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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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Feindseligkeit ihm gegenüber musste eigentlich ebenfalls Aufmerksamkeit erregt haben. Aber niemand im Trog schenkte uns Beachtung. Es war fast so, als wären wir in diesem Moment gar nicht richtig vorhanden.
    Während Amy ihn weiter taxierte, lächelte Ryu mich an. Er hatte meinen erschrockenen Blick bemerkt.
    »Keine Sorge, Jane. Niemand beachtet uns, wenn ich das nicht will. Und im Moment will ich es nicht.« Ich wollte ihn gerade mit allerlei Fragen bombardieren, da schien Amy zu einer Entscheidung gelangt zu sein: »Also gut.« Ihr Verhalten normalisierte sich, und sie war wieder ganz die lässige Surfer-Bedienung. »Was wollt ihr essen?«
    Ich bestellte Limonade und meinen obligatorischen Thunfischtoast und Ryu eine Cola, nachdem er erfahren hatte, dass im Trog kein Alkohol ausgeschenkt werden durfte. Als er sein Steak bestellt hatte, fragte Amy sarkastisch: »Lass mich raten, du willst es sehr blutig? Am liebsten roh, oder?« Er grinste sie an, und sie verdrehte entnervt die Augen. »Ich bringe euch gleich die Getränke, Leute«, sagte sie und gab mir mit den Speisekarten noch einen freundschaftlichen Klaps auf den Kopf, bevor sie davonging.
    »So«, sagte ich, sobald sie außer Hörweite war. »Was soll das heißen, sie beachten dich nicht, wenn du das nicht willst? Und was für ein Wesen ist Amy dann bitteschön?«
Ich hielt inne und dachte einen Moment nach, bevor ich fortfuhr: »Und überhaupt, was bist du eigentlich? Wie hat sie dich erkannt?«
    Ryu lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und lächelte mich selbstzufrieden an. Ich hatte das Gefühl, er genoss seine Rolle als Fremdenführer durch die übernatürliche Welt.
    »Sie hat mich erkannt, weil ich eine Art umgekehrte Aura anwende. Ich bin in offiziellem Auftrag hier, also sende ich meine Präsenz, meine Referenzen sozusagen, an die Einheimischen hier. Allerdings auf eine Weise, die nur andere Übernatürliche empfangen können. Anders können wir uns gegenseitig kaum erkennen, obwohl einige von uns natürlich herausstechen. Ein Satyr ist zum Beispiel nur schwer zu übersehen. Schon alleine wegen seiner Hörner und der fehlenden Hose.«
    Ich kommentierte Ryus Witz mit einem wenig damenhaften Schnauben, schämte mich dafür fast zu Tode und schaffte es dann irgendwie, mein in eine Serviette gehülltes Besteck herunterzuwerfen. Ryu fing es auf, noch bevor es den Boden berührte.
    »Warum die Leute mich nicht wahrnehmen, wenn ich es nicht möchte, liegt auch an der Aura«, erklärte er und legte das Besteck in sicherer Entfernung von mir auf den Tisch. »Wir leben eng mit Menschen zusammen. Das trifft nicht auf alle Übernatürlichen zu, und für einige unserer verschiedenen Gattungen stellt das menschliche Leben sogar ein absolutes Rätsel dar. Aber ich verbringe die meiste Zeit in menschlicher Gestalt. Ich habe einen menschlichen Nachnamen, wenngleich ich ihn auch alle paar Jahrzehnte ändere. Ich besitze ein Haus, ich habe eine Sozialversicherungsnummer, und ich zahle Steuern. Deshalb erscheine ich
dir auch normaler zu sein als jemand wie Nell oder ihre Kelpie.« Bei diesen Worten spitzten sich seine Lippen ein ganz klein wenig, und ich musste an sein Versprechen denken, mir zu beweisen, wie anders er wirklich war. Mein Atem stockte, und er lächelte mich an, als könne er meine Gedanken lesen. »Der Punkt ist, ich bin an Menschen gewöhnt. Mittlerweile wende ich die Aura instinktiv an, wenn die Gefahr besteht, dass die Menschen um mich herum mein wahres Wesen durchschauen könnten. Ich wette, du kannst es fühlen. Schließ die Augen.«
    Ich folgte seiner Aufforderung und spürte plötzlich etwas. Es war wie ein leiser, kühler Windhauch, der mir über die nackte Haut strich und dafür sorgte, dass sich die kleinen Härchen an meinen Unterarmen aufrichteten.
    »Wow«, flüsterte ich atemlos. Als ich die Augen wieder öffnete, sah ich, dass Ryu mich anlächelte.
    »Von jetzt an mach dich besser noch auf viele Wows gefasst, Jane.«
    Ich musste schlucken, denn ich hatte das dumpfe Gefühl, dass ich in seine Worte durchaus mehr hineininterpretieren konnte.
    »Und Amy?«, wechselte ich nervös das Thema. Ryu lächelte mich wissend an, und ich verfluchte mich für meine Ungeschicktheit.
    »Amy ist eine Nahual, eine Formwandlerin«, erklärte er. »Anders als bimorphe Formwandler kann sie jedoch jede beliebige Gestalt annehmen. Aber dafür hat sie einen schlechteren Zugang zu den Elementen als die Bimorphen.«
    »Und das bedeutet …?«, hakte ich vorsichtig

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