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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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Pappbecher, eine platt gedrückte Tube Zahnpasta und ein schmutziges Handtuch.
    »Nein«, sagte Mrs C. »Maria hat-e gelassen Wohnung sauber. Jemand hier war.«
    Mannys Augen huschten hin und her, suchten nach einem Hinweis darauf, dass dieser Jemand Travis gewesen war. Es lag nichts offen herum. Konnte sie so dreist sein und in den Schränken nachsehen?
    Jetzt gingen der Hausmeister und Mrs C weiter in die winzige Küche. An der Tür blieb die alte Dame wie angewurzelt stehen. Manny, die direkt hinter ihr war, lief in sie hinein. Und dann brach urplötzlich eine babylonische Sprachverwirrung aus. Spanisches Stakkato aus dem Munde des Hausmeisters wetteiferte mit einem italienischen Wortschwall von Mrs C. Manny drängelte sich an ihnen vorbei und leistete ihren eigenen Beitrag zu dem Durcheinander.
    »Großer Gott!«

23
    Blut, jede Menge Blut – getrocknet, braun, aber dennoch unverkennbar Blut. Es war auf die Arbeitsplatte gespritzt, von den Schränken herabgetropft und auf dem Boden verlaufen. Als es noch frisch gewesen war, hatte jemand hineingetreten und eine verschmierte Spur bis zum Kühlschrank hinterlassen. Am Kühlschrankgriff waren blutige Fingerabdrücke zu sehen, eine schaurige Version der klebrigen Flecke, die einst die Kinder, die hier gelebt hatten, hinterlassen haben mussten.
    Manny fühlte ihr eigenes Blut durch die Adern rauschen, von einem Herzen gepumpt, das doppelt so schnell schlug wie normal. War das Travis’ Blut? War er gestorben, weil das FBI sich geweigert hatte, die Sandovals zu vernehmen?
    »Wir müssen Polizei rufen.« Mrs C wich von dem grässlichen Anblick zurück.
    »Ja, rufen Sie sie von Ihrer Wohnung aus an«, sagte Manny. »Wir warten hier.« Dann packte sie den Hausmeister am Ellbogen und zog ihn Richtung Flur. »Wir dürfen nichts anfassen. Die Polizei wird nicht wollen, dass wir hier drinbleiben.«
    »Ich geh nach unten«, sagte er. »Ich weiß sowieso nix, und ich kann kein Blut sehen. Die Cops können mich unten sprechen.«
    Manny war froh, dass er ging. Sie wusste, eigentlich sollte sie draußen auf dem Flur warten, aber sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, sich noch ein wenig umzusehen. Sie hatten den Tatort ohnehin schon kontaminiert, indem sie quer durch die Wohnung gegangen waren. Wenn sie es jetzt noch mal tat, konnte das die Sache ja wohl nicht noch schlimmer machen, oder? Sie wusste, was Jake auf diese Frage geantwortet hätte, aber sie blendete seine Stimme in ihrem Kopf aus.
    Aber während sie durch die Wohnung schlich, meldete sich Jakes Stimme erneut. Nichts anfassen, sagte sie.
    »Tu ich schon nicht, versprochen«, murmelte Manny und merkte kaum, dass sie laut sprach. »Ich schau nur noch mal ins Bad. Da gehst du doch auch immer als Erstes nachsehen, oder?«
    Sie schob den Kopf durch die Tür. Die Klobrille war hochgeklappt, was die Anwesenheit eines Mannes bestätigte. Sie warf einen Blick in die Schüssel, nur für den Fall, dass etwas achtlos hineingeworfen worden war, aber sie war leer. Sie wusste, dass dieser Raum eine Fundgrube für Fingerabdrücke sein könnte – auf dem Klo trug man keine Handschuhe. Sie wollte nichts verwischen oder noch zusätzlich ihre eigenen Abdrücke hinterlassen. Dennoch, der Arzneischrank lockte sie. Ach, als ob du den nicht aufmachen würdest! Ich pass schon auf, beruhigte sie ihren inneren Jake.
    Manny wühlte in ihrer Tasche, bis sie einen Bleistift gefunden hatte. Sie schob den Radiergummikopf unter die Schranktür, die mit einem Klicken aufsprang. Eingestaubt und leer, bis auf zwei noch originalverpackte Hülsen. Tampons. Überbleibsel aus Marias Zeit? Oder war auch eine Frau hier gewesen?
    Sie ging zurück ins Schlafzimmer. Denk nicht mal im Traum daran, den Schlafsack anzufassen!, mahnte Jakes Stimme.
    Keine Bange. Ich weiß ja, der ist voller Fasern und Haare und Hautschuppen. Ich schau nur mal schnell in den Schrank. Aber die Schränke in beiden Schlafzimmern waren leer, und Manny verspürte den Drang, sich die Küche noch einmal anzusehen. Sie hätte schwören können, dass sie spürte, wie Jake sie zurückzog.
    Sie schüttelte ihn ab. Die Polizei muss jeden Moment kommen. Das ist meine letzte Chance. Ich bin ganz vorsichtig.
    Manny blieb auf der Schwelle stehen und betrachtete das Blutbad in der Küche. Sie dachte an die vielen Stunden, die sie bei Jake in seinem Labor damit verbracht hatte, sich Tatortfotos anzuschauen – an all das, was sie von ihm über Blutspritzspuren gelernt hatte. Niedrige

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