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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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Krämer Runki beiseite, der ihn stützen wollte. »Pfoten weg!« Doch Runki ließ sich nicht abdrängen. »Du bist auf den Tod verwundet.«
    Andere wollten helfend zugreifen.
    »Weg!«, knurrte Krämer. »Ich bleibe hier!«
    Er blickte auf die Häftlinge, sah nicht deren Angst um ihn in ihren Gesichtern, horchte aufmerksam nach draußen, wo es knallte und rumorte.
    »Verflucht! Dass es mich noch zuletzt erwischen musste …«
    »Walter, du wirst wieder gesund, wenn du dich schonst.«
    Vorsichtig legte ihm Runki die Hand auf die Schulter.
    »Wo ist das Wurm, das Kind? Ich habe es euch doch gebracht. Wo habt ihr es?«
    »Hier ist es doch, Walter, hier.«
    Einige waren nach dem Schlafsaal gelaufen. Sie brachten ihm das Kind, stellten es ihm zwischen die Knie.
    Krämers Züge entspannten sich. Er lachte warm und tief in sich hinein, strich über das Köpfchen. »Kleiner Maikäfer …«
    Plötzlich wurde Krämer weich und bittend. »Lasst mich hier, Kumpels. Lasst mich bei euch bleiben. Mir geht es schon ganz gut.«
    Sie brachten einen Strohsack herbei und bauten ihm eine Rückenlehne zwischen Tisch und Bank. Krämer lehnte sich dankbar zurück und lachte Runki zu, der ihn bemutterte: »Na, Otto, alter Junge …«
    Runki lächelte, tätschelte.
    Wie immer, wenn sich die Männer viel zu sagen hatten, wurden die Worte karg. Aber in Krämers rauherzigem Anruf und in Runkis ungeschickter Zartheit lag das Unaussprechbare, das sich jetzt draußen vollzog, und der Lärm und die Schüsse ums Lager gaben ihm die Deutung.
    Krämer schloss die Augen.
     
    Als Riomand die erste Salve hinaufgejagt hatte, der tausendfältige Schrei aufgebrochen und die Masse über den Platz raste, war Förste, der unter der Last der Erschöpfung noch immer am Boden gelegen hatte, aufgesprungen. Durch das Fenster des Bunkerraumes hatte er den Sturm gesehen, und sein Schrei über das Ungeheuerliche hatte ihm schier die Brust zerreißen wollen. Noch während draußen die Eisentür berstend aufsprang, war er hinausgestürzt und – über die Leichen stolpernd – zur Zelle Nummer 5 gerannt.
    Wild trommelten Höfel und Kropinski gegen die Tür und schrien. Förste riss die Verriegelung zurück, doch die Zelle war verschlossen. Bochow, Riomand, Kodiczek, van Dalen tauchten plötzlich auf. Sie stockten beim Anblick der herumliegenden Leichen. Bochow schrie in das Halbdunkel des Ganges hinein: »Höfel, Kropinski! Wo seid ihr?«
    »Hier! Hier!«
    Förste stürzte ihnen entgegen. »Die Tür ist verschlossen, ich habe keinen Schlüssel!«
    Bochow sprang an die Zelle. »Ich bin es, Bochow. Hört ihr mich?«
    »Ja, ja, ja! – O mein Gott, Herbert! Ja, ja, ja, wir hören dich!«
    »Geht von der Tür weg. Ich schieße das Schloss kaputt!«
    Bochow zog die Pistole.
    »Achtung, ich schieße!«
    Die Schüsse krachten. Bochow schoss das Magazin leer. Mit vereinten Kräften rüttelten und zerrten sie an der Tür.Das geborstene Schloss wackelte und klapperte. Höfel und Kropinski warfen sich dagegen. Die Tür flog auf, und die beiden fielen taumelnd heraus. Die Männer fingen sie auf. Keuchend hing Höfel in Bochows Armen. –
    Hunderte von Häftlingen waren auf die Dächer der Blocks geklettert, auf den Wegen wirrte und wimmelte alles durcheinander. Dort, wo der Zaun sichtbar war, sahen die wilderregten Häftlinge die Ausgebrochenen dahinjagen, in die Türme eindringen, sahen auf den Plattformen die Kämpfenden auftauchen.
    »Sie besetzen die Türme!« Nach dem freien Gelände am Nordhang waren Hunderte gelaufen. Im Tal auf Hottelstedt zu brannte eine Mühle. In immer kürzeren Abständen erfolgten draußen die donnernden Einschläge. Rauch und Qualm stiegen zum Himmel auf. Mit Knüppeln, Steinen und Ästen bewaffnet, was sie im Gelände gerade aufraffen konnten, jagten die Häftlinge auf die neutrale Zone zu, überkletterten die spanischen Reiter und schlüpften mit Geschrei durch die Löcher. Den Kämpfenden wurden die gefangenen SS-Leute aus den Händen gerissen, durch die Zaunlöcher ins Lager gebracht und unter tosendem Schreien der Masse vorwärtsgetrieben, in den von einem Stacheldraht umgebenen Block 17 hinein. Hier standen bereits mit erbeuteten Karabinern bewaffnete Häftlingswachen. Müller und Brendel hatten den schlotternden Zweiling als ersten Gefangenen in diesen Block gesteckt.
    Pribula und seine Gruppe waren in den Wald gestürmt, auf die Straße nach Hottelstedt zu.
     
    Inzwischen hatten Bochow und die Genossen die Befreiten in den Raum des Mandrill

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