Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising
Gürkchen auf meinem Teller und biss hinein.
»Was die Fänge betrifft«, fuhr er fort. »Die zeigen sich nur, wenn wir … erregt sind.«
Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen, und nahm einen Schluck von meiner Limonade.
»Ich hatte dir ja gesagt, dass ich anders bin.« Er grinste, und beinahe hätte ich mich erneut verschluckt. »Merke«, dachte ich. »Nicht mehr in Gegenwart dieses Mannes essen, sonst wird es dich noch umbringen.«
»Habe ich damit deine Fragen beantwortet?«, wollte er wissen und nahm meine Hand in seine. »Ich weiß, dass das ein bisschen viel auf einmal für dich ist. Ihr Halblinge habt es nicht leicht, wenn ihr als Menschen aufgewachsen seid. Aber am Ende wird alles einen Sinn für dich ergeben. Und du hast ja noch viel Zeit, dich an alles zu gewöhnen.«
Beim Loslassen streichelte er mir so zärtlich über die Hand, dass es in meinem Bauch zu flattern begann. Dann wandte er sich wieder seinem Steak zu. Schweigend aßen wir auf, worüber ich froh war. Ich wusste nämlich nicht, wie viel mehr mein Kopf an diesem Abend noch hätte aufnehmen können.
Nach dem Essen bestellten wir zum Nachtisch noch Kaffee und Kuchen, und erst dann befragte mich Ryu über Peter Jakes. Ich erzählte ihm, wie ich seine Leiche gefunden und was ich von Grizzie über den Stand der polizeilichen Ermittlungen erfahren hatte. Ryu war besonders interessiert an allem, was mit Peters Auto zu tun hatte. Ich sagte Ryu auch, dass mir nichts Ungewöhnliches aufgefallen war, solange Peter in Rockabill war, allerdings hätte ich damals auch nicht gewusst, worauf ich hätte achten sollen.
Als wir unseren Nachtisch gegessen hatten, verlangte Ryu die Rechnung. Ich wollte meinen Anteil selbst bezahlen, aber er verdrehte bloß die Augen. »Die Firma zahlt«, sagte er. »Mach dir keine Gedanken.« Ich wusste nicht, ob ich mich über diese Information freuen sollte oder nicht. Da er darauf bestand, die Rechnung zu übernehmen, fühlte es sich irgendwie an wie ein Date, aber ich wusste nicht, ob ich mir das überhaupt wünschen sollte. Also entschied ich mich für gemischte Gefühle und ließ es darauf beruhen.
Er wirkte abwesend, als er mir in die Jacke half, und dann drehte er mich zu sich herum, um meinen Reißverschluss zuzumachen. Ich fühlte mich wie ein Kleinkind, als ich so vor ihm stand, aber ich glaube, er war sich gar nicht richtig bewusst, was er da tat. Dann nahm er mich an der Hand, und wir gingen hinaus zum Parkplatz. Auf dem Weg
zum Auto winkte uns Amy noch einmal durchs Fenster zu, und ich fühlte mich immer noch ziemlich fehl am Platz. Ryu hielt mir die Beifahrertür auf und ging dann um den Wagen herum, um selbst einzusteigen.
Als er den Motor anließ, wandte er sich mir zu. »Am sinnvollsten ist es wohl, erst einmal Peters Auto ausfindig zu machen«, sagte er entschlossen. »Aber heute Nacht ist dazu nicht der richtige Zeitpunkt. Eine Nacht wie diese ist zu wertvoll, um sie mit so etwas zu verschwenden.« Da war wieder dieses lausbubenhafte Zwinkern. »Lass uns ausgehen. Willst du mit mir noch irgendwohin gehen?«
»Ja, gern«, antwortete ich mit ungewöhnlich schwacher Stimme.
»Wunderbar.« Er grinste und legte mir den Sicherheitsgurt an. Sofort fing mein Herz wieder an wie wild zu klopfen.
»Also, gibt es hier in Rockabill auch so etwas wie eine Kneipe?«
»Ich sage es ja nur ungern… sie heißt Schweinestall .«
Sein jaulendes Lachen schallte noch immer durchs Auto, als wir schon vom Parkplatz und in die Nacht hinein fuhren.
KAPITEL 7
V om Parkplatz aus betrachtete Ryu skeptisch die Kneipe. Das Schweinestall war eine typische Landkneipe: groß und zugig, ein bisschen schäbig und mit einer begrenzten Getränkeauswahl, von der sie dafür aber umso mehr auf Vorrat hatten. Auf der Karte gab es weder Pils von kleinen In-Brauereien noch Pinot Grigio noch Chardonnay. Das Schweinestall bot »Weißwein« und »Rotwein«, ein paar der üblichen Sorten Bier und die unvermeidliche Standardauswahl an hartem Alkohol. Abgesehen davon waren die Inhaber, Marcus und Sarah Vernon, immer sehr nett zu mir gewesen, sie gaben sich sogar immer besondere Mühe, dass man sich bei ihnen wohlfühlte. Außerdem sorgten die Vernons dafür, dass sich ihre Gäste benahmen.
Es geht sogar das Gerücht, dass Marcus meinen Lieblingsfeind Stuart am Eröffnungsabend in den Müllcontainer befördert hat. Stuart hatte sich wie immer wichtig gemacht und dann einer Touristin an den Hintern gefasst und ihr dabei irgendetwas
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