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Nacktes Land

Titel: Nacktes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: West Morris L.
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ihm das erzählen.«
    Das war für ihn wieder eine neue Lektion über die komplexe Logik der Frauen. Er kaute immer noch an ihr herum, als sie den Fluß überquerten und bei der Landebahn ankamen, um die Botschaft für Gilligan mit Steinen auf der Erde auszulegen.
    Das Flugzeug drehte zwei niedrige Runden, bevor es auf der Piste aufsetzte. Es rumpelte über die holperige Fläche, rollte aus und kam gegenüber der kleinen, im Schatten der Niaulibäume versammelten Gruppe zum Stehen. Gilligan stellte den Motor ab, kletterte aus der Maschine und rannte zu ihnen hinüber. Als er Lance Dillon unter den Decken erblickte, verengten sich seine Augen, und er stieß einen leisen, überraschten Pfiff aus.
    »Armer Teufel! Wo habt ihr ihn gefunden?«
    Adams deutete mit dem Daumen über seine Schulter und antwortete knapp: »Auf der anderen Flußseite. Sein Zustand ist schlimm. Du mußt ihn sofort nach Ochre Bluffs bringen. Funk nach dem Doktor und gib dem Krankenhaus Bescheid. Speerwunden, Sonnenbrand, schwere Infektion und Erfrierungen. Mrs. Dillon fliegt mit dir. Sie sollen auch für sie ein Bett im Krankenhaus bereithalten. Frag morgen als erstes auf der Minardoo Farm nach mir.«
    Mary warf ihm einen schnellen verstörten Blick zu. »Kommst du nicht mit uns, Neil?«
    Er schüttelte den Kopf. »Erstens ist kein Platz für mich da. Zweitens muß ich zum Myallager hinüber und diese Kadaitjageschichte erledigen. Dann muß ich eure Pferde zur Farm zurückbringen. Außerdem braucht ihr jetzt einen Arzt und keinen Polizisten. Wir sehen uns morgen in Bluffs.«
    »Ja natürlich. Ich – ich kann noch nicht wieder klar denken.«
    Adams wandte sich Gilligan zu. »Kannst du ihn in deiner Kiste bequem unterbringen?«
    Der Pilot nickte. »Wir können einen Sitz zurückschieben und Dillon auf den Boden legen. Wir brauchen höchstens eine Stunde, wenn ich alles aus der Maschine raushole. Er hat's ganz komfortabel.«
    »Dann also los.«
    Die Viehhirten hoben Lance Dillon auf und trugen ihn zum Flugzeug hinüber. Gilligan kletterte hinein, um Platz für seine Passagiere zu schaffen. Mary Dillon und Neil Adams standen ein wenig abseits und sahen zu. Adams meinte verlegen: »Ich laufe nicht weg, Mary. Ich muß diese Sache hier erst erledigen. Uns bleibt später noch Zeit zum Reden.«
    Sie blickte ihn nicht an, als sie ruhig erwiderte: »Ich verstehe, Neil. Es ist besser so. Und – und ich muß auch eine Zeitlang allein sein.«
    Gilligan steckte den Kopf aus dem Cockpit und rief: »Seid ihr soweit? Hebt ihn rein.«
    Sie hoben den schlaffen Körper vorsichtig in den Bauch der Maschine. Der Pilot streckte seine Hand aus, half Mary ins Cockpit und schloß die Tür. Er warf den Motor an, wendete und steuerte die Maschine so, daß sie gegen den Wind starten konnte.
    Durch die Windschutzscheibe konnte Mary Neil Adams mit Billy-Jo und den Viehtreibern sprechen sehen. Sie winkte ihm zu, doch er bemerkte sie nicht, und bevor die Räder von der roten Erde abgehoben hatten, schien es, als hätte er sie bereits vergessen.
    Das Flugzeug stieg steil in die Höhe, ging in die Kurve und nahm Kurs auf Ochre Bluffs. Als sie wieder Kurs geradeaus genommen hatte, bückte sich Mary, um nach ihrem Mann zu sehen, der, mit Polstern und Decken gegen das Ruckeln des Flugzeugs geschützt, an der Wand lag. Er hatte die Augen noch immer geschlossen, das verzerrte Gesicht war ihm auf seine Schulter gesunken, und sein Puls schlug noch immer schwach und flatternd. Sie kniete sich mühsam hin und zwängte seine Lippen auseinander, um ihm noch ein paar Tropfen Wasser und Whisky einzuflößen. Ein wenig Flüssigkeit rann ihm den Mundwinkel hinab. Mary wischte sie mit einem Zipfel ihres Taschentuches ab, dann sank sie auf den Sitz hinter dem Piloten.
    Gilligan drehte sich um und überschrie den Motorenlärm: »Wie geht's ihm?«
    Sie zuckte die Achseln und breitete hilflos die Hände aus. Gilligan nickte verständnisvoll und versuchte sie zu ermutigen. »Bleiben Sie sitzen und drücken Sie die Daumen. Ich tu' mein Bestes.«
    Sie war froh, als er sich wieder den Kontrollgeräten zuwandte und sie aus dem Fenster schauen konnte, anstatt in das jammervolle Gesicht zu ihren Füßen zu starren. Sie hatten den Fluß und das Grasland hinter sich gelassen, und das nackte Land breitete sich unter ihnen aus, eine weite rote Fläche, bestanden mit spärlichen Krüppelwäldern, Sandsteinhügeln und verstreuten Ameisenhaufen, die wie Liliputanerberge aussahen. Die Hitze brannte vom

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