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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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am Nordhang die ersten Schüsse, und die Kugeln pfiffen um die Köpfe der erschrockenen Posten.
    Der Sturm brach los!
    Die Gruppen am Nordhang rannten im freien Gelände auf die neutrale Zone zu. Abteilungen der Deutschen und Jugoslawen sicherten mit gezieltem Feuer auf die Türme der Umgebung die Flanken. Schon hatten die Gruppen der Polen, von Pribula geführt, die Bretter und Türen über die spanischen Reiter geworfen. An fünf, sechs Stellen zugleich wurde der Draht durchschnitten, und mit wildem Siegesgeschreikrochen Pribula und seine Leute durch die Löcher. Von weiter abliegenden Türmen wurden sie mit Maschinengewehren beschossen, aber die Gruppen der Deutschen und Jugoslawen waren da, hielten die schießenden und wild mit Handgranaten um sich werfenden Posten in Schach. Brandflaschen wurden auf die Türme geschleudert, die mit hartem Knall zerbarsten. Die auflodernden Flammen trieben die Posten herunter. Mit einem Trupp war Pribula in einen der Türme eingedrungen, {deren Posten im ersten Schreck nach dem nahen Wald geflohen waren, er} riss das Maschinengewehr herum und jagte wild jubelnde Salven auf die noch besetzten Türme.
    Gleichzeitig mit dem Ausbruch am Nordhang begann der Sturm auf das Tor.
    Riomand am Maschinengewehr, der hinter schützender Fensterscheibe genau anvisiert hatte, fetzte mit knappen Strichen die Salve auf den Rundgang des Hauptturmes. Die zerschossene Scheibe umsplitterte ihn. Einer der Posten war getroffen. Er warf die Arme in die Luft und sackte zusammen. Die anderen Posten duckten sich, vom Feuerstoß überrascht.
    Sekunden nur, und die Hinterhalte der ersten Blockreihen brachen berstend auf. Vom eigenen vielsprachigen Kampfgeschrei getrieben, stürmten die Bewaffneten über den Platz, Deutsche, Franzosen, Tschechen, Holländer.
    Riomands Maschinengewehr spie zornwilde Atemstöße auf die Türme zu beiden Seiten des Tores, und unter dem Schutz dieser Flankendeckung erreichten die Sonderabteilungen des Lagerschutzes das Tor. Mit Brechstangen sprengten sie die schmiedeeiserne Tür.
    »Feuer einstellen!«, schrie Bochow Riomand zu, und das Maschinengewehr verhielt augenblicklich seinen Zorn. Oben am Tor, fast gleichzeitig, hasteten die Männer der Sonderabteilung die Treppen zum Hauptturm hinauf, und stürmtenHunderte der anderen Gruppen durch die Bresche der aufgerissenen Tür nach links und rechts am Zaun entlang. Handgranaten wurden auf die Anstürmenden geworfen, Maschinengewehre ratterten, aber wie Hornissenschwärme fielen die Ausgebrochenen in die Türme ein. Ihr Kampfgeschrei und das Krachen und Knattern rings um den Zaun mischten sich mit dem Kriegsgetümmel draußen im Land. Hinter dem Berg stiegen braungelbe Rauchpilze zum Himmel hinauf. Das Beobachtungsflugzeug war wieder aufgetaucht, jetzt zog es fast unmittelbar über dem Lager seine langsamen Kreise. Tiefflieger schossen zur Erde nieder. Deutlich war das Knattern ihrer Maschinengewehre zu vernehmen, sie beschossen fliehende faschistische Panzer.
    Die von ihren Führern im Stich gelassenen Posten, vom plötzlichen Überfall verwirrt, waren dem Ansturm nicht gewachsen. Die seit Jahren aufgespeicherte Wut der Häftlinge glich einer Explosion. Zwischen der sichtbar gewordenen Front und den Tausenden rasender Häftlinge eingekeilt, deren Kampfkraft mit jedem erbeuteten Karabiner, mit jedem abmontierten Maschinengewehr größer wurde, hatten die Posten nicht mehr die moralische Kraft, sich gegen den Sturm zur Wehr zu setzen.
    Was nicht geflohen war, wurde gefangen genommen, was sich nicht ergeben wollte, niedergemacht. Turm um Turm wurde von den Kampfgruppen erobert und sofort besetzt.
     
    Plötzlich war Krämer verschwunden. Köhn, der mit den Verwundeten zu tun hatte, die eingebracht wurden, hatte auf die herbeigestürzten Pfleger eingeschrien: »Ihr Idioten habt nicht aufgepasst. Zwei Lungenschüsse! Soll sich der Kerl verbluten? Lauft! Sucht ihn! Schleppt ihn her!«
    Wie mochte es Krämer fertiggebracht haben, sich ohne Hilfe fortzuschleichen?
    Nur mit Hose und Hemd bekleidet, den Mantel über dieSchultern geworfen, hatte er sich in einem unbewachten Augenblick davongemacht. Er kam nicht weit. Keuchend torkelte er in Block 38 hinein. Ächzend sank er auf eine Bank nieder. Die im Block Verbliebenen und nicht zu den Kampfgruppen Gehörigen umringten ihn. »Wo kommst du her?«
    Krämer atmete abgehetzt, das heiße Fieber glänzte ihm aus den Augen.
    »Mensch, Walter, du musst sofort wieder ins Revier.«
    Unwillig stieß

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