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Nachtzug ins Glueck

Nachtzug ins Glueck

Titel: Nachtzug ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samantha Hunter
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Interessen.
    »Viele schon. Aber warum sollte ich nicht beides machen – du weißt schon, ein kleines Gasthaus führen und ab und zu einen Mord aufklären? Wie im Kriminalroman. Wahrscheinlich würde sich meine Familie darüber freuen.«
    »Sie sind nicht mit deiner Entscheidung einverstanden?«, fragte sie ernster, denn ihr fiel ein, dass er in der Nacht zuvor etwas darüber erwähnt hatte.
    »Sie begreifen nicht, warum ich den Job an den Nagel gehängt habe. Ich denke, es hat sie gewissermaßen enttäuscht.«
    »Das ist traurig. Meinst du, sie sehen es irgendwann ein?«
    Ihr Essen wurde gebracht und ihre Unterhaltung unterbrochen, und Reid blickte in die Gärten hinaus, ehe er seinen Burger nahm und herzhaft hineinbiss.
    »Das wird schon. Wir haben uns nicht entzweit oder so, aber ihre Missbilligung, dass ich den Dienst quittiert habe, steht wie ein Elefant im Zimmer, als wäre ich eine Enttäuschung für die Familie oder so. Mein Vater dachte, ich wolle ihn verschaukeln, als ich ihm erzählt habe, dass ich vielleicht hierherziehe und ein Lokal eröffne.« Er schüttelte wehmütig den Kopf.
    Brenna verdrehte die Augen. »Tja, es ist eine andere Generation. Meine Eltern versuchen, mich zu unterstützen, aber manchmal frage ich mich, ob ich wegen des Autounfalls, den ich als Teenager hatte, klaustrophobisch geworden bin oder weil sie mich danach ständig zu Hause festgehalten haben.«
    »Ja, ich … ähm … ich hab das im Internet gesehen. Sah ziemlich horrormäßig aus.«
    »Du hast nach mir im Internet gesucht?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, schlechte Angewohnheit eines früheren Kriminalbeamten. Ich war neugierig, mit wem ich mein Zimmer teile. Ich wusste nicht genau, ob ich bei dir sicher bin.« Er warf ihr ein gefährliches Lächeln zu, was sie zum Kichern brachte.
    Mit ihm lachte sie so viel wie schon lange nicht mehr.
    Brenna dachte einen Moment darüber nach, dann wandte sie sich wieder ihrem Mittagessen zu. »Ja, du hast recht, schließlich könnte ich ja eine Schwerverbrecherin auf der Flucht sein.«
    »Dann ist es ja gut, dass ich die Handschellen dabeihabe.«
    »Definitiv.«
    »Also war der Unfall der Auslöser für deine Phobie?«
    »Es war der Auslöser für etwa ein Dutzend Phobien. Klaustrophobie ist die einzige, an der ich noch zu knabbern habe. Ich hab in den Jahren nach dem Unfall alle möglichen Ängste und Panikattacken durchgemacht, Medikamente, Posttraumatherapie … Alles, was du dir denken kannst.«
    Während er aß, betrachtete er sie nachdenklich. »Du hast einiges mitgemacht. Und als Einzige überlebt?«
    Diese Tatsache schnürte ihr immer noch die Brust zusammen, und Brenna wusste, das würde für immer so bleiben. Aber sie löste mental den Knoten und holte tief Luft.
    »Ja. Meine beste Freundin und ihr Bruder sind umgekommen. Er war älter, gerade aus dem College zurück, und wir waren so jung! Wir hatten keine Ahnung, dass er getrunken hatte, als er ins Auto stieg. Ich weiß nicht mehr viel, nur dass ich da drin festgeklemmt war und nicht atmen konnte. Es war heiß.« Ihre Stimme versagte, die Brust verengte sich.
    Reid streckte die Hand aus und legte sie auf ihre. »Du musst nicht darüber reden.«
    »Schon okay. Es tut mir gut.« Sie ergriff seine Hand und atmete ein paar Mal ein und aus. »Es ist lange her, aber ich schätze, irgendwie wird es mich immer begleiten. Doch nicht diese Phobie. Ich bin die anderen losgeworden, und ich werde auch mit dieser fertig. Ich muss.«
    »Du bist wirklich erstaunlich«, sagte er, und unter seinem bewundernden Blick schmolz ihre Angst dahin, verwandelte sich in etwas Wärmeres und viel Angenehmeres.
    »Danke, aber an den meisten Tagen fühle ich mich alles andere als erstaunlich.«
    »Das geht den meisten so, und die haben nicht so etwas Schlimmes erlebt.«
    »Du schon«, erwiderte sie. »Hast du oft Albträume?«
    Sie war sich nicht sicher, ob er antworten würde. Er konzentrierte sich ein paar Minuten lang auf sein Mittagessen, dann zuckte er mit den Schultern und legte das, was noch von seinem Burger übrig war, auf den Teller zurück.
    »Eine Weile schon. Obwohl sich in den Träumen immer verschiedene Ereignisse vermischen. Nicht nur die Schüsse – die sind fester Bestandteil –, doch sie bringen auch andere Sachen, andere Momente zurück, die sich ebenfalls in meinem Kopf festgesetzt haben. Aber diese Albträume sind beträchtlich zurückgegangen, seit ich hierhergezogen bin. Ich würde mich ja für gestern Nacht

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