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Nackt schlafen ist bio

Nackt schlafen ist bio

Titel: Nackt schlafen ist bio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Farquharson
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ich Gaia zumuten wollte. Nachdem ich die Sachen auf den Wohnzimmertisch gestellt hatte, ging ich nach oben zum Computer, um nachzusehen, wie viele Kommentare die Leute zu meinem letzten Beitrag abgegeben hatten: 89.
    Es war mir fast zu viel, alle zu lesen; mit Kritik – auch mit positiver – konnte ich noch nie gut umgehen. Dass ich also 89 Glückwünsche und Komplimente erhielt, in denen oftmals auch geschildert wurde, wie ich jemanden zu Veränderungen in seinem oder ihrem Leben angeregt hatte, erfüllte mich mit ungläubigem Staunen und beschämte mich geradezu. Zweifellos enthielt die Klischeevorstellung vom »Welleneffekt« eine Menge Wahres.
    Am meisten bedeutete mir allerdings der Welleneffekt, den ich in meinem näheren Umfeld ausgelöst hatte – im Lauf dieses Jahres habe ich miterlebt, wie Freunde und Verwandte sich auf eine Weise veränderten, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Oft taten sie es anfangs nur mir zuliebe, um sich an die Einschränkungen durch meine ökologische Lebensweise anzupassen, doch jetzt bin ich davon überzeugt, dass sie es inzwischen für sich und für Mutter Erde tun. Im Kühlschrank meiner Mutter finden sich nur noch Bio-Milchprodukte und Fleisch aus Weidehaltung, und sie hat sich vorgenommen, an Weihnachten im Namen ihrer Freunde zu spenden, statt ihnen Geschenke zu kaufen. Mein Vater mietet im Urlaub nur noch kleinere Hybridautos und trinkt ausschließlich Öko-Bier. Sogar Emma ist … na ja, Emma hat sich eigentlich nicht verändert.
    Aber Ian! Er bringt allmorgendlich seinen eigenen Thermobecher mit Kaffee mit und überlegt sogar, bei der nächsten Wahl für die Grünen zu stimmen. Und Dimitris hat sich ein gebrauchtes Fahrrad zugelegt und will weniger Auto fahren. Sogar meine Kollegen bei der Post haben angefangen, Wasser aus wiederverwendbaren Edelstahlflaschen zu trinken.
    Und auch mein Freundeskreis hat sich verändert – noch vor ein paar Jahren wäre es für mich undenkbar gewesen, dass ich mit den Jungs vom städtischen Abfallwirtschaftsamt flirte, mit einem Mann namens No Impact Man Kaffee trinke oder eine Affäre mit einem veganen Masseur aus Oregon habe. Allerdings hätte ich mir auch nicht vorstellen können, im Westjordanland auf die Suche nach Recycling-Käfigen zu gehen, Würmer für einen Komposter auf meinem Balkon zu bestellen, statt Tampons allmonatlich ein elastisches Silikonbehältnis zu benutzen oder mich auf der Suche nach Möbeln in einem Lagerhaus zwischen ausgemustertem Hotelmobiliar herumzutreiben und dann nach Hause zu eilen, um meine Einmachgläser zu sterilisieren und Marmelade einzukochen.
    Ich weiß nicht, ob ich durch diese Erfahrungen ein besserer Mensch geworden bin – wahrscheinlich hat mir mein dauerndes Gequassel über die wundersame Wirkung von Backpulver und Essig nicht immer und überall Sympathien eingebracht –, aber sie haben mich verantwortungsbewusster und etwas selbstsicherer werden lassen. Es gibt ja die Meinung, dass zu viel Wissen belastet, dass es in Anbetracht der Ignoranz der anderen Menschen zutiefst frustrierend sein kann oder wegen des Unvermögens, etwas verändern zu können, Depressionen hervorruft. Bis zu einem gewissen Grad kann ich das nachvollziehen – die Fakten über die globale Erwärmung sind nicht gerade leichte Kost, und endlose Fachdiskussionen, widersprüchliche Untersuchungen und Ausnahmen von der Regel machen es noch schlimmer. Aber zu lernen, dass man Schuhe mit Kokosnussöl putzen, im Dunkeln duschen und die Kalkrückstände im Wasserkocher mit Essig entfernen kann – das bereitet mir großes Vergnügen. Ähnlich wie Dorothy im Zauberer von Oz , die erfährt, dass sie eigentlich die Macht hat, jederzeit nach Hause zurückzukehren, hat mich mein Öko-Jahr gelehrt, dass alles, was ich im Alltag brauche, im Grunde schon da ist: Putz- und Reinigungsmittel, Hausmittel gegen Husten und sämtliche Zutaten für Zahnpasta finden sich unten in meinem Vorratsschrank; mein Fitnessraum liegt draußen in den Hügeln; mein Transportmittel sind meine zwei Beine; und sosehr ich eine gute Mascara zu schätzen weiß, kann ich doch auch durch ein bisschen mehr Lächeln attraktiver wirken.
    All das stellt uns Mutter Natur zur Verfügung und wird es auch künftig tun, sofern ich ihr ein bisschen Liebe und Respekt entgegenbringe. Und das gibt mir Zuversicht. Früher habe ich mich immer zwischen all den Entscheidungen über Dinge aufgerieben, die ich angeblich tun musste: in welchen Geschäften shoppen,

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