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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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dreinzuschauen, aber das war nun wirklich lächerlich. Ich war Jane True aus Rockabill in Maine. Aber ich war doch nicht der halb-übernatürliche
Spross aus der Liebesaffäre einer Robbenfrau mit einem Menschenmann. Wenn dem so wäre, dann wäre ich sicher größer geraten … auf jeden Fall irgendwie imposanter.
    Doch als ich Nell forschend ansah, wurde mir klar, dass diese Gedanken völlig abwegig waren.
    Ich musste auch daran denken, wie meine Mutter erschienen war, wie aus dem Nichts, und dass sie dann auf genauso unerklärliche Weise wieder verschwunden war. Auch mein außergewöhnliches Schwimmtalent und meine Unempfindlichkeit Kälte gegenüber kamen mir in den Sinn. Ich erschauderte. Mein Hals war wie zugeschnürt, als ich langsam anfing zu akzeptieren, dass die winzige Frau vielleicht die Wahrheit sprach.
    »Wir hatten ein wachsames Auge auf dich, seit deine Mutter fort ist. Sie musste ins Meer zurückkehren. Du hast leider die Fähigkeit, deine Gestalt zu wandeln, nicht geerbt, also war sie gezwungen, dich zurückzulassen. Wenn du fast ausschließlich menschlich gewesen wärst, hätten wir dich dein Leben einfach leben lassen, ohne uns zu offenbaren. Aber du hast außergewöhnliche Kräfte. Trotzdem wollten wir eigentlich erst auf dich zukommen, wenn du noch etwas reifer geworden bist, doch was du neulich Nacht getan hast, machte es erforderlich, dass wir uns nun früher kennenlernen.«
    »Meine Kräfte?«, fragte ich verwirrt. »Was habe ich denn getan?«
    Nells Lächeln erstarb. »Der Tote, den du im Meer gefunden hast, war auch ein Halbling wie du. Er war halb übernatürliches Wesen, halb Mensch. Peter Jakes stand anscheinend im Dienst von … von einigen sehr mächtigen Wesen. Er
scheint sich in ihrem Auftrag hier in dieser Gegend aufgehalten zu haben. Sein Mord muss von unserer Gemeinschaft untersucht werden, und da du die Leiche gefunden hast, werden wir dich im Rahmen der Ermittlungen befragen müssen.«
    Das war ein viel prosaischerer Grund für den »ersten Kontakt«, als ich mir ausgemalt hatte, und ziemlich ernüchternd.
    Meiner Stimme war meine Verärgerung anzuhören. »Das heißt also, wenn ich nicht zufällig Peters Leiche gefunden hätte, dann hättet ihr mich noch ein paar Jahre länger über meine Herkunft im Ungewissen gelassen? Ich bin sechsundzwanzig Jahre alt. Wann hattet ihr denn bitte vor, mich einzuweihen - wenn ich in Rente gehe, oder was?«
    Nells Lächeln kehrte strahlend zurück. »Kind, denn für mich bist du noch ein Kind, das Menschenalter hat für uns nichts zu bedeuten, und für dich wird es auch nicht so wichtig sein. Du beherrschst die Elemente außergewöhnlich gut. Obwohl du keine Formwandlerin bist, hast du von deiner Mutter so starke Kräfte geerbt, als wärst du eine. Das Alter wird sich auf dich weniger auswirken als auf die Menschen. Glaub mir, du hast erst einen winzigen Bruchteil der Lebenszeit, die sich vor dir erstreckt, hinter dich gebracht.«
    Mir war klar, dass Nell dachte, das wäre eine gute Nachricht, aber mein Kopf rebellierte mit aller Macht gegen das, was sie mir da sagte.
    »Das ist doch verrückt. Ich war im Krankenhaus. Und damit meine ich richtig im Krankenhaus. Dort hat man mich gründlich untersucht und so ungefähr jeden Test gemacht, den es gibt, und niemals kam dabei etwas heraus wie: gute Herz- und Lungenfunktionen und Seehundblut, das bedeutet, sie wird ewig leben. Das ist doch irre! Ich
kann nicht ewig leben, ich will es auch gar nicht. Mein Leben ist jetzt schon ätzend genug …« Erst jetzt überkam mich das wahre Grauen dessen, was Nell mir gerade so unbekümmert mitgeteilt hatte. Würde ich für ganze Generationen in Rockabill etwa die verrückte Jane sein?
    »Wenigstens wirst du so die Gelegenheit haben, auf Stuarts und Lindas Gräbern zu tanzen«, steuerte wenig hilfreich eine hämische Stimme in meinem Kopf bei.
    Nell unterbrach meine boshaften Gedanken. »Keine Sorge, mein Kind«, sagte sie. »Du wirst nicht ewig leben. Nur ziemlich lange. Auf jeden Fall bist du nicht unsterblich. Du kannst durchaus getötet werden. Aber menschliche Sorgen wie Zeit, Alter, Geburtstage und so etwas werden dir nach ein paar Jahrhunderten immer weniger bedeuten.«
    »Na großartig. Das glaube ich allerdings auch«, schnaubte ich sarkastisch. »Wahrscheinlich genau dann, wenn ich vor Einsamkeit durchdrehe, weil ich in einer abgeschiedenen Hütte vor mich hin vegetiere und niemand mehr die Alte, die einfach nicht sterben will, besuchen kommt. Das wird

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