Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising
Sorge, gleich belästige ich dich wieder sexuell, meine schöne Passionsblume, aber erst muss ich gebührend unsere Jane begrüßen.« Grizelda zwinkerte mir mit ihren dunkellila Augen zu - sie trug farbige Kontaktlinsen -, und ich konnte mir ein schulmädchenhaftes Kichern nicht verkneifen.
»Ich habe dir eine Kleinigkeit mitgebracht«, sagte sie neckisch.
Ich klatschte in die Hände, hüpfte auf und ab wie ein Gummiball und führte einen kleinen Freudentanz auf. Ich
liebte Grizzies Mitbringsel, obwohl sie mich oft an die Grenzen meiner dürftigen Anatomiekenntnisse brachten, die noch aus dem Biologieunterricht bei Mrs. Renault stammten.
»Alles Gute nachträglich zum Geburtstag!«, rief sie und überreichte mir ein hübsch verpacktes Geschenk, das sie aus ihrer riesigen Handtasche gezaubert hatte. Ich bewunderte die glänzende schwarze Schachtel und das rote Samtband, das zu einer üppigen Schleife gebunden war. Alles, was Grizzie tat, hatte Stil. Entzückt stürzte ich mich darauf. Nachdem ich das Stück Tesafilm, mit dem die Schachtel verschlossen war, mit dem Fingernagel aufgeschlitzt hatte, hielt ich das wohl schönste rote Satinnachthemd in Händen, das ich je gesehen hatte. Es war in einem dunklen Bordeauxrot, ein Farbton, der perfekt zu meinem Hauttyp passt, und natürlich hatte es auch die perfekte Länge und war noch dazu bis zur Hüfte geschlitzt. Grizzie hatte diese erstaunliche Begabung, immer haargenau passende Kleidung zu verschenken. Trotz der kleinen Kleidergröße war das Negligé am Oberkörper eher großzügig geschnitten, und das korsagenartige Oberteil würde sich um meinen Busen schmiegen wie die Männerhände auf diesem berühmten Janet-Jackson-Bild. Die Träger waren recht breit, um einen starken Halt zu gewährleisten, und am sehr tiefen Rückenausschnitt gekreuzt. Das Teil war einfach umwerfend - edel und scharf zugleich -, und ich konnte nicht aufhören, den feinen, wasserartigen Satinstoff zu streicheln.
»Grizzie, es ist wunderschön«, seufzte ich. »Aber viel zu viel! Das muss ein Vermögen gekostet haben.«
»Du bist ja auch ein Vermögen wert, kleine Jane. Abgesehen davon habe ich mir gedacht, du könntest vielleicht
etwas Nettes gebrauchen … schließlich sollten Marcs ›Sonderlieferungen‹ doch langsam in einer Verabredung gegipfelt sein, oder etwa nicht?«
Grizzie verstummte, als sie sah, wie mein Lächeln erstarb und Tracy hinter ihr einen wütenden Kampfschrei wie Xena die Kriegerprinzessin ausstieß.
Bevor Tracy sich darin ergehen konnte, welche grausamen Todesarten sie unserem neuen Briefträger am liebsten angedeihen lassen würde, sagte ich ganz ruhig: »Es wird ganz bestimmt keine Verabredungen mit Mark geben.«
»Was ist passiert?«, wollte Grizzie wissen, und Tracy hinter ihr fauchte eine weitere Kriegserklärung.
»Na ja …«, sagte ich, aber wo sollte ich anfangen? Mark war neu in Rockabill, verwitwet und Angestellter der amerikanischen Postbehörde. Er war vor kurzem mit seinen zwei Töchtern hergezogen. Er hatte immer wieder vergessen, Briefe oder Päckchen abzugeben, weshalb er oft zwei- oder dreimal an einem Tag in unserem Laden vorbeikommen musste. Ich fand ihn ganz süß, aber ein bisschen schusselig, bis Tracy mich darauf hinwies, dass er nur etwas vergaß, wenn ich im Laden war.
Also flirteten und flirteten und flirteten wir einen ganzen Monat lang. Bis er mich schließlich vor ein paar Tagen fragte, ob ich mit ihm ausgehen wolle. Ich freute mich darüber. Er war süß, er war neu in der Stadt, und auch er hatte jemanden verloren, der ihm nahestand. Und ganz offensichtlich wusste er kaum etwas über meine Vergangenheit.
Wie das eben so ist, wenn man zu hohe Erwartungen hat …
»Wir waren verabredet, und er hat abgesagt. Ich nehme an, er hat mich gefragt, bevor … er alles über mich erfuhr. Irgendjemand muss es ihm erzählt haben. Schließlich hat er Kinder, weißt du.«
»Na und?«, brummte Grizzie, und ihre rauchige Stimme klang sehr wütend.
»Er meinte, er hätte Bedenken, ob ich ein guter Umgang sei … für seine Töchter.«
»Lächerlicher Mist«, knurrte Grizzie, und Tracy schnaubte missbilligend. Sie war normalerweise die gelassene Hälfte in der Beziehung, aber Tracy hatte vor Wut geschäumt, als ich sie weinend angerufen und ihr erzählt hatte, dass Mark mich abserviert hatte. Ich glaube, sie hat ihm nur nicht den Kopf abgerissen, weil wir dann keine Warenlieferungen mehr bekommen würden.
Ich blickte zu Boden und zuckte mit
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