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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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Supermarkttüten?«, fragte ich ungläubig.
    »Warum denn nicht? So kommt er wenigstens etwas unter Leute, ohne dass es ihn gleich überfordert. Wir umgeben uns alle gerne mit Menschen. Sie sind wie… Feuerwerke. Sie strahlen und verbreiten jede Menge Trubel, und dann verglühen sie und sterben. Von seiner Wesensart her ist Gus ein echter Stein. Es wird sicher kein Rennfahrer aus ihm. Aber er kann Lebensmittel einpacken und dabei ein bisschen menschliche Lebenskraft tanken, also macht er es.«
    Ich dachte ein Weilchen darüber nach, bevor ich diskret auf den schlaksigen unbekannten Mann zeigte. »Und was ist er? Er scheint mich zu kennen, aber ich erinnere mich nicht, ihn schon einmal gesehen zu haben.«
    Auf Ryus Gesicht breitete sich ein Grinsen bis zu seinen Ohren aus. »Das ist… Russ.«
    Ich blinzelte irritiert. »Mr. Fluties Dackel?«

    »Ja.« Er lachte. »Nahual leben nicht so lange wie andere Übernatürliche, weil sie nicht so viel Kontakt zu den Elementen haben. Russ ist schon fast vierhundert Jahre, also steinalt für einen Nahual. Aber wenn sie so alt werden, gehen manche von ihnen als Haustiere in den Ruhestand. Ich kann mir vorstellen, dass das ein recht angenehmes Leben sein kann. Man bekommt Futter und wird am Bauch gekrault.« Während er sprach, betrachtete ich seine ausdrucksvollen Brauen, und ein wohliger Schauer lief mir den Rücken hinunter. »Auf jeden Fall gibt es unangenehmere Arten, seinen Lebensabend zu verbringen.«
    »Mhm«, war alles, was ich dazu sagen konnte, denn ich war damit beschäftigt, die Schmetterlinge in meinem Bauch wieder unter Kontrolle zu bringen, während ich darüber nachsann, was Ryu mir gerade erzählt hatte. Und ich dachte, ich hätte Geheimnisse …
    »Ja, ein Haustier zu sein, ist bestimmt ein Riesenspaß, bis der Tierarzt kommt, um dich einzuschläfern«, sagte ich schließlich. Ryu lachte bellend wie ein Seehund.
    Als er sich wieder beruhigt hatte, fragte ich ihn: »Woher weißt du überhaupt so viel über sie alle?«
    »Das ist mein Job, schon vergessen?«
    »Selbstgefälliger kleiner Mistkerl«, dachte ich. »Aber ein ziemlich sexy selbstgefälliger kleiner Mistkerl«, fügte ich sogleich in Gedanken hinzu.
    Da legte Miss Carol eine Hand auf Ryus Arm und erkundigte sich, was es mit seiner Anwesenheit in Rockabill auf sich hatte. Das gab mir die Gelegenheit, mich ein wenig in der Kneipe umzusehen. Es war allerhand Rockabiller Prominenz anwesend. Diejenigen, die nur auf ein Getränk da
waren, saßen direkt an der Bar. Joel Irving kauerte wie immer an seinem Stammplatz. Er genehmigte sich ein Bier und ein Gläschen Schnaps.
    Einige andere Gäste aßen an den Tischen zu Abend. Das Schweinestall bestand aus einem großen rechteckigen Raum. Zwei Drittel davon nahm die riesige Bar, die Küche -, in der die bereits erwähnten unglaublich leckeren, aber schrecklich ungesunden Burger zubereitet wurden -, und eine kleine Tanzfläche neben der Musicbox ein. Im übrigen Drittel des Raums befanden sich die Tische, die Gästetoiletten und eine winzige Karaokebühne.
    Meine übernatürlichen Freunde hatten angefangen, über den Mord zu sprechen. Sie fragten sich, welche Auswirkungen er wohl auf die bestehende Kräfteverteilung in ihrer Welt haben würde. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, was das alles zu bedeuten hatte. Aber ich wurde von ihrer Unterhaltung abgelenkt, als ich Stuart inmitten seiner widerlichen Freunde an einem der Tische in der hintersten Ecke entdeckte. Er verschwand fast hinter den Spielautomaten, die im Schweinestall »nur zu Unterhaltungszwecken« aufgestellt waren. Ich hoffte, dass er mich noch nicht entdeckt hatte. Oder besser noch, dass wir noch immer von Ryus Aura umgeben waren, wovon ich ausging, da auch niemand unseren recht dramatischen Auftritt bemerkt zu haben schien.
    Sarah gesellte sich zu Ryu und Miss Carol, um ihrer Unterhaltung zu folgen, und ich betrachtete das kleine Grüppchen wie aus weiter Ferne. »Die ganze Zeit«, dachte ich, »waren sie direkt vor meiner Nase…« Der Gedanke, dass ich von all diesen verschiedenen Kreaturen umgeben war
und nichts bemerkt hatte, war unbegreiflich für mich. Ich dachte an all die Menschen, die hier in der Bar saßen. So mancher von ihnen hatte sein armseliges Vergnügen daraus gezogen, mich wie einen Freak zu behandeln. »Wenn die wüssten, was hier wirklich los ist«, dachte ich schadenfroh. Ich schaute in die kleine Runde um mich herum und sah, wie der Steingeist dem Dackelmann nickend

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