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Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
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Jetzt wirkte er nicht mehr nur verärgert, sondern er schäumte praktisch vor Wut.
    »Nyx ist ein Miststück«, war seine wenig erhellende Antwort.
Doch dann riss er sich zusammen, und seine Stimme nahm wieder diesen Touristenführerton an, als hätte ich eine Tour durch die Welt des Übersinnlichen bei ihm gebucht. Aber daran war ich mittlerweile ja schon gewöhnt. »In unserer Welt herrschen die Alfar«, fing er an. »Sie sind die ältesten und seltensten unserer Art.« Er hielt inne und dachte einen Moment lang nach, als sei er nicht sicher, wie er es mir erklären sollte. Schließlich fuhr er fort: »Wir befassen uns nicht mit uns selbst, wie die Menschen das gerne tun. Wir versuchen nicht, unsere Wurzeln zu erforschen und sehen auch nicht in der Vergangenheit den Schlüssel zu unserer gegenwärtigen Existenz. Aber einige von uns haben ihre ganz eigenen Theorien darüber, wie wir einmal entstanden sind. Wir wissen, dass unsere Art in all ihren Ausprägungen schon seit sehr langer Zeit besteht - schon viel länger als die menschliche Spezies - und dass wir anfangs alle gleich waren. Aber, und das ist nur eine der Theorien, irgendwann … gerieten wir aneinander.« Ryu unterbrach sich, um die Flasche Wein zu öffnen. Er nahm einen Schluck und reichte sie dann an mich weiter.
    »Die These ist, dass wir durch unseren direkten Zugang zur Kraft der Elemente in der Lage waren, unsere eigene Evolution voranzutreiben. Manche von uns glauben, dass wir genau das getan haben«, fuhr er fort. »Einzelne Gruppen von uns haben unterschiedliche Stärken entwickelt. Allerdings wurden sie dadurch auf anderen Gebieten anfällig. Nahual beispielsweise verzichteten weitgehend auf ihren Zugang zu den Elementen, um die Fähigkeit zu entwickeln, ihre Form zu ändern. Dann tauchten die Menschen auf und waren einfach nicht mehr loszuwerden.« Ich
nahm noch einen Schluck von dem köstlichen roten Wein und beschloss zu ignorieren, dass er im Zusammenhang mit Menschen eben von »loswerden« gesprochen hatte. »Also mussten wir sie sozusagen in unsere Lebenswelt integrieren, was wiederum zu weiteren Evolutionsschüben führte. Einige von uns, wie Vampire oder Elben, bildeten die Fähigkeit heraus, eine konzentrierte Form von Energie, die wir Elixier nennen, von den Menschen zu gewinnen. Über die Jahrtausende geschahen diese Veränderungen aber immer mehr auf natürliche Art statt bewusst gesteuert, und mittlerweile haben wir die Fähigkeit, gewollt solche Mutationen hervorzurufen, sogar gänzlich verloren. Kannst du mir so weit folgen?«, erkundigte er sich, und ich nickte. Ich verstand, worauf er hinauswollte. »Die einzigen Wesen, die noch so sind wie wir alle am Ursprung, sind die Alfar. Und sie sind immer noch die mächtigsten von uns allen und leben auch am längsten, aber in bestimmter Hinsicht schwächt sie das seltsamerweise auch.« Er sah sich um, als hätte er gerade aus Versehen ein streng gehütetes Geheimnis verraten. »Sie sind unsere Anführer, aber sie haben den Kontakt zur Wirklichkeit verloren. Da sie schon so lange existieren, leben sie in einer Welt, die mit unseren heutigen Erfahrungen kaum noch etwas zu tun hat. Doch ihre außergewöhnlichen Kräfte erlauben es ihnen trotzdem, über uns alle zu herrschen …« Er unterbrach sich und kam zurück auf den Punkt. »Unser regierendes Königspaar ist Orin und Morrigan. Sie sind die vierte Generation der Alfar, doch erst vor drei Generationen haben sich die Alfar von den Wesen, die als Erste ihr Schicksal selbst bestimmt haben, abgespalten. Orin und Morrigan sind schon beide
unendlich alt, doch sie herrschen erst seit kurzer Zeit - knapp hundertfünfzig Menschenjahre. Als die vorherige Königin ihre Existenz vollendet hatte, entbrannte der letzte Große Erbfolgekrieg. Diejenigen, die an Orins und Morrigans Seite kämpften, hatten Glück, denn am Ende gewannen sie die Schlacht.«
    »Wirklich? Ein richtiger Krieg?«
    »Ja, definitiv ein Krieg.«
    »Wie konnten wir gar nichts davon merken?«
    »Du meinst, wie konnten die Menschen nichts davon merken«, verbesserte mich Ryu leicht missbilligend. Doch ich ignorierte seine Erwiderung und wartete darauf, dass er meine Frage beantwortete.
    »Nun ja«, fuhr er fort, als er erkannte, dass ich nicht weiter auf seinen unterschwelligen Vorwurf einging, »in Menschenzeit gerechnet ist es ja schon ziemlich lange her. Damals gab es noch weniger Menschen. Außerdem waren die Kommunikationswege beschränkt, und wir mussten keine Kameras

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