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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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einem Beistelltisch und warf sie Sam zu. »Bestell uns was zu essen. Ich geh Manny anrufen.«

    Eine halbe Stunde später waren das Schweinefleisch mit Basilikumsauce und das Hühnchen mit Zitronengras geliefert worden, und Jake, Sam, Manny und Mycroft saßen um den Esszimmertisch (beziehungsweise darunter), wo sie zwischen scharfen Bissen den Fall analysierten. Jake hatte sich nicht überwinden können, Manny ausdrücklich dafür um Entschuldigung zu bitten, dass er ihr abgeraten hatte, den Fall anzunehmen, stattdessen hatte er sie einfach zum Abendessen eingeladen, als wäre nichts passiert. Manny hatte zwar nicht lange überredet werden müssen, aber es war Jake nicht entgangen, dass sie an ihm vorbeigefegt war, als er die Haustür öffnete, und gleich Kurs auf Sam und das Essen genommen hatte.
    »Travis Heaton scheint mir ein intelligenter, aber naiver Junge zu sein, der ein ausgesprochen ungünstiges Interesse an islamischer Kultur hat.« Manny schwenkte zur Betonung ihre Gabel so heftig, dass ein Stück Hühnchen von den Zinken flog. Mycroft sprang hoch und schnappte es aus der Luft. »Habt ihr das gesehen? Feiner Hund, Mikey!«
    »Hast du schon mal was davon gehört, dass man seinem Hund Manieren beibringt?«
    »Hast du schon mal was von Rin Tin Tin und Lassie gehört? Das war ein Trick, für den Mycroft stundenlang geübt hat.«
    »Kriegt er von der Hundeschule, auf die du ihn jeden Tag schickst, auch ein Abschlusszeugnis?«, fragte Jake.
    Kaum war ihm die Frage herausgerutscht, da wünschte Jake, er könnte sie zurücknehmen. Wenige Tage zuvor hatte er Manny ein bisschen auf den Arm genommen, weil sie Mycroft in so einer blöden Hundetagesstätte namens Little Paws angemeldet hatte, aber das war vor ihrem Streit in dem Restaurant gewesen. Er sah, wie ihr Lächeln von einem finsteren Blick verdrängt wurde, und wusste, dass er sich noch tiefer in den Schlamassel hineingeritten hatte.
    »Offen gestanden, Mycroft ist nicht mehr bei Little Paws. Die haben ihn« – sie atmete einmal tief durch – »rausgeworfen.«
    Selbst Jake hütete sich zu lachen, und er trat Sam fest gegen das Schienbein, um auch auf dieser Seite des Tisches jegliche Heiterkeit zu unterbinden. »Rausgeworfen?«
    Manny tat die Nachfrage mit einem Wink ab. »Das führt jetzt zu weit. Ich wollte euch von Travis erzählen. Wo war ich stehen geblieben?«
    »Intelligent, aber naiv, studiert den Islam«, half Sam ihr auf die Sprünge.
    »Genau. Er hat ein Stipendium für die Monet Academy«, fuhr Manny fort. »Seine Mom ist Witwe und arbeitet als Krankenschwester im Presbyterian Hospital. Sie hat sich krummgelegt, um ihn auf die Privatschule zu schicken, weil sie dachte, die öffentlichen Schulen wären zu gefährlich für ihn. Jetzt muss sie erleben, dass Kinder in schlechte Gesellschaft geraten können, ganz gleich, wie viel Schulgeld man bezahlt.«
    Sam nickte. »Ja, Jake und ich sind auf eine normale Highschool für Jungen gegangen, und das Einzige, weswegen wir uns Sorgen machen mussten, waren Pot und ab und an mal eine Messerstecherei. Auf diesen Eliteschulen kriegen die Kids es mit Designerdrogen und internationalem Terrorismus zu tun. Eine viel höhere Form von Kriminalität.«
    Jake füllte alle drei Weingläser auf. »Denkst du, dein Mandant sagt die ganze Wahrheit über das, was an dem Abend passiert ist?«
    »Nein. Mandanten, denen eine Straftat zur Last gelegt wird, neigen dazu zu lügen. Travis hat mir schon die Sache mit dem Apfel unterschlagen. Außerdem hat er gesagt, das Buch in seinem Rucksack wäre für die Schule, wobei er praktischerweise vergessen hat, seine Privatbibliothek mit Büchern über den Islam zu erwähnen. Vielleicht denkt er, Auslassungen wären keine richtigen Lügen, aber ich denke, es lässt eine gewisse Cleverness erkennen.«
    »Dann denkst du also doch, dass er versucht hat den Richter zu töten?«, fragte Sam.
    Manny schüttelte den Kopf. »Mein Gefühl sagt mir, dass er die Wahrheit sagt, was die Sprengladung angeht. Als ich noch mal zu ihm gegangen bin, um ihn nach dem Apfel zu fragen, hat er behauptet, er und dieser Zeke hätten jeder beim Rausgehen aus dem Laden einen Apfel geklaut und dass der Verkäufer gesehen haben muss, wie Zeke einmal in seinen gebissen und den Rest weggeworfen hat. Aber Travis weiß nicht mehr, wo sein Apfel geblieben ist.«
    »Was ist mit den Büchern?«, fragte Sam.
    »Seine Mutter sagt, er würde im Moment einfach nur so eine Phase durchmachen. Anscheinend hatte er schon immer

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