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Nacktes Land

Titel: Nacktes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: West Morris L.
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um zwischen den letzten Abdrücken der Viehhirten nach Spuren von Dillons Pferd zu suchen. Adams und Mary Dillon sahen ihm zu, während die Pferde die spärlichen Büschel zu ihren Füßen abzugrasen begannen. Adams wischte sich den Schweiß von der Stirn, trank ein paar Schluck aus der Wasserflasche und reichte sie dann Mary.
    »Das ist wirklich bewundernswert, Mary …« Er zeigte auf Billy-Jo. »Billy-Jo hat sich seine natürlichen Fähigkeiten bewahrt. Die Viehtreiber haben sie alle verloren. Sie brauchen sie nicht mehr, um zu überleben. Zwar stehen sie erst mit einem Fuß in unserer Welt, aber schon haben sie den Halt in der ihren verloren.« Sie sah ihn scharf an.
    »Stellen Sie eine Tatsache fest, Neil, oder predigen Sie Moral?«
    »Verstehen Sie es, wie Sie wollen.« Achselzuckend überging er ihre herausfordernde Frage. »Aber es ist die Wahrheit. Das ist das ganze Geheimnis, wenn man in einem Land lebt wie dem unseren. Macht man sich die Erde zum Verbündeten, kann man überleben. Macht man sie sich zum Feind, kämpft man eine Rückzugsschlacht, die man am Ende verlieren muß.«
    »Und ich hab' die meine verloren – das wollen Sie doch damit sagen!«
    »Ich habe dabei nicht an Sie gedacht, Mary.« Seine Stimme wurde sehr ernst. »Ich dachte an Lance. Da hinten im Tal wurde er verwundet – wie schwer, wissen wir nicht. Irgendwo da draußen zwischen dem Fluß und dem Wald stieg er vom Pferd, oder er wurde abgeworfen …«
    »Oder von den Myalls erledigt.«
    »Das auch, möglicherweise.« Er nickte nüchtern. »Aber falls er ihnen entkam, hängt sein Leben teils von seiner physischen Kondition ab und teils davon, was er über das Land weiß und was er dafür empfindet. Die Gegend hier ist nicht schlecht: der Fluß, das Grasland, das Unterholz. Eine Menge Wild und jede Menge Nahrung, wenn man nur weiß, wie man sie finden kann.«
    »Lance hat das auch oft gesagt. Ich – ich glaube, er weiß Bescheid.«
    Hundert Meter weiter winkte Billy-Jo ihnen zu und zeigte auf den Niauliwald. Adams winkte zurück, und sie trabten zu ihm hinüber. Adams runzelte verwundert die Stirn und meinte mehr zu sich selbst als zu Mary: »Warum ist er bloß in die andere Richtung gegangen, weg von der Farm?«
    Als erster fand Billy-Jo eine Erklärung.
    »Mann verwundet, Pferd müde, brauchen beide Wasser. Vielleicht gehen zum Fluß, vielleicht suchen Schatten unter Bäumen.«
    Zu Fuß führte er sie immer näher an den Niauliwald heran; doch sie hatten ihn noch nicht erreicht, als sie die Viehhirten in einem staubaufwirbelnden Galopp daraus hervorpreschen sahen. Adams fluchte leise, als er feststellte, daß sie Dillon noch nicht gefunden hatten, dann hielt er an und wartete auf sie.
    Mary stieß einen leisen angstvollen Seufzer aus, als sie Dillons Hut auf dem Sattelknauf von Jimmy, dem Oberhirten, hängen sah. Er händigte ihn Adams aus und sprudelte in fließendem Pidgin seine Meldung hervor.
    »Erwischen Spuren in Unterholz. Pferd von Boss Dillon müde, gehen langsam. Sein Hut fallen runter, Boss Dillon vielleicht krank. Finden mehr Spuren in Flußgras. Mann dort lange liegen, viel bluten. Mehr Spuren gehen runter an Fluß. Wir kehren um. Kommen zurück zu Adamidji.«
    Adams hörte ihm zu, und als der Mann seinen Bericht beendet hatte, gab er Mary eine kurze Erläuterung. »Sie haben den Hut im Unterholz gefunden, wo sie auch Spuren Ihres Mannes entdeckt haben. Sie sind ihnen durchs hohe Gras gefolgt und zu der Stelle gekommen, wo er vermutlich abgeworfen wurde, dann sind sie umgekehrt.«
    »Hat er nicht auch etwas von Blut gesagt?«
    Adams ging nur kurz darauf ein.
    »Er muß eine Zeitlang dort gelegen haben. Wir wissen, daß er verletzt war. Daher das Blut.«
    »Was wollen Sie jetzt machen?«
    »Wir lassen uns von Jimmy dorthin führen. Die anderen Jungens sollen auf der offenen Ebene eine behelfsmäßige Landebahn anlegen. Gilligan fliegt morgen früh wieder hierher. Warten Sie einen Augenblick.«
    Er erklärte den Viehhirten rasch, worum es ging, und ritt mit ihnen auf die freie Ebene am Fuß der Hügel zu, während Mary mit Billy-Jo allein zurückblieb. Der alte Mann sah sie einen Moment mit zusammengekniffenen Augen von der Seite an und tröstete sie dann zaghaft: »Sergeant guter Mann, Missus. Sehen viel, reden wenig; Sie ihm vertrauen.«
    »Ich weiß, Billy-Jo. Aber ich mache mir Sorgen um meinen Mann.«
    Der alte Mann zuckte die Achseln und scharrte mit den Füßen im Staub.
    »Missus jung. Nehmen neuen Mann, haben

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