Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising

Titel: Nachtstürme - Peeler, N: Nachtstürme - Tempest Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Peeler
Vom Netzwerk:
ja leicht an den roten Sohlen erkennen kann«, erklärte sie mir und half mir, sie anzuziehen.
    Als sie mich dann zum Spiegel umdrehte, musste ich zugeben, dass ich eine ziemlich gute Figur machte. Das Kleid war fantastisch, und ich wirkte groß und elegant - zumindest in diesem Spiegel. In Wirklichkeit reichte ich Iris nur knapp bis ans Kinn, und in diesen Schuhen würde ich vermutlich laufen, als wäre ich soeben vom Pferd gestiegen. Aber so lange ich ganz still hielt, ließ sich die Illusion noch aufrechterhalten.
    Iris schnurrte buchstäblich, als sie mir das Kleid über den Hüften glattstrich. Und es dann vorsichtshalber noch einmal glattstrich. Und noch einmal. Das war meine Chance, und ich nutzte sie.
    »Iris?«, fragte ich leise säuselnd, weil ich sie nicht aus ihren Tagträumen aufschrecken wollte.
    »Ja?«, murmelte sie und zog den Stoff an meinem Ausschnitt zurecht, damit der Dekolleté-Effekt noch deutlicher wurde.
    »Erzählen Sie uns von Peter«, sagte ich schmeichelnd. »Hat er Ihnen gesagt, warum er in Rockabill war? Mir hat er erzählt, er arbeite an einem Buch.«
    Iris sah mir direkt in die Augen, und ich machte wieder
wie gebannt einen Schritt auf sie zu. »Diese Frau ist gefährlich«, warnte mich mein Hirn, während meine Libido übermütig die Möglichkeit einer lesbischen Affäre in Betracht zog.
    Die Elbe lachte und sagte: »Ach, so ein frecher Kerl! Er schrieb doch nicht an einem Buch, sondern hatte hier in Rockabill einen Halbling im Visier. Deshalb war er hier. Was anderes konnte er auch nicht. Er war so gut wie ein Mensch. Von den Fähigkeiten seines Vaters, einem Elben, hatte er fast gar nichts geerbt. Aber aus irgendeinem Grund konnte er andere Halblinge aufspüren.« Sie zuckte mit den Schultern. »Man weiß nie, was herauskommt, wenn man ein Kind mit einem Sterblichen hat. Manchmal sind sie wie man selbst und manchmal wie der menschliche Partner. Und manchmal ähneln sie keinem von beiden und sind völlig einzigartig.«
    Gedankenverloren löste Iris die Schärpe um meine Taille und band sie dann erneut nur etwas anders wieder zu. Ich sah Ryu an, dass er sehr gespannt war, aber er war vorsichtig genug, sich nicht in unser Gespräch einzumischen.
    »Peter hatte also einen Halbling im Visier?«, hakte ich so behutsam wie möglich nach. »Etwa mich?«
    Iris sah mich erschrocken an. »Ach, Jane«, flüsterte sie. Ihre Stimme klang wie kandierte Früchte und ließ mich beinahe dahinfließen. »Es tut mir so leid. Das war mir selber gar nicht klar, bis Sie es eben sagten, aber es muss sich um Sie gehandelt haben.«
    Ich lächelte sie an und berührte ihr goldenes Haar. Es war noch weicher als der Stoff, aus dem mein Kleid gemacht war. »Ist schon okay, Iris«, murmelte ich. »Sie wussten
es ja nicht. Außerdem muss er ja keine schlechten Absichten gehabt haben. Oder wissen Sie, was er vorhatte?«
    »Ich weiß nur, dass er … Halblinge beobachtete, um eine Art … Bestandsaufnahme zu machen. Er sagte mir, dass seine Auftraggeber über die Halblinge Bescheid wissen wollen: wer ihre Eltern waren und über welche Fähigkeiten sie verfügen. Er meinte, er lege eine Art Katalog an … für zukünftige Forschungen.« Ich spürte, dass Iris verwirrt war. Sie zögerte mehr und mehr beim Sprechen. Sie schien wirklich bestürzt darüber, dass ich der fragliche Halbling war.
    »Iris«, sagte ich sanft zu ihr und brachte ein weiteres Leckerli ins Spiel. »Ich könnte doch noch etwas anprobieren?«
    Sie lächelte so strahlend wie die aufgehende Sonne. »Oh ja, ich hätte da das perfekte Kleid …«
    Sie nahm einen silbernen Hauch von Stoff von der Stange, und ihre Augen fingen wieder an zu glänzen. »Ich helfe Ihnen damit«, sagte sie zu mir und versuchte, ihre Stimme möglichst sachlich klingen zu lassen.
    Ich seufzte. »Wer A sagt, muss auch B sagen«, dachte ich, löste die Schärpe um meine Taille und zog mir das Kleid, das ich gerade trug, über den Kopf.
    Iris betrachtete mich verstohlen, bevor sie mir in den silbrigen Stoffhauch half. Ihre sinnliche Ausstrahlung und das offensichtliche Verkaufstalent waren wohl auch der Grund dafür, dass ihre Boutique so gut lief, obwohl sie sich abseits der ausgetretenen Modepfade bewegte.
    Während sie noch damit beschäftigt war, das Kleid richtig zu drapieren, unternahm ich einen erneuten Vorstoß. »Iris, was Peter gemacht hat, klingt nicht, als ob es gefährlich
war, und trotzdem wurde er ermordet. Hat er Ihnen gegenüber erwähnt, dass er sich irgendwie

Weitere Kostenlose Bücher