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Nackt unter Wölfen

Nackt unter Wölfen

Titel: Nackt unter Wölfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Apitz
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erschossene Wurach lag am Boden.
     
    In seinem Dienstzimmer schrie Schwahl fahlbleich und mit schlotternden Backen auf Kamloth ein: »Sind Sie wahnsinnig geworden?«
    Kamloth hatte den Befehl gegeben, eine Viertelstunde vor Rückzug der Truppe das Feuer auf die Blocks zu eröffnen.
    »Ziehen Sie sofort den Befehl zurück. Sie bringen uns damit an den Galgen!«
    Kamloth fluchte wüst: »Leckt mich am Arsch, es ist sowieso alles futsch.«
    »Saukerl, verfluchter!«, grölte Weisangk.
    Er erhielt von Kamloth einen Stoß gegen den Bauch, dass er rückwärts torkelte. »Seht zu, wie ihr hier fertig werdet.« Kamloth zerrte sich die Mütze schief in die Stirn. »Ich haue ab.«
    Schwahl sank vernichtet in einen Sessel. Draußen heulte der Motor von Kamloths Wagen auf. Drei, vier Einschläge dröhnten in der Nähe. Schwahl sprang hoch. Verstört blickte er zu Weisangk. »Und nun? Was nun?«
    Weisangk wackelte hilflos mit dem Kopf. Schwahl stürzte zum Schreibtisch, riss die Fächer auf, stopfte Papiere, Dokumente in die Taschen, zerrte sich den Mantel über die Schultern, stülpte sich die Mütze auf. »Fort, los!«, keuchte er.
    Reineboth sah von seinem Fenster aus den Wagen des Kommandanten davonjagen. »Schwahl haut ab!«, rief er dem Mandrill zu, der mit ihm im Zimmer war.
    Zitternd stand Förste in der Zelle, er hörte die harten Schritte des Mandrill auf dem Gang. Die Verriegelung seiner Tür wurde zurückgeschlagen. »Raus hier!«
    Förste sah in dem grauen Gesicht des Mandrill die kalte Erregung. Gehorsam schlüpfte der widerstandslose Mensch aus der Zelle. Auf dem Gang lagen die Toten der Nacht. Mit Fauststößen trieb der Mandrill Förste in den Aufenthaltsraum hinein, wies auf eine Kiste: »Alles einpacken!« Förstes flatterndes Herz duckte sich angstvoll. Folgsam begann er Fächer und Schränke auszuräumen. –
     
    Müller und Brendel hatten Zweiling in eine Ecke gestellt. Jetzt schoben sie den Schreibtisch beiseite und schlugen den Teppich zurück. Während Brendel Zweiling mit der ihm abgenommenen Pistole bewachte, hob Müller mit einem mitgebrachten Stemmeisen den Fußboden auf. Zweiling bekam große Augen, als die Waffen zum Vorschein kamen.
    »Da staunst du, was?«, lachte Brendel, verächtlich, stolz.
    Zweilings Unterkiefer wackelte: »Das – habe ich nicht gewusst …«– »Wir haben dir auch nichts gesagt davon«, höhnte Brendel, und Müller wiegte vor Zweilings Nase die Pistolen in der Hand: »Aber der Arsch eines SS-Mannes ist noch immer der sicherste Verschlussdeckel …« Er steckte die Pistolen ein. »Wir haben die Pistolen zu früh rausgeholt, es ist noch kein Befehl da, was machen wir nun?«
    Brendel hob die Schultern: »Warten wir, bis der Befehl kommt.«
    »Und was fangen wir mit dem da an?«
    »Der wartet mit, er ist unser erster Gefangener.«
    Zweiling knickte in die Knie. Brendel packte ihn und zog ihn an der Wand hoch: »Steh gerade, du Scheißer.«
     
    An den Fenstern der ersten Blockreihen beobachteten die Häftlinge das Tor. Sie gewahrten eine hastige Geschäftigkeit und sahen Scharführer, die aus dem Torgebäude Kisten schleppten und sie auf einem Lastauto verluden. Sie sahen Reineboth hin und her eilen, das nervöse Treiben dirigierend. Der Mandrill kam aus dem Bunker und warf Pakete auf den Wagen.
    »Die packen ein«, flüsterten sich die Häftlinge erregt zu.
    In Förstes Brust vollzog sich ein verzweifelter Kampf. Was er tat, war die letzte Arbeit, die er verrichten musste. Der Mandrill machte sich zur Flucht bereit. Förstes Sinne waren aufs äußerste konzentriert, die letzte Chance der Rettung aufzuspüren. Wo war sie, wo? Sobald er vom Mandrill für Augenblicke allein gelassen wurde, suchte Förste, wilde Geschäftigkeit vortäuschend, nach dem Ausweg. Konnte er sich in einer Zelle verbarrikadieren, sich irgendwo im Bunker verstecken oder davonlaufen? Da gewahrte er{, was er in fiebernder Erregung bisher noch nicht entdeckt hatte:} den Schlüssel an der Außenseite der Tür des Raumes. Ein Schreck, der wie ein erstickter Schrei war, durchfuhr Förste. War das die Rettung?
    Mit zwei Scharführern hastete der Mandrill herbei. Sie brachten die Kisten auf den Wagen.
    Sekunden entschieden über Förstes verzweifelten Entschluss. Mit einem Sprung war er an der Tür, riss den Schlüssel heraus, huschte in den Raum und schloss sich ein. Am ganzen Körper bebend, presste er sich neben der Tür an die Wand, das Blut raste{, gleich musste der Mandrill zurückkommen …} In dieser

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