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Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
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nehmen. Was erwartete sie auf der Rosamond Street? War Travis allein in der Wohnung? Würde er Vernunft annehmen und ohne Gegenwehr mitkommen? Was sollte sie tun, falls er sich weigerte oder wenn der Bewohner der Wohnung sich weigerte, ihn gehen zu lassen? Die möglichen Schwierigkeiten kamen ihr im Stau ungleich zahlreicher vor als noch in dem Schnellrestaurant mit Jake.
    Der Chauffeur der Limousine, der über sein Handy-Headset telefonierte und kurz abgelenkt war, ließ eine kleine Lücke vor sich entstehen. Manny riss das Lenkrad herum, gab Gas und drängelte sich hinein, vorbei an dem Bagel-Lkw. Das Manöver verschaffte ihr ein Gefühl der Befriedigung, bis sie den Stau in seiner Gesamtheit vor sich sah. Vom Regen in die Traufe – eine unangenehm zutreffende Metapher für ihr heutiges Verhalten. Sie hielt sich nicht für leichtsinnig. Als Anwältin war sie in logischem Denken geschult. Aber irgendwie schaffte Jake es mit seiner methodischen und gewissenhaften Herangehensweise an jedes Problem, sie in die impulsive Ecke zu drängen.
    Eine plötzliche Sinfonie von Autohupen riss sie aus ihrer Grübelei. Auch Manny drückte auf die Hupe. Egal – es half zwar nichts, aber es tat gut.
    Als das Hupen verklang, blieb ein zirpendes Geräusch zurück. Manny horchte auf und kramte dann in ihrer Handtasche nach dem BlackBerry. Das Ding zirpte, um sie an einen Termin zu erinnern. Sie konnte sich nicht entsinnen, für heute einen geplant zu haben, und ganz sicher keinen Gerichtstermin. Ihre Hand schloss sich um das Gerät, und sie rief die Kalenderfunktion auf. »15.00 Mycroft Tierarzt« blinkte da vor ihren Augen.
    Ach du Scheiße! Sie sollte Mycroft wegen einer Nachuntersuchung zu Dr. Costello bringen, um sicherzugehen, dass die Bisswunde, die Kimo ihm verpasst hatte, auch ordentlich heilte. Selbst wenn sie auf der Stelle wendete, selbst wenn sie auf der Stelle wenden könnte – müsste sie erst noch den Hund holen und würde es niemals bis drei Uhr zu Dr. Costellos Praxis schaffen. Am besten, sie rief an und vereinbarte einen neuen Termin.
    Manny hatte mit der Sprechstundenhilfe gerechnet, aber die Stimme, die sich am anderen Ende meldete, war männlich und vertraut. »Dr. Costello? Manny Manfreda hier.«
    »Ah, hallo, Ms Manfreda. Wie geht es Ihnen? Und wie geht es Mycroft?«
    »Im Moment geht’s mir nicht so gut. Ich stecke im Stau auf der Brooklyn Bridge, Richtung Brooklyn, deshalb muss ich Mycrofts Termin wohl leider verschieben. Tut mir leid, dass das so kurzfristig ist, aber könnten wir vielleicht morgen zu Ihnen kommen?«
    »Ich hab die Termine nicht hier – die sind bei meiner Frau im Computer. Ich seh mal eben nach.«
    Manny hörte Schritte durchs Telefon. Dr. Costello sprach weiter, während er arbeitete. »Ich hab in den Nachrichten gesehen, dass Sie einen von diesen jungen Terroristen vertreten. Da sind Sie bestimmt sehr beschäftigt.«
    Mehr als Sie ahnen, dachte Manny. »Ja, das ist eine echte Herausforderung.« Dann wurde Manny klar, was Dr. Costello gerade gesagt hatte. Sie hatte gehofft, dass ihr der Fall genau diese Art von Bekanntheit einbringen würde, obwohl sie nicht schon vor Beginn der eigentlichen Verhandlung damit gerechnet hatte. »Äh, wissen Sie aus den Fernsehnachrichten, dass ich Travis Heaton vertrete?«
    »Ja, ich hab beim Zappen Ihren Namen aufgeschnappt, aber dann nur noch den Schluss des Beitrags mitbekommen. Anscheinend nehmen die Behörden den Fall sehr ernst. Meinen Sie, Sie können dem jungen Mann helfen?«
    »Ich glaube, ja.« Falls ich ihn dazu bringen kann, keine Dummheiten mehr zu machen. »Die Anklage steht auf wackeligen Beinen.« Manny fand, sie sollte schon mal damit anfangen, das dreist zuversichtliche Auftreten zu üben, das alle bekannten Anwälte an den Tag legten, auch wenn sie nur mit dem Tierarzt ihres Hundes sprach.
    »Gut. Leute wie Sie müssen dafür sorgen, dass der Staat seine Grenzen nicht überschreitet.«
    Manny lächelte. Ihr neuer Tierarzt kümmerte sich nicht nur sehr gewissenhaft um Mycroft, sondern er hatte noch dazu dieselben liberalen Ansichten wie sie. Es war nicht unbedingt erforderlich, mit dem Arzt des eigenen Hundes politisch auf einer Wellenlänge zu sein, aber es war eine nette Dreingabe. »Freut mich, dass Sie das sagen, Dr. Costello. Ich fürchte, es gibt viele New Yorker, die diese vermeintlichen Terroristen am liebsten hinter Schloss und Riegel sehen würden.«
    »Nicht ohne einen fairen Prozess, Ms Manfreda. Aber Sie vertreten

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