Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
Vom Netzwerk:
nach.
    »Nun ja, das bedeutet: Nahual sind Formwandler, aber
das ist dann auch schon so ziemlich alles, was sie können. Natürlich sind sie trotzdem stärker, haben bessere Selbstheilungskräfte als Menschen und leben länger. Aber von dem, was Menschen Zauberkräfte nennen würden, verstehen sie nicht viel. Selkies und andere bimorphe Formwandler können nur eine alternative Gestalt annehmen, aber sie haben größere Kräfte. Wie du, wenn du schwimmst, können sie die Elemente beherrschen.«
    Was er da sagte, machte mich fast sprachlos. Eigentlich hätte es längst offensichtlich sein müssen, aber ich begriff es erst, als er es sagte. »Du erzählst mir hier also gerade, dass ich das Meer manipuliere, wenn ich schwimme?«
    Er nickte.
    Dass Ryu mir hier ganz beiläufig erklärte, dass ich beim Schwimmen irgendwelche Zauberkräfte einsetzte, war wirklich absurd, doch gleichzeitig erschien es mir völlig logisch, denn es war die Antwort auf so viele meiner Fragen. Warum ich nicht ertrank oder erfror. Warum ich mich im Wasser so stark fühlte. Warum ich schwimmen musste . Ich musste unwillkürlich an Nell denken, die mir geraten hatte, zu schwimmen, um meine »Batterien wieder aufzuladen«. Dann kam mir plötzlich ein unglaublicher Gedanke. »Der Tote«, flüsterte ich. »Der Strudel hat ihn nicht zufällig freigegeben, oder?«
    »Nein«, antwortete er und nippte gelassen an seiner Cola. Amy musste die Getränke gebracht haben, während ich in meiner kleinen Trance versunken war. Ich starrte auf meine Limonade, ohne sie jedoch richtig wahrzunehmen.
    »Deshalb wussten wir auch, dass in der Nacht, als du Jakes fandest, irgendetwas passiert sein musste. Deine Kräfte
haben sich auf mächtige Art und Weise freigesetzt - fast genauso mächtig wie in der Nacht, als dein Freund …« An dieser Stelle merkte man Ryu zum ersten Mal an, dass er sich unbehaglich fühlte. »Nell wusste zwar, dass etwas passiert war, aber sie spürte, dass du normal weiterschwammst, also nahm sie an, dass du in Ordnung bist. Als sie sich schließlich doch entschloss, der Sache auf den Grund zu gehen, war es bereits zu spät und Peter in den Händen der Menschen.«
    Ich hielt die Tränen zurück und versuchte, die Fassung zu bewahren. Hier war weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt für einen Gefühlsausbruch.
    Zum Glück brachte Amy gerade unser Essen an den Tisch, und ich konnte das Thema wechseln. Ryus Steak war so blutig, dass es beinahe roh aussah. »Wenn Amy also eine Nahual ist, was bist du dann?« Amy schnaubte verächtlich, warf Ryu noch einen Blick zu, der sagen wollte: »Na dann, viel Spaß!« und ließ uns allein.
    Ryu dachte angestrengt nach und nahm sich viel Zeit, ein Stück von seinem blutigen Steak abzuschneiden und es sich in den Mund zu schieben. Dann kaute er langsam und ausgiebig darauf herum, bevor er es schließlich herunterschluckte. »Na ja«, sagte er, »wie soll ich das am besten ausdrücken …« Er schien nicht recht weiterzuwissen. »Du weißt doch, dass wir die Wurzel vieler Mythen und Sagen sind, oder?« Ich nickte, und er fuhr fort: »Nun, in manchen dieser Sagen steckt mehr Wahrheit als in anderen. Es gibt eine Tendenz, dass vor allem diejenigen von uns, die sehr eng mit den Menschen zusammenleben, weniger verstanden werden.«
    Demonstrativ gelassen tunkte ich eine Fritte in Ketchup
und kostete sein Unbehagen aus. Wurde ja auch Zeit, dass sich das Blatt wendete und auch er einmal aus dem Tritt geriet, dachte ich selbstgefällig und steckte mir genüsslich das Stück Pommes in den Mund.
    »Meinesgleichen nennt das, was ich bin, Baobhan Sith«, sagte Ryu und sprach es Bah-wan Schie aus. »Wie schon gesagt, leben wir eng mit den Menschen zusammen, also sind wir ziemlich bekannt. Auf uns basieren unzählige mythische Figuren, wie Strigoi, Nosferatu …« Ich hielt mitten im Kauen inne und riss erschrocken die Augen auf. »Heilige Scheiße«, dachte ich. »Er ist ein verdammter …«
    »Kurz gesagt, du würdest mich wahrscheinlich als Vampir bezeichnen.«
    Ich erstickte beinahe. Da ich meinen Bissen in den falschen Hals bekommen hatte, hustete ich wie verrückt, Tränen traten mir in die Augen, und Ryu, der aufgesprungen war, klopfte mir beherzt auf den Rücken und flößte mir anschließend etwas Limonade ein.
    Ich konnte die Aura, die von ihm ausging, um uns herumwirbeln spüren, also blieb meine Nahtoderfahrung den übrigen Restaurantgästen erspart. Außer Amy, die mir einen mitleidigen Blick zuwarf und

Weitere Kostenlose Bücher