Nachtwelt (German Edition)
Andy und Michi.“
„Du hättest nur keine Erinnerung mehr an die Menschen, die du zum ersten Mal in der Nachtwelt gesehen hast. Alles was in Bezug zu dieser Welt steht wäre verloren. Dein Mittagessen bei Andy und Michi wäre nur die Erinnerung an einen schönen Frühlingstag. Die Andeutungen, die Michi und Andy machten und der Irminsulanhänger wären vergessen. Ansonsten würde alles bleiben wie es ist. Du wüsstest zwar nicht mehr, dass du mit Andy, Michi und mir in der Nachtwelt gewesen bist. Freund- und Nachbarschaft und unsere gemeinsame Vergangenheit blieben unverändert.“
Mimis Finger haben sich in Moonlights Fell vergraben. Ein kalter Schauer läuft ihr über den Rücken, als sie zu ihrem Feuer schaut und Pit ihren Blick erwidert. ……….Du hättest keine Erinnerung mehr an die Menschen, die du zum ersten Mal in der Nachtwelt gesehen hast , geht ihr durch den Kopf.
Sie schaut schnell weg und wendet sich wieder Petra und den Männern zu. Moonlight hat sich erhoben und ist zu einer kleinen Gruppe Seelenträger gegangen, die am Rande der Lichtung im Schatten liegen.
„Es ist komisch“, sagt Mimi, „ich kann nur Moonlight, Darragh und noch einen weiteren Seelenträger berühren. Die anderen scheinen weder ängstlich noch abweisend, doch sobald ich die Hand nach ihnen ausstrecke, ziehen sie sich zurück. Ich habe gesehen wie du Darragh gestreichelt hast. Lassen sich auch andere Seelenträger von dir anfassen?“
„Außer Moonlight und Darragh darf ich noch zwei weitere Seelenträger berühren“, antwortet Petra. „Dahla und Finn. Sie gehören zu Bjaerre und Arovis.“
„Und warum lassen sich die anderen nicht berühren?“, will Mimi wissen
„Dies zu erklären“, sagt Arovis, „ist nicht einfach. Obwohl die Gemeinschaft durch das Band der Freundschaft miteinander verbunden ist und jeder mit seinem Leben für den anderen einstehen würde, geht die Beziehung derer, die einen Seelenträger des anderen berühren dürfen, weit über das Band der Freundschaft hinaus.
Die Träger des Lebens sind der Spiegel unserer Seele. Nur sehr wenigen Menschen gewähren wir einen Blick auf unser Innerstes. In diesen Momenten, in denen wir uns für andere öffnen, sind wir vollkommen schutzlos und man kann uns den tiefsten Schmerz und die schlimmsten Wunden zufügen. Nur die Menschen, die uns so nah kommen dürfen, können unsere Seelenträger berühren.“
„Ich sah, wie Pit Darragh streichelte“, sagt Mimi. „Dies wundert mich, denn seit ich in die Nachtwelt gekommen bin, hat Pit mir keine Freundlichkeit erwiesen. Ich finde ihn übrigens auch nicht so toll.“
Es ist Fritz, der sagt: „Den Seelenträger den du außer Moonlight und Darragh noch berühren darfst, heißt Cassius und er gehört zu Pit. Was hat das wohl zu bedeuten?!“
„Nichts“, sagt Mimi. „Zwischen Pit und mir gibt es kein Band der Freundschaft. Und schon gar nicht würde ich ihm mein Innerstes offenbaren. Da scheinen unsere Seelenträger nur nicht auf Kurs zu sein.“
„Wir reden hier auch nicht von einem Band der Freundschaft“, sagt Petra.
Mimi versteht nicht warum sie so gereizt reagiert: „Ja genau, die große Liebe zwischen den Welten. Glaub’ du daran. Ich werde nie aufhören an der Liebe zu zweifeln. Nichts von dieser Romantikkacke gibt es. Weder hier, noch in der Tagwelt.“
„Sprach die ewig Zweifelnde“, sagt Tom und lacht. „Wir haben hier nicht nur eine Lernende , sondern auch eine Blinde.“
Mimi ist gerade gut in Fahrt, doch bevor sie Toms Spruch kommentieren kann, ruft Artemer der Gemeinschaft zu: „Zeit für die Waffenübungen. Die Bogenschützen finden sich bitte auf der linken Seite der Lichtung ein.“
Die Lichtung ist erfüllt von dem Klang aufeinander schlagenden Metalls. Alle haben ihre Westen und Jacken ausgezogen. Andy hat die langen Haare mit einer Lederschnur zusammengebunden. Mit freiem Oberkörper führt er geschickt seine Axt gegen Arovis, der die Schläge gekonnt pariert.
Etwas Abseits vom Geschehen steht Mimi und beobachtet fasziniert die Kampfübungen. Die Frauen sind den Männern ebenbürtige Gegner.
Am meisten Freude bereitet es ihr, Petra beim Bogenschießen zuzusehen. Groß und eindrucksvoll steht ihre Freundin neben den anderen Bogenschützen. Die Zielscheiben sind in einem Abstand von ungefähr fünfzig Metern aufgestellt. Konzentriert und ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren, zieht Petra einen Pfeil aus dem Köcher auf ihrem Rücken.
Ruhig legt sie
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