Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising
wieder zurück?«
Grizelda war Tracys Freundin, und die beiden hatten einen ganz schönen Wirbel verursacht, als sie zum ersten Mal zusammen in Rockabill aufgetaucht waren. Sie waren nicht etwa nur homosexuell, sondern mussten in den
Augen der Bewohner eines kleinen Fischerdorfes in Maine geradezu wie zwei schillernde Fabelwesen wirken. Tracy bewegte sich wie ein Rugbyspieler und kleidete sich auch so. Aber sie hatte ein so umgängliches Wesen, dass sich die anfängliche Lesben-Panik, die ihre Rückkehr nach Rockabill zunächst ausgelöst hatte, schnell wieder legte.
Und wenn sich die Leute von Rockabill schon nach Tracy den Hals verrenkten, dann verursachte Grizeldas Anblick erst recht steife Nacken. Grizelda war nicht ihr echter Name. Genauso wenig wie Dusty Nethers, der Name, den sie noch als Pornostar benutzt hatte. Als Dusty Nethers war Grizelda genauso blond und vollbusig wie ein Baywatch -Babe gewesen. Aber in ihrer aktuellen Inkarnation als Grizelda Montague trug sie eher einen schrillen, hippen Gothic-Look - wenn auch einen sehr vollbusigen. Ein paarmal im Jahr verschwand Grizelda für ein paar Wochen oder einen Monat, und nach ihrer Rückkehr verwirklichten sie und Tracy dann immer irgendein langgehegtes Projekt, wie etwa den Laden umzudekorieren, oder sie bauten einen Wintergarten für ihr kleines Häuschen. Keine Ahnung, was sie während ihrer Abwesenheit anstellte, aber was es auch war, es schien ihrer Beziehung mit Tracy nicht zu schaden. Die beiden standen sich genauso nah wie jedes andere Ehepaar aus Rockabill, wenn nicht gar näher. Doch zu sehen, wie sehr sich die beiden liebten, machte mir meine Einsamkeit nur umso deutlicher.
»Ja, Grizzie ist wieder zurück. Sie wird gleich da sein. Sie hat etwas für dich … und wie ich meinen Schatz kenne, ist es irgendetwas Anzügliches.«
Ich musste grinsen. »Super. Ich liebe ihre Geschenke.«
Dank Grizzie hatte ich schon eine ganze Schublade voll mit heißer Unterwäsche, Sexspielzeug und erotischen Büchern. Grizzie verteilte solche Geschenke bei wirklich jeder Gelegenheit, ganz egal, ob es sich um einen Schulabschluss, den fünfzehnten Hochzeitstag oder eine Taufe handelte. Dieses Faible von ihr machte sie zwar zu einem beliebten Gast bei Junggesellinnenabschieden von Rockabill bis Eastport, aber zum Risiko auf Kindergeburtstagen. Die wenigsten Eltern waren begeistert von einer Packung Stringtangas mit Wochentagaufdruck für ihre elfjährige Tochter. Einmal hatte sie mir einen Gutschein für ein »Hollywood Waxing« geschenkt, und ich musste das erst einmal googeln. Was ich erfuhr, jagte mir so viel Respekt ein, dass ich nicht wagte, den Coupon einzulösen, also verschwand er in meiner »Schmuddelschublade« und sorgte seither immer wieder für Gesprächsstoff. Nicht, dass irgendjemand je diese Schublade zu sehen bekam, aber ich sprach oft und gerne mit mir selbst, und Grizzies Geschenke waren immer ein dankbares und amüsantes Thema für meine Unterhaltungen.
Außerdem war es ziemlich praktisch, über seinen eigenen kleinen Sexshop zu verfügen, wenn man über längere Zeit unfreiwillig abstinent leben musste … so wie in den letzten acht Jahren meines Lebens.
»Und«, sagte Tracy mit einem verschmitzten Lächeln, »ihre Geschenke lieben dich. Oft sogar im wörtlichen Sinn, was?«
»Ja, wenigstens die«, antwortete ich, erschrocken über den bitteren Tonfall, der sich dabei in meine Stimme geschlichen hatte.
Aber die gute Tracy strich mir nur einfach sanft übers Haar, umarmte mich kurz und sagte nichts weiter dazu.
»Hände weg von meiner Frau!«, rief eine gespielt empörte Stimme an der Tür - Grizelda!
»Entschuldige«, sagte ich grinsend und machte mich von Tracy los.
»Ich meinte, dass Tracy die Finger von dir lassen soll«, witzelte Grizzie und erstickte mich beinahe in einer festen Umarmung, wobei mein schon recht üppiger Busen mit ihren enormen falschen Brüsten zusammenprallte. In solchen Situationen hasste ich es, so klein zu sein. Auch wenn ich die ganzen üppigen einen Meter achtzig von Grizzie mochte und sie nicht mit ihren herzlichen Umarmungen geizte, wurde ich ungern so herumgeschleudert.
Sie setzte mich wieder ab, fasste mich an den Händen und trat einen Schritt zurück, um mich wohlwollend zu betrachten. »Mmh. Mädchen, ich könnte dich auffressen.«
Ich musste lachen, und Tracy verdrehte die Augen. »Hör auf, das Personal sexuell zu belästigen, Grizzlybär«, war ihr einziger trockener Kommentar dazu.
»Keine
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