Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nadelstiche

Nadelstiche

Titel: Nadelstiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Baden & Kenney
Vom Netzwerk:
gesagt hatte. Also hab ich mir gedacht, was soll’s. Soll mir doch egal sein. Wir gehen ja sowieso dauernd in den Club E.«
    »Sie haben nicht gefragt, wer er war, warum er ausgerechnet Sie für den Job wollte?«
    »Der hatte meine Handynummer. Die muss er von irgend nem Freund von mir gekriegt haben. Der hat mich wahrscheinlich empfohlen.«
    Sam hob die Augenbrauen. »Toller Freund. Zeigen Sie mal Ihr Handy. Ist die Nummer von dem Typen noch auf der Anruferliste gespeichert?«
    »Hab ich schon versucht. Nachdem die Bombe hochgegangen war und die Cops aufgetaucht sind, war ich stinksauer. Wir haben uns da rausgeredet, aber ich hätte echt Ärger kriegen können. Also hab ich die Nummer zurückgerufen, um zu fragen, was der Scheiß soll, und es hat ewig lange geklingelt und geklingelt. Irgendwann ist ein Typ rangegangen, der sich wie ein Penner anhörte, und der meinte, er wäre in einer Telefonzelle in der Penn Station. Ich hab Bahnhofsdurchsagen im Hintergrund gehört, also wusste ich, dass er die Wahrheit sagt.«
    »Na gut, geben Sie mir Ihre Handynummer. Vielleicht müssen wir uns noch mal unterhalten.« Sam blickte nach unten auf das Blut, das allmählich auf dem Boden trocknete. »Und ich glaube nicht, dass wir hier willkommen wären.«
    Boo ratterte eine Nummer runter, und Sam speicherte sie in seinem eigenen Handy, dann rief er sie an, um sich zu vergewissern, dass er nicht die Nummer vom Yankee-Stadion bekommen hatte. Ein Kreischen, das Musik sein sollte, ertönte in Boos Tasche.
    »Gehen Sie ran und speichern Sie die Nummer«, befahl Sam. »Falls Ihr geheimnisvoller Freund wieder anruft, sagen Sie mir Bescheid.«

12
    Manny hetzte vom Parkplatz Richtung Bundesgericht. Sie fühlte sich so, als hätte sie soeben eine blassblaue Schachtel von Tiffany’s mit weißer Schleife drauf geschenkt bekommen. Sam war der Größte – er hatte gerade die Informationen ausgegraben, die sie brauchte, um diese Kautionsanhörung zu gewinnen. Und nur für alle Fälle hatte sie wie üblich innen in ihrem Blazer ein kleines rotes Stück Stoff festgesteckt, um den bösen Blick abzuwehren, genau wie sie es von ihrer Mutter und Großmutter gelernt hatte. Schließlich kann man gar nicht vorsichtig genug sein.
    »Wenn ich mit Brian Lisnek durch bin, wird er sich fühlen wie durch den Wolf gedreht. Ich mache Hackfleisch aus diesem Staatsanwalt«, sagte Manny im Brustton der Überzeugung zu Kenneth, der im Gleichschritt neben ihr herlief, vorbei an den Betonpollern, die das wuchtige neue Gebäude gegenüber der alten Post schützen sollten.
    »Sei nicht so vermessen«, mahnte Kenneth. »Du bist in Sachen Hackfleischherstellung gänzlich unerfahren.«
    Manny tat seine Bemerkung mit einem Lachen ab und dachte gleichzeitig, dass sie ausgesprochen gekränkt gewesen wäre, wenn Jake dasselbe zu ihr gesagt hätte. Aber Kenneth konnte sich bei ihr so einiges leisten, was Jake nicht mal versuchen würde, zum Beispiel in einem klassischen Etuikleid von Dior »Over the Rainbow« oder irgendwas von Cher zu singen.
    Jake war beeindruckt gewesen, als sie ihm erzählt hatte, dass der Richter ihr die Gelegenheit gewährt hatte, bei der Kautionsanhörung sowohl den sogenannten forensischen Experten der Staatsanwaltschaft als auch deren Augenzeugen zu befragen. Das war äußerst ungewöhnlich, aber angesichts des großen Medieninteresses an dem Fall hatte der Richter widerwillig zugestimmt.
    Mit den von Sam gelieferten Informationen und den Ergebnissen ihrer eigenen Recherchen zur dubiosen Wissenschaft der Bissspurenanalyse durch die forensische Odontologie war Manny sicher, dass sie Travis Heaton noch heute gegen Kaution freibekommen würde.
    Sie rauschte durch die Sicherheitskontrolle, ohne den Alarm auszulösen, betrat Richter Freemans Gerichtssaal und ging zu ihrem Platz am Tisch der Verteidigung. Lisnek saß schon mit einer ganzen Phalanx von Assistenten am Tisch der Anklagevertretung. »Wie viele Staatsanwälte braucht man, um einen Nagel in die Wand zu schlagen?«, raunte sie Kenneth zu.
    »Drei: Der erste hält den Nagel, der zweite wartet auf das Entgegenkommen der Wand und der dritte sucht schon mal was zum Aufhängen.«
    Manny, die dabei war, ihre Aktentasche auszupacken, stockte kurz. »Hast du dir das gerade ausgedacht, oder liest du zotige E-Mails während der Arbeitszeit?«
    »Es gehört zu meinen Aufgaben, dich bei Laune zu halten, oder?«
    Manny grinste. Es stimmte, dass sie sich mit Kenneth an ihrer Seite sehr viel entspannter

Weitere Kostenlose Bücher