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Nackige Engel

Nackige Engel

Titel: Nackige Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Bronski
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Ausweg finden, das ist die kulturelle Kraft, verstehst du jetzt? Ein . . .
    Er deutete mit seinen Händen wuchernde Gewächse an.
    – . . . blühender Garten von Freuden, der aus der Ablenkung, der Verhinderung entstanden ist. Das muss doch sogar dir als Hausjesuiten einleuchten!
    Mir blieb der Mund offen stehen.
    – Was meinst du denn damit: Hausjesuiten?
    Er lachte.
    – Sage ich immer so. Weil du doch einer von den Kontrollettis bist, den die Direktion geschickt hat. Wie Jesuiten sitzt ihr da, nickt und versteht immer alles. Hinterher kommt ihr dann daher und sagt, da könnten wir doch noch ein bisschen feilen oder dort. Aber Zensur läuft bei mir nicht, kannst du vergessen. Sonst schmeiße ich hin! Außerdem ist doch sowieso klar, dass wir improvisieren müssen, wenn der Ministerpräsident wirklich zurücktritt. Da lässt sich nichts planen . . .
    Um mir Gehör zu verschaffen, war ich es dieses Mal, der mit der flachen Hand auf den Tisch schlug.
    – Irrtum! Ganz großer Irrtum. Ich habe damit nichts am Hut. Mir geht es um Wolfertshofer und nicht um dein Programm, verstehst du?
    – Ja, zum Donnerwetter, warum machst du denn das Maul nicht auf?
    – Hat das bei dir schon mal jemand hinbekommen?
    Er schaute auf die Schüssel und den leeren Brezenkorb. Eine fatale Fehlspekulation dämmerte ihm.
    – Und die Würste gehen dann auch nicht aufs Haus?
    Eine Weile lang herrschte Schweigen.
    – Kann ich dich jetzt was zu Wolfertshofer fragen?
    – Bist du ein Freund von ihm?
    – Kann man sagen. Ich war am letzten Tag dabei.
    – Ja sicher, er war im Prinzip kein Unrechter Kerl. Guter Mann auf dem Podium.
    – Klingt nicht so begeistert.
    Brummer deutet auf die Bühne.
    – Ich weiß ja nicht, wie es bei dir war, aber du findest keinen da herinnen, bei dem er nicht Schulden gehabt hätte. Und zwar nicht zu knapp. In der Hinsicht war er schon verrufen.
    – Schulden? Verstehe ich nicht. Dem ging es doch glänzend. Finanziell, meine ich.
    – Jetzt stell dich doch nicht blöder, als du bist! Was glaubst du denn, was der in solchen Nächten, wenn es ihn wieder richtig gejuckt hat, verloren hat!
    – Kannst du dich genauer ausdrücken?
    – Spielsucht! Das war nicht nur ein, das waren zwei, drei Vermögen, die ihm durch die Finger geronnen sind.
    Ich dachte an meine Begegnungen mit ihm zurück. Es stimmte, obwohl es mir damals nicht so wichtig schien: Wolfertshofer spielte andauernd. Der Automat faszinierte ihn ebenso wie die Kartenspieler am Nebentisch.
    – Der hat gezockt, und zwar alles oder nichts. Und da ging es ordentlich um was. Haus, Auto. . .
    Auch Dieselhofer hatte mich ja darauf hingewiesen, dass Wolfertshofer praktisch pleite war. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen, und ich verstand, dass ich in diesem Licht alles noch einmal neu aufrollen musste.
    – Wenn er was gebraucht hat oder anderen was abbetteln wollte, da hat er mit der Brechstange gearbeitet. Das Blaue vom Himmel herunter hat er dir erzählt. Aber wenn du von ihm was gewollt hast, einen Gefallen, eine Unterstützung oder eine Einladung – vergiss es!
    Brummer machte eine wegwerfende Bewegung, vermerkte dann aber mit großer Freude, dass ich die Hand hob, um unsere Rechnung zu begleichen.
    Ich fuhr mit der Gewissheit nach Hause, dass auch ich einer der Vielen gewesen war, die von Wolfertshofer eingeseift und für seine Zwecke eingespannt worden waren. Traurig genug, denn ich hatte ihn geschätzt und für seine Talente bewundert. Aber die ganze, von mir so heftig durchlittene Geschichte und seine Zwangslage waren immer schon zwei Paar Stiefel gewesen.
    47
    Zu Hause angekommen, rief ich gleich Dieselhofer an. Im Hintergrund war eine laute Männerstimme zu hören.
    – Kleinen Moment, bat er, im Radio sagen sie gerade was zur Kabinettskrise.
    Wir schwiegen gemeinsam und erfuhren, dass nichts passieren würde. Man wiegelte ab. Dieselhofer drehte leise und war nun präsent. Ich wollte herausbekommen, wo er in seinen Ermittlungen gelandet war, und dachte, es sei klug, ihn die Initiative übernehmen und reden zu lassen. Er aber ließ sich nicht ins Bockshorn jagen und verlangte von mir einen Bericht über meinen Besuch bei Eyerkauff.
    – Habe ich es nicht gesagt: aalglatt der Kerl. Die machen da im Arabellapark oben, was sie wollen. Verdunkelung, Desinformation, aber alles abgesichert. Unsereiner schreibt wegen jedem Schmarren ein Protokoll, und die brauchen noch nicht einmal ein Namensschild. Aber glauben Sie es mir, mit der Wolfertshofer-Sache

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