Nackt schlafen ist bio
welche Leute treffen, was für Produkte kaufen, welche Vorbereitungen fürs Kochen treffen und so weiter. Heute weiß ich: Ein leerer Kühlschrank ist nicht gleichbedeutend mit einem leeren Bauch, eine leere Geldbörse nicht mit einem leeren Vorratsschrank. Tatsache ist, je weniger Dinge ich besitze, desto zufriedener bin ich – das mag buddhistisch oder sogar verlogen klingen, aber es stimmt. Selbst was mein Liebesleben betrifft, scheint es, als wäre das Glück schon immer zum Greifen nah gewesen.
Während all diese Gedanken in meinem Kopf herumspukten, ging ich ins Schlafzimmer und legte mich hin. Nun hatte sich der Kreis wirklich geschlossen, denn die Idee zu diesem einjährigen Abenteuer war mir vor etwas mehr als einem Jahr eines Nachts im Bett gekommen, als ich nicht einschlafen konnte. Auch jetzt kann ich nicht einschlafen, aber nicht wegen irgendwelcher Sorgen um die Umwelt oder ökologische Gewissensbisse. Nein, diesmal war es einfach freudige Erregung. Ich lauschte auf die Bäume draußen, deren Zweige übers Dach streiften, auf das gleichmäßige, gedämpfte Scharren eines Schnee schippenden Nachbarn, sah, wie sich ein Strahl kalten Winterlichts wacker durch eine Wolke kämpfte, und mir wurde, unbeschwert von Angst und Sorge, die Welt in all ihrer Schönheit bewusst. Und ich lächelte.
NACHWORT
Zu meiner völligen Überraschung ist der Planet nicht sofort implodiert, geschmolzen oder hat sich zu drehen aufgehört, als ich mein grünes Projekt beendete. Ich war beinahe enttäuscht. Dennoch fühlte ich mich in den ersten Wochen meiner Freiheit im März unwillkürlich unwohl, wann immer ich heiß duschte, eine fettige Gemüsepfanne auf einen sauberen Teller kippte oder eine Avocado aus Mexiko kaufte – ungeachtet der Tatsache, dass es keinerlei unmittelbare Auswirkungen hatte, zumindest keine, die ich sehen konnte.
Meine Party war ein voller Erfolg, auch wenn ich gleich am nächsten Morgen den Kühlschrank wieder aussteckte und mir vor Gewissensbissen fast übel wurde (oder waren das die Nachwirkungen der vielen Käsecracker?), als ich einen ganzen Müllsack voller Einwegplastikbecher runterbrachte. Kurz gesagt: Bei manchen Sünden fiel es mir nicht schwer, rückfällig zu werden – etwa was die Benutzung des Föhns, den Genuss von Beaujolais und billige Klamotten kaufen betraf –, andere Änderungen wiederum ließen sich gar nicht so leicht rückgängig machen.
Drehen wir die Zeit acht Monate vor: Inzwischen bin ich oft gefragt worden, wie viele meiner Öko-Regeln ich noch befolge, also nahm ich mir noch einmal mein Blog und die Hauptliste vor und scrollte sie durch, um eine offizielle Zahl nennen zu können. Manches war jetzt, da ich in einem Haus anstatt in einer Wohnung lebte, nicht mehr praktikabel und einige spätere Änderungen machten frühere Punkte auf der Liste überflüssig, aber letztlich kam ich auf 271 (rund 74 Prozent). Das ist eine ganze Menge. Natürlich habe ich dabei nicht das Gefühl, 271 Änderungen durchzuhalten, doch es ist durchaus etwas dran an dem Spruch: »Einmal Öko, immer Öko.« Nun, da ich Naturprodukte kennengelernt habe, die ihren Zweck ebenso gut erfüllen wie herkömmliche Produkte, gibt es für mich keinen Grund, zu Letzteren zurückzukehren; nachdem ich mir eine Regentonne angeschafft habe, will ich sie nicht mehr missen; und ich sehe keinen Sinn darin, die Gläser, die ich anstelle von Plastikbehältern für die Aufbewahrung von Lebensmitteln verwende, zu entsorgen, nur um mir wieder Kunststoffkram zuzulegen.
Ach ja, und ich werde mir definitiv kein Auto kaufen.
Ähnlich verhält es sich mit den Dingen, die mir zur Gewohnheit geworden sind: Ich benutze für das kleine Geschäft weiterhin Wasserflasche und Waschlappen statt Toilettenpapier; wenn ich im Restaurant ein Gericht zum Mitnehmen hole, bringe ich selbst die Behälter dafür mit und halte mich fast immer an die Regel, nur Fleisch aus artgerechter Haltung zu essen; alle meine Flaschen sind Pfandflaschen, Kabelfernsehen habe ich nach wie vor nicht, Eiscreme schlecke ich im Waffelhörnchen, und meinen Wasserkocher fülle ich stets mit genau der Menge, die ich brauche.
Und was mache ich nicht mehr? Na ja, ich sammle nicht mehr anderer Leute Müll auf und betätige die WC -Spülung nicht nur nach dem großen Geschäft; ich benutze regelmäßig meine Geschirrspülmaschine, meinen Backofen und meinen geliebten Staubsauger, rasiere mir die Beine, trinke Wein aus dem Glas und habe leider immer noch nicht
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