Nachtwelt (German Edition)
was sie dieser perfekten Welt geben könnte. Was soll sie hier lernen, um in der Tagwelt ihr Glück zu finden.
„Bei Pit haben wir eine vage Ahnung. Bei dir ist es klar. Das Spruchband auf deinem Schwert sagt es uns“, erwidert Andy.
„Ah, ich soll Überzeugung lernen.“ Mimi ist enttäuscht. Petra bringt einer ganzen Welt die Liebe, Maira lehrt Bäumen das Singen. Und sie? Überzeugung?!
„Nee“, sagt Petra, „Du sollst aufhören zu zweifeln. Wenn du das gelernt hast, kommt die Überzeugung von allein. Während deiner Zeit in der Nachtwelt wird es einen Moment geben, in dem du nicht eine Sekunde zweifelst und davon überzeugt sein wirst das Richtige zu tun. In diesem Moment wirst du nicht mehr zu den Lernenden gehören und das Glück wird dir in die Tagwelt folgen.“
„So, wie dir die Liebe in die Tagwelt folgte?“
„Ja, genau so.“
Mimi legt ihren Kopf an Theos Schulter und schaut zu, wie sich die Flammen durch das Holz fressen. „Findet ihr, ich zweifle zu viel?“
„ N e i n , du doch nicht“, sagt Petra. „Es waren ja nur Monate, die wir auf dich gewartet haben.“
Träger des Lebens
oder
Die Seelenträger
Bei Sonnenaufgang sitzt Mimi an Petras Feuer, das langsam erlischt. Es ist ein Moment des Schweigens, als die drei Sonnen aufgehen. Alle schauen zu, wie die Sonnen langsam über die Baumwipfel des Waldes steigen. Während sie sich immer höher in den Himmel erheben, drehen sich die zwei kleineren langsam um die große, kupferfarbene Sonne.
Die Nachtwelt ist in ein magisches Licht getaucht. Mimi erinnert es an den silbernen Glanz, der am Meer auf den Wellenkämmen tanzt, wenn sich die Sonnenstrahlen auf ihnen brechen.
Sie sagt zu Petra: „Noch nie habe ich so etwas Schönes gesehen.“
„Ja“, antwortet ihre Freundin, „es ist ein Geschenk in diesem Moment in der Nachtwelt zu sein.“
Mimi ist so wach und munter wie sie es in der Tagwelt seit Wochen nicht war. Das Gefühl von Müdigkeit und Erschöpfung ist komplett verschwunden.
„Müssen wir nicht irgendwann schlafen?“, fragt sie Petra.
„Nein“, antwortet die. „Hier benötigen wir weder Schlaf, noch verspüren wir Hunger oder Durst.“
In den vergangenen Stunden die Mimi an Petras Feuer verbracht hat, hat sie die Männer kennen gelernt, mit denen Petra Seite an Seite kämpfen wird.
So gut es ging, haben alle geduldig ihre Fragen beantwortet. Drei der Männer, Bjaerre, Tom und Marek, gehören, wie Mimi zu den Lernenden . Arovis machte der Nachtwelt das Vertrauen zum Geschenk und Fritz brachte die Geduld. Wie den Rest der Gemeinschaft hat Mimi die Männer sofort in ihr Herz geschlossen.
Einer der Hunde kommt zu Mimi und legt seinen großen Kopf auf ihre Schulter. Sie streichelt ihn und gibt ihm einen dicken Kuss auf die Schnauze, bevor er sich dicht an ihre Seite legt. Während sie den großen Hund streichelt, sagt sie: „Du bist wahrlich eine Schönheit. Wie wohl dein Name ist.“
„Sie heißt Moonlight“, sagt Petra. „Sie und ich sind untrennbar miteinander verbunden. Zwischen jedem unserer Gemeinschaft und einem der Hunde gibt es eine Verbindung. Der Name deines Hundes ist……..“
„………Darragh“, vervollständigt Mimi Petras Satz.
„Ja, Darragh und du, ihr gehört zusammen. Die Hunde sind die Träger unserer Seelen. Wir nennen sie auch die Träger des Lebens . Der schlimmste Regelverstoß in der Nachtwelt ist, einen Seelenträger zu verletzen oder ihm Leid zuzufügen. Wir begegnen ihnen mit größtem Respekt. Selbst die Seelenträger der Feinde sind unantastbar und müssen geschützt werden.“
„Was, wenn einer der Hunde in der bevorstehenden Schlacht getötet wird?“, will Mimi wissen.
„Jeder wird während des Kampfes darauf achten, dass dies nicht geschieht“, antwortet ihr Bjaerre. „Es wäre unverzeihlich. Ohne die Seelenträger sind wir verloren. Wenn wir in der Nachtwelt zu Tode kommen, sind es die Träger des Lebens die unsere Seelen unbeschadet in die Tagwelt führen. Allein wäre es uns nicht möglich den Weg dorthin zurück zu finden. Wir wären zwischen den Welten gefangen. Daher würden wir lieber unseren eigenen Tod in Kauf nehmen, als einen der Seelenträger zu gefährden.“
„Was passiert, wenn jemand in dieser Welt stirbt?“, will Mimi wissen.
„Alle Erinnerungen an die Nachtwelt und an die Gemeinschaft gingen für denjenigen verloren“, sagt Petra.
Mimi ist entsetzt: „Aber was wäre mit uns beiden und unserer Freundschaft? Was mit
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