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Nackige Engel

Nackige Engel

Titel: Nackige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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am Automaten den Kaffee, den ich drinnen nicht bekommen hatte, und schaute in der Zeitung nach dem Artikel. Dieselhofer hatte recht, tatsächlich hatten die NKM versucht, die Halle zu kaufen. Als ich den Blick von der Zeitung hob, erschrak ich. Am Ende des Gangs kam der Inspektor mit einem kleinen grauen Mann um die Ecke, den man leicht übersehen konnte. Beide waren ins Gespräch vertieft. Als sie in einem der Räume verschwanden, war ich ganz sicher, dass es sich bei dem zweiten um den unauffälligen Herrn Ernstel gehandelt hatte.
    Was machte der denn hier?
    49
    Unten, vor dem Haupteingang des Präsidiums, lungerte ich Zeitung lesend herum. Herrn Ernstel würde ich mir vorknöpfen. Keine Viertelstunde war vergangen, und schon kam er auf die Straße gestürmt. Er hatte Eile und hielt sein Handy ans Ohr gepresst. War er in Schwierigkeiten? Für seine Verhältnisse gestikulierte er beherzt mit dem Zeigefinger. Ich folgte ihm. Von der Fußgängerzone bog er in den Färbergraben ein. Ich ahnte bald, wohin die Reise gehen sollte. Wenig später stand ich vor dem Goldenen Prag, in das Ernstel eiligen Schritts gestürmt war.
    Als ich mit einem gewissen Sicherheitsabstand ebenfalls das Lokal betreten wollte, fing mich schon am Eingang einer der freundlichen schwarz-weißen Kellner ab. Er bedauerte, mich nicht einlassen zu können. Leider sei heute geschlossene Gesellschaft. In etwa einer guten Stunde habe man wieder für alle geöffnet. Ich linste über seine Schultern hinweg nach drinnen, konnte aber nichts Außergewöhnliches erkennen. Die Tische waren spärlich besetzt, offenbar fand die Gesellschaft im Nebenraum statt, in den gerade ein Kellner eine Kanne Kaffee trug.
    So einfach ließ ich mich nicht abschütteln. Ich umkreiste den ganzen Block und fand in einer der kleinen Seitenstraßen eine offene Zufahrt. In dem weitläufigen Innenhof hatte man sich rasch orientiert; die Dünste der böhmische Küche wurden über große Ventilatoren nach außen geblasen. Auch ein weiterer Eingang war vorhanden, wahrscheinlich für Lieferanten, die auf diesem Weg ihre Ware in das Lokal brachten.
    Um den großen Herd herum herrschte geschäftiges Treiben von Weißkitteln in Pepitahosen. Ich drückte vorsichtig die Klinke herunter und öffnete sacht die Tür. Eine Treppe führte nach unten, von dort wehte mir ein biergesättigter, kühler Kellergeruch entgegen. Ich tastete mich jedoch weiter den Gang entlang, ging an der Küche vorbei, die man durch eine Schwingtür betreten konnte, und war nun schon bei der Garderobe und den Toiletten angekommen. Aus einem Zimmer, das mit dem Türschild Privat vor unbefugtem Zutritt geschützt war, tönte das unausgesetzte Lamentieren eines Mannes. Offenbar gab es Streit.
    – Das ist doch eine absolute Katastrophe. Dieser Tölpel gehört doch entlassen.
    Ich blieb stehen und lauschte.
    – Alles versaut.
    – Wir tun unser Bestes, das wieder gutzumachen, erwiderte eine weitere Männerstimme in sehr höflichem Ton.
    Ich bemerkte, dass die Tür nicht geschlossen war. Mit den Fingerspitzen, so zart, als gelte es, einen wackligen Mikadostab aufzunehmen, schob ich sie ein wenig weiter auf. Was ich zunächst wahrnahm, wirkte befremdend für ein Lokal dieser Solidität und Güteklasse: Ein Mann in Unterwäsche hockte auf einem Stuhl. Jetzt kam ein Kellner in mein Blickfeld. Er hatte eine nasse graue Hose in der Hand.
    – Mit einem Föhn ginge es schneller.
    – Lassen Sie mich erst mal riechen.
    Der Mann in weißer Unterwäsche beschnüffelte die Hose.
    – Also, ich weiß nicht! Mit dem bisschen Waschen kriegen Sie doch die zwei Halben nicht raus.
    – Wenn die Hose trocken ist, ist das alles verschwunden. Nasses Hundefell hat auch einen viel stärkeren . . .
    – Jetzt auch noch frech werden, was? Der bloße Verdacht reicht in meiner Position: Der Mann riecht nach Bier, heißt es dann, der trinkt im Dienst. Als Chauffeur fliegst du da hochkant.
    Der Kellner hängte die Hose auf einen Bügel und begann zu föhnen. Ich hatte genug gehört und gesehen. Die Reparatur eines Bedienungsmalheurs war nicht mein Problem. Allerdings verstand ich nun, dass die Chauffeursmütze und das graue Jackett, die an der Garderobe hingen, zur Dienstkleidung des Pechvogels gehörten. Ich schnappte mir beides, denn die Trocknungsprozedur würde mit Sicherheit noch eine ganze Weile in Anspruch nehmen. Als ich in die Jacke schlüpfte, verstand ich die Anspielung des Kellners mit dem nassen Hundefell. Offenbar hatte der Mann auch

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