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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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einen Hang, sich extrem für Dinge zu interessieren. Mit vier Jahren war es die Eisenbahn, mit sieben Dinosaurier, mit zehn mittelalterliche Waffen. Er ist einfach so ein –«
    »Strebertyp«, beendete Sam den Satz. »Jake war als Kind auch so. Weißt du noch, wie du dich für Asteroide und Meteore begeistert hast?«
    Jake lachte. »Ich hab unserer Großtante Flo erzählt, es würden Gesteinsbrocken vom Himmel fallen, bis sie schließlich vor lauter Angst nur noch mit Regenschirm aus dem Haus ging.«
    »Stimmt, und er hat wieder mit dem Thema angefangen«, bestätigte Sam. »Wenn mein Gedächtnis mich nicht täuscht, wurden wir in dem Jahr vom Passah-Essen ausgeschlossen, weil keiner aus der gesamten Verwandtschaft dir noch zuhören wollte.«
    Manny nahm Mycroft hoch und setzte ihn sich auf den Schoß. »Kein zu hoher Preis, wenn man seiner Leidenschaft nachgeht. Ich fürchte, Travis sitzt genau deshalb in Untersuchungshaft, weil er dieses spezielle Interesse hat. Wir müssen beweisen, dass er nicht mit diesen anderen Typen unter einer Decke steckt.«
    Sie wandte sich an Sam. »Deshalb müssen wir sie unbedingt finden. Sie haben ganz sicher was damit zu tun, aber ich kann nicht sagen, ob Travis sie vorher schon kannte oder nicht.«
    »Was ist mit Paco, dem Diplomatensöhnchen?«, wollte Jake wissen.
    »Ich versuch, an ihn ranzukommen, aber die Schule und seine Familie und die Botschaft schirmen ihn ab. Ich kann nicht auf Paco warten. Ich beantrage eine Kautionsanhörung, damit ich die kriminaltechnische Beweiskraft dieses Apfels in der Luft zerreißen kann.«
    Jake verharrte mit einer vollen Gabel auf halbem Weg zum Mund. »Hast du nicht gerade gesagt, dass du nicht sicher bist, ob dein Mandant in Bezug auf den Apfel die Wahrheit sagt?«
    Manny schüttelte mitleidig den Kopf. »Typisch Naturwissenschaftler, dich interessiert immer nur, was ›wahr‹ ist, und bist dir dabei so sicher, dass sich wahr und falsch genau abgrenzen lassen. Mich interessiert, was gerecht ist. Und wenn ein nicht vorbestrafter achtzehnjähriger Junge ohne Aussicht auf Kaution in U-Haft sitzt, weil die Staatsanwaltschaft ihn einer Straftat verdächtigt, obwohl sie zwischen ihm und dem Opfer keine Verbindung herstellen kann, ist das nicht gerecht. Wenn ein achtzehnjähriger Junge, der schlimmstenfalls einen dummen Streich begangen hat, nun als Terrorist in U-Haft sitzt, nur damit die Strafverfolgungsbehörden vor der Presse verkünden können, wie toll sie uns doch beschützen, ist das nicht gerecht. Und die Tatsache, dass die Staatsanwaltschaft einen dämlichen Apfel als Beweis aufführt, macht den Fall sogar noch ungerechter.« Manny fuhr sich beim Sprechen mit ihren schlanken Fingern durchs Haar, was all ihre Anstrengungen zunichtemachte, die wilde rote Mähne unter Kontrolle zu halten. »Und deshalb, Jake, werde ich vor Gericht gegen diesen Apfel argumentieren, selbst wenn mein Mandant tatsächlich hineingebissen hat. Was dagegen einzuwenden?«
    Jake hatte während Mannys Plädoyer den Blick nicht von ihr abwenden können. Wenn er sie so sah – mit glänzenden Augen, wedelnden Händen, wallendem Haar –, fing sein Herz an zu pochen, und jetzt hätte er Gott weiß was darum gegeben, wenn sein Bruder nicht mit am Tisch säße. Er stand auf, legte seine Hände auf ihre Schultern, vergrub das Gesicht in ihrem Haar dicht neben dem Ohr und atmete den Duft ihres sehr teuren Shampoos ein. »Nein, dagegen hab ich nichts einzuwenden.«
    Manny drehte sich um und sah ihm in die Augen. »Oh, also gut. Ich verzeihe dir. Man sollte doch meinen, ein Mensch mit einem so gehobenem Wortschatz müsste die Worte Tut mir leid kennen, aber dem ist offenbar nicht so.«
    »Die kannte er schon nicht, als er ein Kind war, Manny«, warf Sam ein. »Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, bei seinem Zulassungstest fürs College so gut abzuschneiden.«
    »Ich hoffe, ihr beiden amüsiert euch.« Jake massierte Mannys Schultern.
    »Ich schon.« Sie lehnte sich zurück und lächelte. »So, jetzt erzähl uns, was mit deinem Fall los ist. Ist die Frau, die in Midtown ermordet wurde, wirklich ein Opfer des Vampirs?«
    Jakes Freude darüber, wieder Gnade vor Mannys Augen gefunden zu haben, verpuffte, sobald sie den Vampir erwähnte. Er nahm die Hände von ihren Schultern und rieb sich die Augen. »Ich weiß es nicht. Der Tathergang ist völlig anders. Keinerlei Anzeichen dafür, dass er sich gewaltsam Einlass in die Wohnung verschafft hat – sie scheint ihn hereingelassen

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