Nachtwelt (German Edition)
Nachtwelt nicht erschaffen“, erwidert Petra. „Diese Welt gab es schon immer. Sie ist wie ein Gemälde, dem wir Leben einhauchen. Wir haben sie nur schöner, vollkommener gemacht. Wir geben der Nachtwelt das, wonach wir uns in der Tagwelt sehnen. Freundschaft, Güte, Verständnis, Mitgefühl, Loyalität und vieles mehr – gute Eigenschaften eben. Wenn wir in der Nachtwelt Erkenntnis über unsere verborgenen Wünsche und Sehnsüchte erlangen, finden wir unser Glück in der Tagwelt.“
Wieder ergreift Artemer das Wort: „Von einigen unserer Gemeinschaft wissen wir, was sie der Nachtwelt zum Geschenk machten. Petra zum Beispiel brachte die Liebe in diese Welt. Durch sie empfinden wir große Zuneigung für alles Lebendige und schützen es. Es ist ein Band der Liebe, dass unsere Gemeinschaft zusammenhält und unser aller Schicksal bestimmt. Die, die noch keine Erkenntnis über ihre Wünsche und Sehnsüchte erlangt haben, nennen wir die Lernenden oder Suchenden .
Mimi guckt zu Petra: „Na klar. Du und die Liebe…. Woher wisst ihr das alles?“
„Es waren die Zwerge, die uns vieles über die Nachtwelt lehrten. Sie sind nicht nur die Wächter des Giftes , sie wachen auch über die Geschichte dieser Welt“, erklärt Artemer. „Sie wissen über die Geschehnisse der alten Zeit und wann immer etwas von Bedeutung geschieht, wächst ein neuer Pilz, auf dessen Hut ein Bildnis des Ereignisses zu sehen ist. Mit dem Wachsen des Pilzes wird ein Zwerg geboren.“
Lange blickt Mimi stumm in das große Feuer. Alle hier scheinen alles über die Nachtwelt zu wissen und lange miteinander bekannt zu sein. Sie fragt sich, warum sie jetzt erst zu der Gemeinschaft stößt und warum ihr Kommen so sehnsüchtig erwartet wurde?
„Ihr scheint euch alle eine Ewigkeit zu kennen. Bin ich neu hier?“, will sie wissen.
„Nein, schon seit langer Zeit sehen wir dich immer wieder am Waldrand stehen. Petra versuchte dich anzusprechen und dich an die Feuer einzuladen. Nie hast du reagiert. Dein Blick war abwesend und du konntest diese Welt nicht wahrnehmen. Es war, als würden die Welten um dich kämpfen und jedes Mal gewann die Tagwelt. So blieb dir der Weg hierher verborgen. Du komplettierst unsere Gemeinschaft und gehörst zu den Lernenden .“
„Als ich zum ersten Mal in die Nachtwelt kam, sagtet ihr, dass eine große Schlacht bevorsteht. Was hat das zu bedeuten?“
„Die Schlacht ist der Grund, warum wir nicht warten konnten, bis du deinen eigenen Weg hierher findest. Darum konzentrierten wir uns darauf, dich an die Feuer zu wünschen. Es dauerte viele Wochen bis es uns gelang. Leider mussten wir feststellen, dass wir nicht die Kraft und die Energie aufbringen konnten, um dich nochmals zu uns zu bringen oder dich in dieser Welt zu halten.
Uns blieb nur die Hoffnung, dass dich die Nachtwelt, nachdem du sie einmal bewusst erlebt hattest, so sehr in ihren Bann gezogen hat, dass du versuchen würdest, deinen Weg hierher zurück zu finden. Und jetzt, da du es geschafft hast, haben wir eine Chance die bevorstehende Schlacht zu gewinnen. Nicht mehr lange und wir werden gegen die ANDEREN kämpfen müssen.“
„Also besuchen nicht nur wir die Nachtwelt? Warum ziehen wir gegen die ANDEREN in die Schlacht?“, fragt Mimi. „Bietet diese Welt nicht genug Platz für uns alle?“
„Die Nachtwelt hat Platz für Viele. Sie wächst mit jedem, der den Weg in sie findet. Die ANDEREN wollen die Nachtwelt aber nicht teilen. Sie sind wild und haben keinen Sinn für das Schöne und Gute. Dort, wo sie sich treffen, gibt es nichts als kargen Stein. Dort gibt es kein Leben.
Sie bringen Bitterkeit, Hass, Wut, Egoismus und Verzweiflung. Es geht ihnen um Macht und sie sind bereit jeden Preis dafür zu zahlen. Sie entziehen der Nachtwelt alle Wärme und Farbe.
Jeden den sie von uns töten, bringt sie ihrem Ziel über diese Welt zu herrschen ein Stück näher. Wenn einer unserer Gemeinschaft in der Nachtwelt stirbt, geht mit seinem Tod das Schöne, das er hierher brachte verloren.“
Entsetzt über die Vorstellung, dass einer der Freunde getötet werden könnte, fragt Mimi: „Sind wir im Kampf ganz auf uns allein gestellt? Gibt es niemanden, der uns helfen kann?“
„Es gibt noch andere Völker in der Nachtwelt. Als die ersten Weltengänger ihre Wünsche in diese Welt trugen, wurden sie geboren. Diese Völker sind uns aber nicht verpflichtet. Hilfe ihrerseits wäre eine große Geste.
Die ANDEREN sind uns zahlenmäßig weit
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