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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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zwischen die Pfoten und winselte.
    »Du hast vollkommen recht.« Sie betrachtete ihr Spiegelbild. »Zu … bemüht.«
    Sie ging zurück zum Schrank und zog mit Schwung ihre schwarze Lieblingshose heraus. Warum betrieb sie überhaupt so einen Aufwand für eine Verabredung mit Jake? Der Mann bekam sowieso nichts mit. Sie könnte in einem Blümchenkleid von Wal-Mart erscheinen oder in einem Haute-Couture-Outfit, und es würde ihm nicht auffallen, weil sein Auge am Mikroskop klebte.
    Sie hatten sich über die Arbeit kennengelernt, als sie gemeinsam um verspätete Gerechtigkeit für die Opfer eines Mörders kämpften, der vor vielen Jahren wehrlose Patienten in einer psychiatrischen Klinik außerhalb von New York getötet hatte. Sie hatten in der Leichenhalle geflirtet, umgeben von Toten, und waren sich nähergekommen, nachdem sie Mordanschlägen entgangen waren. Der Fall Lyons war aufgeklärt, und jetzt waren sie … was eigentlich? Verliebt? Das hörte sich zu sehr nach romantischen Wochenenden in idyllischen Gasthöfen in den Berkshires oder Strandhäusern auf Long Island an. Ein Paar? Nein, dazu hätten regelmäßige Telefonate und gemeinsame Kino- oder Konzertbesuche gehört.
    Stattdessen verbrachte Manny Stunden in Jakes Labor und sah sich grässliche Tatortfotos an, studierte Objektträger mit Proben vergifteten Gewebes, verglich die Muster von Austrittswunden. Zum Ausklang des Abends erörterten sie die Obduktionen, die er tagsüber durchgeführt hatte, ehe sie unter dem wachsamen Blick eines ausgestopften Raben ins Bett fielen. Den Vogel hatte er als Honorar erhalten für einen Vortrag vor dem New Yorker Edgar-Allan-Poe-Club über das Thema Mord.
    Aber was auch immer da zwischen ihr und Jake Rosen lief, es war jedenfalls hundertmal besser, als mit Evan Pennington III. auf den Jahresball der Anwaltskammer zu gehen oder sich mit diesem flegelhaften Börsianer Troy Soundso ein Spiel der Knicks anzuschauen.
    Warum also zerbrach sie sich den Kopf darüber, was sie anziehen sollte? Vielleicht weil Jake dieses eine Mal tatsächlich angerufen hatte, um sie in eine nette kleine Trattoria einzuladen. Heute Abend würde es keine Salamipizza für zwei auf einem Edelstahltisch in der Leichenhalle geben – nein, sie gingen richtig schick essen. Das Restaurant hatte eine vorzügliche Speisekarte, ohne übertrieben edel zu sein. Sie wollte nicht overdressed auftauchen und sich anmerken lassen, wie sehr sie sich darauf freute, mal mit ihm auszugehen.
    Warum bin ich so verunsichert? Der Kerl tut den lieben langen Tag nichts anderes, als Menschenhirne in Scheiben zu schneiden, und jetzt bringt er mich völlig aus dem Lot.
    Manny schloss den Reißverschluss an der Hose, zog einen seidigen rosa Strickpullover über, schob die Füße in leuchtend rote Schlangenleder-Slingbacks von Manolo Blahnik und betrachtete sich im Spiegel. Der Look war schick, elegant und leger zugleich. Nicht schlecht. Wirklich gar nicht schlecht.
    Als sie nach Mycrofts Goyard-Tragetasche griff, auf der seine Initialen MM prangten, schoss der kleine Hund vom Bett und sprang hinein.
    »So ist’s brav, Mikey, wir gehen jetzt zu einem Rendezvous, und du bist der Anstandswauwau.«

4
    Jake blickte von dem Aktenordner auf, den er mit ins Ii Postino gebracht hatte, und sah Manny über die Straße auf seinen Tisch vor dem Restaurant zusteuern. Rotes wallendes Haar, wiegende Hüften, klappernde Absätze. Manny zog etliche Blicke auf sich, während sie sich durch die frühabendlichen Passanten schob. Er war froh, dass sie ihre Wirkung offenbar gar nicht registrierte.
    Dann erblickte sie ihn und winkte. Er stand auf, um sie zu begrüßen, und sie gab ihm einen flüchtigen Kuss, ehe sie Mycroft unter dem Tisch absetzte.
    »Wo sind deine Groupies?«, fragte Manny.
    »Hä?«
    »Du bist doch jetzt ein richtiger Promi – Titelseite auf der New York Post.« Manny grinste, während sie die Schlagzeile vorlas: »›Rechtsmediziner hilft bei Suche nach Vampir.‹ Pederson hat doch garantiert einen Anfall gekriegt.«
    Jake starrte sie an.
    »Dein Mund steht auf. Ziemlich riskant, wenn man in New York im Freien speist. Fliegen, weißt du?«
    Jake musste lachen. Wieso überraschte es ihn, dass Manny sich auf Anhieb hatte denken können, dass er sich mit dem Besuch im St. Vincent Ärger einhandeln würde? Gleich beim Verlassen des Krankenhauses war er von einer ganzen Horde Fernseh- und Pressereporter belagert worden. Er hatte spontan reagiert und alle Fragen knapp, aber ehrlich

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