwarz vor Augen. Plötzlich waren da zwei Fußpaare, eines in Stiefeln und das andere nackt, bevor ich erneut in Dunkelheit versank. Ein Geräusch holte mich zurück ins Licht, und ich glaubte, Jarl durch die Luft fliegen und mit einem lauten Krachen gegen die Wand prallen zu sehen. Dann war wieder alles schwarz, aber ich spürte, wie mich jemand aufsetzte. Eine Hand legte sich um meinen Hals, ganz sanft
diesmal, und eine Stimme, die klang wie unter Wasser, sagte mir, ich solle stillhalten, damit sie mir helfen könne. Wohlige Wärme durchströmte meinen Körper, und meine Sehkraft kehrte so weit zurück, dass ich ein verschwommenes Gesicht vor mir erkennen konnte. Erleichtert schloss ich die Augen, als der Schmerz in meiner Kehle langsam nachließ. Mein Gehirn versuchte hastig, die Geschehnisse zu rekonstruieren.
    »Jarl«, fuhr es mir durch den Kopf, und ich sah hinüber zu dem Alfar, der noch immer an der Wand lag. Ich kniff die Augen zusammen und wimmerte, als ich sah, dass in seinen zusammengesunkenen Körper wieder Bewegung kam.
    »Mist!«, fluchte die Stimme vor mir, die ganz offenbar ebenfalls wahrgenommen hatte, was ich gesehen hatte. Während die Hände des Fremden so sanft waren wie die einer Mutter, klang seine

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