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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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zu haben. Und dann die Folter – warum ist er plötzlich so brutal geworden? Ich glaube nicht, dass es ein Nachahmungstäter war. Die einzige Verbindung ist der Einstich im Arm, wo ihr offensichtlich Blut abgenommen wurde, und die Verwendung von Äther.«
    »Wann war der Zeitpunkt des Todes?«
    »Irgendwann gestern zwischen zwölf und fünf Uhr nachmittags.«
    »Am helllichten Tag, und keiner hat irgendwas gehört oder gesehen?«
    »Die Polizei hat stundenlang die Bänder der Überwachungskameras gesichtet. Da ist nur eine Person, die während dieser Zeit das Gebäude betrat und die nicht zugeordnet werden kann. Eine Frau mit übergroßer Sonnenbrille und Baseballmütze, die eine große Tasche trug. Der Portier erinnert sich, dass sie mit irgendeinem Akzent sprach. Er hat ausgesagt, dass er sie in Apartment 50E angemeldet hat. Die Lady in 50E sagt, sie hat die Besucherin raufkommen lassen, weil sie ihre Masseurin erwartete. Aber dann kam niemand. Sie wollte gerade unten anrufen, als der Portier erneut anrief und die Masseurin kam. Sie fand das Ganze ein bisschen merkwürdig, dachte sich aber nichts weiter dabei.«
    »Dann ist diese geheimnisvolle Frau also dein Vampir! Gibt’s eine gute Beschreibung anhand der Bänder?«
    Jake schüttelte den Kopf. »Mütze, Brille und Mantel verdecken Gesicht und Figur. Jede mittelgroße Frau – oder übrigens auch jeder Mann – in der Stadt könnte es sein. Aber das ist nicht die Tat einer Frau. Eine Frau quält eine alte Lady nicht sexuell. Das passt einfach nicht zusammen.«
    »Was hast du als Nächstes vor?«
    Sam und Manny blickten ihn erwartungsvoll an, als warteten sie darauf, dass er das Kaninchen aus dem Zylinder zauberte. Er wusste, von dem, was er jetzt zu bieten hatte, würden sie nicht gerade begeistert sein.
    »Forschung. Ich habe vor, morgen Kollegen im In- und Ausland anzurufen sowie Datenbanken und medizinische Fachzeitschriften zu durchforsten, bis ich herausgefunden habe, was dieses spezielle Verbrennungsmuster verursacht hat. Wenn ich weiß, was der Vampir benutzt hat, komme ich vielleicht dahinter, warum er – oder sie – es benutzt hat.«

10
    Sam parkte Mannys Porsche Cabrio zwischen einem aufgemotzten Trans Am und einem uralten Honda Accord am Straßenrand. Seine Fahrt entlang der Wilkens Street am Ortsrand von Kearny, New Jersey, war von zwei sabbernden Pitbulls hinter Maschendrahtzaun und etlichen argusäugigen Statuen der Jungfrau Maria in Vorgartenschreinen beobachtet worden. Als er einen Blick auf das kleine gelbe Haus gleich neben seinem Parkplatz warf, sah er, wie hinter einem der mit schmiedeeisernen Gittern geschützten Fenster eine Gardine wieder gerade gezogen wurde. Achtung, Achtung! Fremder auf der Straße gesichtet!
    Genau wie Manny vorhergesagt hatte, waren die Adressen in den Ausweisen der vier jungen Männer, die in der Nacht des Bombenanschlags mit Travis und Paco zusammen gewesen waren, falsch: nicht existierende Hausnummern oder unbekannte Straßen im Großraum New York. Die Tatsache, dass alle vier gefälschte Papiere bei sich hatten, weckte bei der Polizei keineswegs Argwohn. Nicht die Bohne. Sie hatten ihren Bombenleger, Travis Heaton, und sie würden sich auf gar keinen Fall von irgendwelchem verdächtigem Verhalten seitens der anderen Personen, die an jenem Abend dabei gewesen waren, verunsichern lassen. Also bestand keine Notwendigkeit, die vier aufzuspüren. Wieso auch.
    Das war Sams Job. In der vergangenen Nacht hatte er sich, nachdem Jake und Manny sich ins Schlafzimmer verdrückt hatten, um liebevoll Versöhnung zu feiern, über den Fluss zum Club Epoch begeben. Obwohl er fünfzehn Jahre älter war als die meisten Leute auf der Tanzfläche, war es Sam gelungen, mit einer Gruppe Stammgäste ins Gespräch zu kommen. Er hatte bis fast vier Uhr morgens gebraucht, um Identität und möglichen Aufenthaltsort eines gewissen Benjamin »Boo« Hravek herauszufinden. Er wohnte vermutlich in Kearny und war dort öfter in Big Mike’s Gateway Inn anzutreffen, einem Lokal in dieser schönen Stadt.
    Nach seiner Rückkehr in Jakes Haus, wo er Manny und Jake beide in akkurater Berufskleidung am Frühstückstisch antraf, wo sie ihn mit missbilligender Miene musterten, war er ins Bett gekrochen, um ein paar Stunden zu schlafen, und dann nach Kearny gefahren, gerade rechtzeitig, um einen verspäteten Lunch im Gateway Inn einzunehmen.
    Er schlenderte die Straße hinunter auf ein fensterloses Gebäude zu, das mit grauen Bitumenschindeln

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