Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
Vom Netzwerk:
Geschwindigkeit: Große, runde, symmetrische Tropfen bedeuteten, dass jemand Blut verlor, während er sich sehr langsam bewegte oder still stand. Mittlere Geschwindigkeit: eher elliptische Tropfen mit einer Verlängerung, die die Richtung verriet, in die das Blut sich bewegte. Hohe Geschwindigkeit: meistens von einer gewaltsam eingesetzten Waffe, eine Vielzahl von winzigen, feinen Partikeln. Das Blut hier schien zu keinem dieser Muster zu passen.
    »Irgendwas ist hier seltsam, findest du nicht auch?«, flüsterte sie.
    Warum war das meiste Blut auf der Arbeitsplatte, nicht auf dem Boden? Sie versuchte sich ein Szenario auszumalen, das dazu passte. Das Opfer war erschossen worden und auf die Arbeitsplatte gekippt? Wieso hatte Mrs C dann nichts gehört? Okay, nicht erschossen – niedergestochen. Aber falls das Opfer auf die Platte gekippt war, dann müsste der Täter etwa aus der Mitte der Küche angegriffen haben. Das Blut wäre herausgespritzt und hätte sich in der Küche verteilt, anstatt aus dem Rücken des Opfers auf die Platte zu laufen. Und woher kamen diese vollkommen runden Tropfen vor den Schränken? Wäre das Opfer zu Boden gesunken, wäre dieses Blut verschmiert worden.
    Zugegeben, sie hatte so ein Muster schon mal gesehen, aber nicht auf Tatortfotos. Es erinnerte sie an etwas, das letzte Woche in ihrer eigenen Küche passiert war. Sie hatte ein Glas Orangensaft umgestoßen. Der Saft hatte auf der Arbeitsplatte eine Pfütze gebildet, war dann am Schrank herabgetropft und hatte sich zu einer kleineren Pfütze auf dem Boden gesammelt. Dann war Mycroft gekommen, hatte daran geschnuppert und eine Saftspur quer über den Boden gezogen.
    Schau dir das an, Jake. Sieht das nicht so aus, als wäre wortwörtlich Blut vergossen worden? Wie aus einem Behälter? Aber wer hat einen Behälter mit Blut?
    Mannys Kopfhaut begann zu prickeln. Ihr Blick wanderte zu den blutigen Abdrücken am Kühlschrank. »Komm schon, Jake, ich muss einfach. Ich kann ihn unmöglich nicht aufmachen.« Wieder kramte Manny in ihrer Tasche, und diesmal zog sie einen Seidenschal heraus. Na, wenigstens nicht der von Hermès. Sie wickelte ihn sich um die Hand und zog die Kühlschranktür mit zwei Fingern auf.
    Im Innern: noch mehr Blut. Nicht vergossen, sondern säuberlich in Ampullen abgefüllt. Manny zählte sieben. Eine für jedes Opfer des Vampirs.

24
    Jake und Mycroft betrachteten die schlaffe Gestalt auf der Couch. Mycroft winselte und leckte die Hand, die knapp über dem Boden baumelte. Jake massierte die ramponierten Füße.
    »Soll ich wirklich nichts zu essen bestellen?«, fragte er.
    Manny hob protestierend die Hand und wandte den Kopf ab. »Ich bin zu geschafft, um was zu essen.«
    Zwanzig Stunden waren vergangen, seit Manny und Jake die Wohnung der Sandovals infiltriert hatten. Über fünfzehn, seit sie nach Brooklyn gefahren war, um Travis zu suchen, und Jake zum Tatort mit dem neusten Opfer des Vampirs gerufen worden war. Jake kam es so vor, als müsste das, was passiert war, für drei Wochen reichen. Manny musste schon fast das Gefühl haben, dass es für drei Leben reichte.
    Er setzte sich neben sie und strich ihr die Haare aus der Stirn. »Hör auf, dir Vorwürfe zu machen. Das konnte doch niemand vorhersehen.«
    Manny schob seine Hand weg und setzte sich auf. »Du hast recht. Kein Mensch hätte vorhersehen können, dass Paco Sandoval mich auf der Suche nach meinem Mandanten von den Millionen Wohnungen in New York ausgerechnet in die schicken würde, die offenbar von dem Vampir benutzt wurde.« Manny sprang mit so unverhofftem neuem Schwung vom Sofa auf, dass Mycroft hastig in Deckung ging. »Kein Mensch hätte vorhersehen können, dass ein Junge, der sich schon lächerlich viel Ärger eingehandelt hat, weil er in der Nähe war, als ein Briefkasten in die Luft flog, jetzt unvorstellbar viel Ärger hat, weil er das Überwachungssystem des FBI ausgetrickst hat und als Verdächtiger in dem bizarrsten Mordfall gilt, den New York seit David Berkowitz erlebt hat.«
    Manny trat gegen einen Zeitschriftenstapel, der ihr ruheloses Auf-und-Ab-Schreiten behinderte. »Stimmt haargenau, mein Lieber. Selbst jemand wie ich mit einer hyperaktiven Fantasie hätte das nicht vorhersehen können!«
    Jake beobachtete sie mit wachsender Besorgnis. Die stundenlange Vernehmung durch die New Yorker Polizei, die Bundesstaatsanwaltschaft und das FBI hatten ihren Tribut gefordert. Manny war am Rande der völligen Erschöpfung.
    »Du brauchst Schlaf. Kann

Weitere Kostenlose Bücher