Nächte am Nil
Maschinenpistolen, und ließen unser Gehirn bescheinen.«
»Es wird sich alles regeln, Franz.« Brahms steckte sich eine Zigarette an. »Auf jeden Fall sind wir einen Schritt weiter. Und der nächste Schritt wird die Rückkehr nach Ägypten sein.«
Oberfeldwebel Franz starrte seinen Hauptmann an, als donnere es aus blauem Himmel. »Zurück?« stotterte er. »Aber warum sind wir dann erst …«
»Das verstehst du nicht, Franz.« Brahms rauchte hastig. Der erste Hubschrauber mit Birgit und Zuraida hob bereits wieder über den Sand ab und stieg auf. »Es gibt Umwege, die schneller zum Ziel führen als eine gerade Straße.«
Drei Tage lang wurden Brahms und seine Männer im libyschen Kriegsministerium verhört. Aus Ägypten traf ein harter Protest in Tripolis ein. Man verlangte die Auslieferung von Jussuf Ben Darahn. In der Protestnote stand unter anderem: »… Darahn ist verdächtigt des Mordes an zehn ägyptischen Staatsangehörigen. Er hat seine Machtbefugnis als ägyptischer Offizier schamlos ausgenutzt und unbequeme Mitwisser einfach getötet. Er steht auch im Verdacht, Spionage für die USA zum Nachteil des großarabischen Gedankens betrieben zu haben. Als ägyptischer Bürger untersteht er der ägyptischen Gerichtsbarkeit. Wir bitten um seine schnellste Überstellung …«
»Alles Blödsinn!« sagte Hauptmann Brahms vor der Untersuchungskommission in Tripolis. »Es geht um ganz andere Dinge. Meine Herren, haben Sie schon von der neuen Langstreckenrakete ›Walküre‹ gehört?«
Die Herren vom libyschen Kriegsministerium sahen sich schnell an. Rakete ›Walküre‹ … das war, so hatte man vage gehört, die Geheimwaffe Ägyptens. Sie sollte irgendwo an einem unbekannten Ort entwickelt werden. Entwickelt von einem deutschen Forscherteam.
»Der Chefkonstrukteur dieser Rakete, vielmehr des wichtigsten Bestandteils, des Treibsatzes, befindet sich in diesem Augenblick irgendwo in der libyschen Wüste auf der Flucht in Ihr Land, meine Herren. Um ihn zu retten, mit Ihrer Hilfe, habe ich mein ganzes bisheriges Leben aufgegeben und bin ebenfalls zu Ihnen geflohen. Es ist der deutsche Physiker Dr. Alf Brockmann aus Lübeck. Wenn alles nach Plan gelaufen ist, muß er jetzt ungefähr 300 Kilometer von Ihrer Grenze entfernt sein.«
»In der Wüste?«
»Ja.«
»Das gibt es nicht.« Ein Oberst der libyschen Armee trat an eine große Wandkarte. Dort, wo sich Alf Brockmann befinden sollte, war eine große, gelbe Fläche.
Sand. Glühender Sand. Kein Karawanenweg. Keine Wasserstelle. Nicht ein Hauch von Leben oder Überleben. Ein Fleck auf der Landkarte. Ein verbranntes Stückchen Haut unserer Erde.
»Durch dieses Gebiet ist noch nie ein Mensch gekommen«, sagte der Oberst laut.
»Brockmann wird der erste sein.« Brahms trat an die Karte und zeigte, wo die unbekannte Oase Bir Assi liegen mußte. »Von hier aus, von Bir Assi, das keiner kennt und das für die übrige Welt auch gar nicht besteht, ist er in gerader Richtung losgeritten. Er muß jetzt in der Nähe der Felsenriegel sein.«
»Und?« fragte der Chef des libyschen Geheimdienstes. »Was sollen wir da tun?«
»Nichts, meine Herren.« Hauptmann Brahms trat zurück an den Tisch. »Doch, etwas können Sie tun. Geben Sie mir den Status einer freien Person. Betrachten Sie mich nicht als Staatsgefangenen. Wenden Sie die alte Weisheit an: Nichts sehen, nichts hören, nichts sprechen. Lassen Sie mich laufen … und von allem, was in den nächsten Tagen geschieht, Sie wissen gar nichts. Ich garantiere Ihnen, daß ich Ihnen in Kürze den geheimnisvollen Dr. Alf Brockmann vorführe.« Und dann fügte er etwas hinzu, was die Herren schon von der Stunde an dachten, in der sie wußten, worum es ging. »Im übrigen sollte es Ihnen als Nachbarstaat recht sein, nicht einen Nachbarn zu haben, der durch seine modernste Rüstung zum mächtigsten Staat in Afrika wird. Dr. Alf Brockmann ist bei diesen Plänen eine der wichtigsten Persönlichkeiten.«
Am Abend des dritten Tages wurde Hauptmann Brahms freigelassen. Auch die Überwachung seiner Leute und der beiden Frauen in einem Hotel in Tripolis wurde aufgehoben. Es war ein Urlaub auf Ehrenwort. Brahms versprach durch Handdruck als Offizier, sich zurückzumelden, wenn seine Aktion beendet war … ob erfolgreich oder nicht. Bis dahin betrachtete die libysche Regierung Jussuf Ben Darahn als nicht gefährlichen, aber lästigen Ausländer, den man in Kürze ausweisen wollte, dessen Inhaftierung aber nicht gerechtfertigt sei.
In
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