Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising
mir?«, fragte er freundlich.
Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, also sagte ich einfach Ja. Er humpelte mit mir auf die Tanzfläche, und wir nahmen eine ziemlich förmliche Walzerhaltung ein. Der Song war zwar nicht für einen langsamen Tanz geeignet, aber ich brachte es nicht übers Herz, ihm das zu sagen. Während wir uns ungeschickt über die Tanzfläche schoben, wobei er so sehr hinkte, dass ich mir mehr wie seine Krücke vorkam als wie seine Tanzpartnerin, sprachen wir über den Morgen, als er Peters Leiche gefunden hatte. Er erzählte mir, dass er noch versucht hatte, Mr. Flutie abzulenken, aber in der Trageschlinge hatte er nicht viel ausrichten können, als sein Herrchen den Toten entdeckte. Ich entschuldigte mich dafür, dass ich die Sache mit meiner Einmischung so sehr verkompliziert hatte, denn ich hatte den Eindruck, es wäre allen lieber gewesen, wenn die Behörden nicht involviert gewesen wären. Doch er zuckte gleichgültig mit den Schultern und meinte, ich solle mir deshalb keine Sorgen machen, da solche Dinge sowieso immer so diskret wie möglich behandelt würden.
Ich sagte ihm, dass mir, während wir tanzten, ein Gedanke gekommen war.
»Immer raus damit, mein Kind«, sagte Russ und lächelte mich gütig an.
»Rockabill ist ja kein besonders großes Städtchen, trotzdem scheinen nicht wenige von, äh … Ihresgleichen hier zu leben. Gibt es einfach so viele von Ihnen, oder ist Rockabill irgendwie besonders?« Ich dachte an Buffys Sunnydale und fragte mich, ob Rockabill eine Art Höllenschlund war.
»Das würde dann auch Lindas und Stuarts Anwesenheit erklären«, dachte ich bitter.
»Nein, nein, Rockabill ist einfach nur Rockabill«, sagte der Dackelmann. »Und im Vergleich zu früher gibt es sowieso nur noch sehr wenige von uns. Aber diejenigen, die gerne unter Menschen leben, ziehen entweder Großstädte oder eben Orte wie Rockabill vor, in denen es nur wenige Einheimische, aber viele Touristen gibt. Die Anonymität der Großstadt hat den Vorteil, dass man dort einfach nur einer unter vielen ist, und in einem Touristenort kommt man in Kontakt mit den verschiedensten Leuten, ohne dass man zu eng mit den Einheimischen werden müsste. Viele von uns haben auch gern ihr eigenes Gebiet, also müssen wir uns verteilen. Aber Nell ist ziemlich großzügig und teilt ihr Territorium mit uns und garantiert sogar für unseren Schutz, also haben sich einige von uns in Rockabill niedergelassen.«
»So viel zu meiner Vermutung, Linda und Start könnten Dämonenbrut sein«, dachte ich enttäuscht.
Als das Lied vorüber war, verbeugte Russ sich galant vor mir und bedankte sich für den Tanz. »Ich danke Ihnen, Mister … Mister Russ«, erwiderte ich unsicher.
Sarah unterbrach unser unbeholfenes Gespräch, als gerade Pinks »U & Ur Hand« losdröhnte. »Kannst du auch Swing tanzen?«, fragte sie mich und nahm meine Hände.
»Nein, leider nicht.« Ich schüttelte den Kopf.
»Pech!«, sagte sie. »Versuch einfach, es mir nachzumachen und, wie Mick Jagger sagen würde: Hold on to your hat!«
Mit diesen Worten wirbelte sie mich auch schon herum.
Sarah war unglaublich kräftig. Was wirklich gut war, denn ich tat mein Bestes, um über meine Füße zu stolpern. Aber mit ihrer geduldigen Anleitung und weil sie mich hochheben und absetzen konnte, wo immer sie wollte, gelang mir schon bald wenigstens so etwas Ähnliches wie Swing zu tanzen.
Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so viel Spaß gehabt hatte. Ich mochte das Lied, auf das wir tanzten, und ich konnte mir in dem Moment nichts Schöneres vorstellen, als mich zu dieser Musik zu bewegen, die so laut war, dass die Boxen dröhnten. Noch besser wurde das Ganze dadurch, dass Sarah so eine starke Partnerin war. Jedenfalls fühlte ich mich, als würde ich so gut tanzen, dass es mir nicht peinlich sein musste, also war es einfach nur purer Spaß. Nach kurzer Zeit war ich völlig außer Atem, und mir tat alles weh, aber ich wollte nicht, dass das Lied jemals aufhörte. Als es dann doch ausklang, umarmte ich sie begeistert und keuchte: »Danke!«, als habe sie mir gerade das Leben gerettet.
Sie kniff mir fröhlich in die Wange. »Ich danke dir «, sagte sie. »Wir haben schon so lange darauf gewartet, dich hier in unserer Bar einmal ausgelassen feiern zu sehen.« Dann drückte auch sie mich kurz an sich. »Jetzt muss ich aber wieder an die Arbeit«, meinte sie dann. »Und es sieht so aus, als wollte mich da jemand ablösen.«
Ich
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