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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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Mittagessen, oder wollten sie mich eigentlich nur ihren grausamen Göttern opfern? Falls sie darauf hofften, dass ich noch Jungfrau war, dann musste ich sie leider enttäuschen …
    »Mir ist klar, dass du verunsichert sein musst, weil du nicht weißt, was hier vor sich geht, aber keine Angst, du bist hier absolut sicher«, sagte die winzige Alte. »Ich bin Nell und das …«, sie zeigte auf die graue Seetang-Frau, »ist Trill.« Trill schenkte mir wieder ihr verschlagenes Grinsen, aber nun, da sie einen Namen hatte, wirkte auch das nicht mehr ganz so beängstigend auf mich.

    »Anyan hast du ja schon kennengelernt«, sagte sie und zeigte auf den riesigen Hund. Wieder schien sie eine Reaktion von mir zu erwarten.
    »Er hat ziemlich frischen Atem«, sagte ich. Es war das Erste, was mir in den Sinn kam. »Ich meine, für einen Hund …«, präzisierte ich.
    »Ja«, antwortete sie und grinste noch breiter, falls das überhaupt möglich war. »Er ist sehr reinlich. Und bei deiner Stirn hat er ganze Arbeit geleistet.«
    Ich tastete mit der Hand über meine Augenbraue und konnte dort keine Wunde mehr spüren. Die Verletzung war völlig verschwunden, nur wenn ich fester drückte, war die Stelle noch etwas schmerzempfindlich. »Was zum Teufel?«, dachte ich und starrte den Hund misstrauisch an. Wie zur Antwort wedelte Anyan mit dem Schwanz und streckte sich im Sand aus. Für einen Höllenhund wirkte er jetzt so niedlich, dass ich fast lächeln musste. Er sah mich an, und ich hätte wetten können, er zwinkerte mir zu. Aber wahrscheinlich hatte ich mir den Kopf nur härter angeschlagen als angenommen. Apropos …
    »Warum war er überhaupt hinter mir her?«, fragte ich und musste wieder an meine panische Flucht durch den Wald denken. »Wenn die drei hier so nett waren, warum haben sie mich dann erst in Todesangst versetzt und in Kauf genommen, dass ich mir beinahe selbst den Schädel einschlage?«
    »Das tut uns leid«, hörte ich Trill mit glitschiger Stimme sagen, als habe sie meine Gedanken erraten. »Es ist nur so, dass der erste Kontakt immer ein wenig heikel ist. Normalerweise überstürzen wir es auch nicht gar so, aber wir
konnten nicht länger warten. Wir mussten dich noch heute Nacht treffen. Und heute treibt sich alles Mögliche im Wald herum, also mussten wir ein wenig Aura zu Hilfe nehmen, um dich hierherzulotsen.«
    Sie sah mich an, als müsste ich verstehen, was sie sagte. Also starrte ich einfach verständnislos zurück. Langsam wurde mir dieses Spielchen wirklich zu bunt.
    »Hören Sie, ich habe wirklich keine Ahnung, wovon Sie sprechen. Da müssen Sie mir schon etwas auf die Sprünge helfen. Ich nehme mal an, dass Sie mit Aura keine Frauenzeitschrift meinen. Welcher erste Kontakt ? Und was meinen Sie bitte schön überhaupt mit Aura?«
    Jetzt, da ich angefangen hatte, Fragen zu stellen, fiel mir plötzlich die naheliegendste ein. »Und was für komische Wesen seid ihr überhaupt?«
    Nell und Trill sahen sich vielsagend an, bis Nell schließlich meinte: »Wie viel hat dir deine Mutter denn erzählt von sich und… ihrer Familie?«
    Jetzt war ich völlig baff. Mit nichts hätte ich in diesem Moment weniger gerechnet, als dass sich dieses eigenartige Gespräch plötzlich um meine geheimnisvolle Mutter und ihre unbekannte Herkunft drehen würde.
    »Von ihrer Familie? Gar nichts. Sie war offensichtlich zu sehr damit beschäftigt, mich im Stich zu lassen, als dass sie die Zeit gehabt hätte, mir von ihrer Verwandtschaft zu erzählen«, sagte ich spitz. Okay, na und, dann war ich eben verbittert.
    Nell seufzte. »Dann ist es natürlich noch komplizierter.« Sie hatte denselben angestrengten Gesichtsausdruck wie meine Lehrer früher, wenn wir irgendeine Sache nicht verstanden
und sie wussten, dass sie nun die ganze Stunde damit verbringen mussten, es in Idiotensprache zu übersetzen.
    »Deine Mutter war wie wir nicht richtig … menschlich«, sagte Nell schließlich. »Sie war eher … so wie Trill hier.«
    Ich verzog das Gesicht. Ich war zwar erst sechs Jahre alt gewesen, als meine Mutter verschwunden war, aber ich konnte mich sehr wohl daran erinnern, dass sie weder grau noch glitschig noch seetangig gewesen war. Im Gegenteil - sie war wunderschön. Und was sollte das bitte schön heißen: nicht menschlich? Na gut, Trill war ganz offensichtlich kein Mensch, aber meine Mutter war ebenso offensichtlich nicht wie sie gewesen, ergo war meine Mutter auch nicht nicht menschlich. Ja, okay, ich gebe es zu, ich hatte

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