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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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nahm eine Fächermappe heraus.
    Ich spielte hingerissen mit dem langen Rock meines Kleides, breitete ihn fächerförmig aus und ließ ihn dann fallen, so dass der Stoff meine Beine umspielte. Ich konnte gar nicht genug davon bekommen. »Es könnte mir gehören«, dachte ich, »wenn ich blitzschnell aus den hohen Schuhen
schlüpfe und mich damit aus dem Staub mache. Die Elbe wird mich zwar bestimmt leicht einholen, aber wenn ich es schaffen würde, an die Porsche-Schlüssel zu kommen, dann hätte ich eine echte Chance …«
    »Ich habe selbst gar nicht hineingeschaut«, hörte ich Iris sagen und riss mich endlich von meinem Spiegelbild los. Sie überreichte Ryu die Mappe und klopfte sich dann die Hände ab, als sei sie froh, das Ding los zu sein. »Es ist eine Kopie von Peters Fallordner. Er hat sie bei mir hinterlegt, zur Sicherheit. Er bat mich, sie der zuständigen Behörde zu übergeben, sollte ihm etwas passieren.« Sie sah Ryu forschend an. »Und ich glaube, das sind Sie. Ich bin jedenfalls froh, wenn ich das Ding aus meinem Laden habe.«
    Ich sah, dass Ryu ganz wild darauf war, die Unterlagen durchzugehen. Ich wusste, was ich zu tun hatte. Mit einem Seufzen griff ich nach dem Reißverschluss meines Kleides im Nacken und versuchte ihn zu öffnen. Als Iris dies sah, eilte sie sofort zu mir, um mir beim Ausziehen zu helfen.
    Als sie dabei war, den Zipper zu öffnen, schien ihr noch etwas einzufallen. »Ach ja, Peter hat mir gesagt, für wen er arbeitet.«
    Ryu sah sie an, sein Blick war so stechend und fokussiert wie der eines Wolfes beim Anblick von einem Pfund Frischfleisch.
    »Es ist ein Vampir wie Sie«, sagte sie zu Ryu. »Der Name war Nyx, wenn ich mich nicht täusche.«
    Ich beobachtete fasziniert, wie Ryus Gesicht abwechselnd ungefähr sechs verschiedene Lilatöne annahm und er einige derbe Flüche ausstieß. Dann riss er meinen grauen Pulli in der Mitte entzwei. Woraufhin auch ich zu fluchen anfing.

KAPITEL 14

    W ir fuhren hinaus zu den Klippen, von denen aus man die Old Sow überblickte, damit Ryu die Mappe in Ruhe durchsehen und nachdenken konnte.
    Der winzige Kofferraum des Porsches war vollgestopft mit Tüten aus Iris’ Laden. Eine Sache, die sich für mich immer noch etwas merkwürdig anfühlte. Ich hatte nicht erwartet, dass Ryu mir etwas von dem Zeug kaufen würde, und ich fühlte mich absolut nicht wohl dabei, überhaupt so teure Geschenke angenommen zu haben. Aber er hatte gesagt, dass er damit genauso Iris einen Gefallen tun wollte wie mir. Er meinte, er sei es ihr schuldig als Teil des Informationsspielchens und dass er die Rechnung sowieso als Spesen bei seiner Firma einreichen könnte. Also ließ ich ihn mir das Outfit mit der schmalen schwarzen Hose und der Bluse, das Kimonokleid und die dazu passenden Accessoires kaufen. Als sie dabei war, die Preise in die Kasse einzutippen, sah ich mich gerade noch einmal im Laden um, also weiß ich nicht einmal, was das Ganze gekostet hat. Aber ich wette, allein jedes Paar dieser Schuhe mit den roten
Sohlen hat mindestens hundert Dollar gekostet. »Also, keine Sorge, meine Süßen«, sagte ich in Gedanken zu meinen ausgetretenen alten Chucks, »Mami wird euch nie eintauschen.« Ryu hatte mir ernsthaft auch diesen Traum von einem Kleid aus Chiffon kaufen wollen, aber da hatte ich dann doch interveniert. In Rockabill brauchte ich sowieso kein Abendkleid, ganz gleich, wie schön es auch war.
    Iris hatte mir auch noch den Pulli, den ich nun trug, geschenkt, nachdem Ryu meinen alten ja zerrissen hatte. Der neue war sehr hübsch, cremefarben mit V-Ausschnitt und sogar aus hundert Prozent Kaschmir. Ich hatte noch versucht, es ihr auszureden, aber sie bestand darauf. Man merkte deutlich, wie sehr es sie bedrückte, dass ich das Objekt von Peters Nachforschungen gewesen war, was lächerlich war, schließlich hatte sie mich damals überhaupt nicht gekannt.
    Wir parkten den Porsche ein Stück vom Rand der Klippen entfernt. Ryu wühlte eine Weile in dem überfüllten Kofferraum herum, bis er die Picknickdecke und eine Flasche Wein gefunden hatte. Allein beim Anblick der Decke wurde mir schon etwas heiß, aber Ryus Gesicht verriet keinen Gedanken an erotische Abenteuer. Tatsächlich sah er noch immer ziemlich verärgert aus, als er eines dieser kleinen Magielichter entzündete, das uns von da an folgte wie ein treuer Terrier.
    »Ryu?«, fragte ich zögernd, als wir die Decke ausgebreitet und uns hingesetzt hatten. »Wer ist Nyx?«
    Ryus Gesicht verfinsterte sich.

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