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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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uns. Aber das Serum hat geholfen.«
    »Welches Serum?«
    »Hassan hatte es bei sich. Du kennst Hassan nicht. Er ist uns gefolgt, um dich zu töten. Aber ich war schneller.«
    »Du … du hast ihn umgebracht?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe ihn hinaus in die Wüste gejagt.« Aisha beugte sich über Brockmann. »Warum fragen wir, Oulf? Er hatte das Serum, ich mußte es haben, ich mußte dich retten … ich habe nur an dich gedacht.«
    Brockmann schwieg. Als sich Aisha wieder über ihn beugte, schlief er bereits wieder. Aber es war ein anderer Schlaf. Seine Atemzüge waren tief und regelmäßig. Es war der Schlaf eines Genesenden.
    Am frühen Morgen, kaum daß die Sonne wieder auf den Sand brannte, summte es in der heißen Luft. Die Kamele zwischen den zerklüfteten Felsen hoben die Köpfe. Brockmann und Lore richteten sich auf, Aisha kroch aus der Höhle und sah in die flimmernde Luft.
    »Hubschrauber«, sagte sie. »Zwei Stück. Sie fliegen unsere Route ab. Aber sie werden nichts finden. In der Nacht war ein starker Wind. Unsere Spuren sind ausgelöscht. Und hier zwischen den Felsen werden sie nichts entdecken.«
    Sie haben Hassan bereits aufgegriffen, dachte sie dabei. Von heute an wird der Weg zur Grenze eine doppelte, eine dreifache, eine hundertfache Qual werden. Wir werden nur nachts reiten können. Am Tag müssen wir uns eingraben in den Sand und Hügel zwischen Hügeln sein. Sobald wir den schützenden Felsenriegel verlassen, werden wir wieder in gelber, glühender Einsamkeit sein.
    Die ägyptischen Hubschrauber kreisten in weiten Bögen über Wüste und Felsen. Dreimal überflogen sie auch die zerklüftete Schlucht, in der sich die kleine Karawane verborgen hielt. Aber sie konnten nichts entdecken. Leblos lag das Land unter ihnen, leblos wie seit Jahrhunderten. Hier gab es keine Menschen, hier gab es nicht einmal Sandflöhe.
    Als Aisha in die Höhle zurückkam, hatte Brockmann versucht, sich aufzurichten. Er lehnte an der Wand und schwankte bedrohlich. Sie sprang zu ihm und stützte ihn.
    »Es ist vorbei«, sagte Brockmann tiefatmend. »Hier ist unsere Endstation. Hubschrauber – sie werden uns morgen oder übermorgen sehen wie vier Krümel auf einer Tischdecke.«
    »Wir können hier ein paar Tage bleiben.« Aisha half Brockmann, sich auf eine Kiste zu setzen. »In der Nähe ist eine Wasserstelle. Ich kann die Wassersäcke auffüllen. Und außerdem haben wir noch das Kamelblut und den Blutkuchen.«
    Brockmann nickte. Es würgte ihn in der Kehle, der Magen revoltierte. Aber er fühlte sich wesentlich stärker als in der Nacht. Er konnte wieder stehen, die Schwellung am Fuß ging zurück, das Fieber umklammerte nicht mehr sein Gehirn.
    »Und nach diesen paar Tagen? Was dann?« fragte er.
    »Dann reiten wir weiter.« Aisha schüttelte den Kopf. »Nein. Sie werden uns nicht mehr suchen. Sie werden glauben, daß die Wüste uns behalten und der Sand uns zugeweht hat.«
    *
    General Assban saß in Bir Assi vor dem Funkgerät und empfing laufend die Meldungen der suchenden Hubschrauber.
    »Nichts!« schrie er. »Gar nichts! Sie können sich doch nicht in Luft aufgelöst haben? Das gibt es doch gar nicht! Habe ich denn nur Idioten in der Armee? Man muß doch drei Menschen und fünf Kamele in der Wüste sehen!«
    »Vier Kamele, Herr General«, berichtigte ein Major hinter ihm.
    »Fünf! Das fünfte sind Sie!« brüllte Assban. Er war außer sich. Der Staatspräsident hatte mit ihm durch das Telefon gesprochen. Kurz und prägnant.
    »Entweder Sie holen Dr. Alf Brockmann zurück, oder Sie nehmen Ihren Hut und werden Bauer in einer Oase.«
    General Assban wußte, daß dies keine billige Drohung war. Wer heute versagte, hatte keinen Platz mehr in der Gemeinschaft. Die verwegene Flucht der deutschen Geheimdienstgruppe mit Omnibus und Hubschrauber war ein zweiter Schlag gewesen, der das Ansehen Assbans fast völlig zerstörte. Heulend vor Wut war er in seinem Hauptquartier herumgerannt und hatte gedroht, Jussuf Ibn Darahn die Augen auszustechen und ihn zu entmannen, wenn er ihn jemals wieder in die Hände bekäme.
    Was nutzte aber Fluchen und Schreien? Hauptmann Brahms war in Tripolis, das wußte man jetzt. Alf Brockmann war in die Wüste gezogen, das wußte man nun auch.
    »Suchen! Suchen! Suchen!« schrie General Assban, als die Hubschrauber meldeten, auch im Felsenriegel von Bir Abu Massa sei kein Hauch von Leben zu sehen. »Sie müssen ja in diese Richtung gezogen sein! Es muß doch Spuren geben!«
    »In der vergangenen

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