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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Nacht war ein Sandsturm, General«, sagte der beschimpfte Major steif. »Sandstürme haben die Eigenschaft, Spuren im Sand zuzuwehen.«
    »Das habe ich noch nicht gewußt. Danke für diese Belehrung«, zischte Assban giftig. Dann hieb er mit beiden Fäusten auf den Kartentisch, wo er mit einem dicken Rotstiftstrich die mögliche Reitroute Brockmanns eingezeichnet hatte. Wie eine Blutspur auf gelbem Grund sah es aus.
    »Was sollen wir tun, wenn auch Allah gegen uns ist?« klagte er und hieb noch einmal auf den Tisch. »Es wird mir niemand glauben, daß drei Menschen und vier Kamele einfach verschwinden können.«
    *
    Der Fieseler Storch zitterte in allen Spanten, als der Motor angeworfen wurde und der Propeller sich fauchend und dröhnend drehte. Aus dem Motor quollen dunkle, fettige Ölqualmwolken.
    »Det Ding ist seit vielen Jahren nicht mehr in Betrieb«, sagte der berlinische Araber. »Aba fliejen tut et. Ick habe nischt daran jeändert. Lassen wir det Ding mal 'ne Stunde im Leerlauf qualmen, dann is alles jeritzt.«
    Hauptmann Brahms sah nachdenklich auf den alten, deutschen Vogel. Das war einmal der Stolz der deutschen Luftwaffe, dachte er.
    Birgit zupfte Brahms am Ärmel und riß ihn so aus seinen wehmütigen Betrachtungen.
    »Wann fliegen wir?« fragte sie.
    »Wir? Wieso wir?«
    »Ich komme selbstverständlich mit.«
    »Sie bleiben selbstverständlich hier.«
    »Nein.«
    »Doch. Glauben Sie, ich nehme eine Frau mit, wo's knallt? Das hier ist kein Spaziergang.«
    »Mein Weg nach Ägypten war alles andere als ein Spaziergang. Soll ich jetzt, kurz vor dem Ziel, umkehren?« Birgit hielt Brahms' Arm fest, als dieser weggehen wollte. »Können Sie nicht verstehen, daß ich Alf wiedersehen will?«
    »Natürlich. Aber nicht in der Wüste. In einem Hotelbett ist das angenehmer.«
    »Sie sind geschmacklos, Brahms.«
    »Verdammt noch mal, überlegen Sie doch! Ich brauche Ihren Platz für einen Mann, der schießen kann. Es wird überhaupt alles sehr brenzlig werden. Der Storch kann nur ein paar Mann mitnehmen. Und ob der alte Vogel sich dann noch in die Luft heben wird, ist auch eine Frage. Himmel, was soll ich da mit Ihnen? Warten Sie hier, bis ich Ihnen Ihren Alf in die Anne lege.«
    Um die gleiche Zeit flogen mit einem Liniendienst der libyschen Fluggesellschaft zwanzig Deutsche in das riesige Oasengebiet Kufra, ein grünes, blühendes Stück Landschaft mit hunderttausend Palmen und vielen kleinen Dörfern mitten in der Wüste. Eine Oase, größer als das Rheinland. Von Kufra aus bis zur ägyptischen Grenze waren es kaum 200 Kilometer. Eine alte Karawanenstraße führte von El Ddschof bis zu einer meist versandeten Wasserstelle. Dort endete sie; denn dahinter, auf ägyptischem Gebiet, war das Nichts.
    Diese zwanzig ehemaligen deutschen Soldaten mieteten sich gleich nach ihrer Ankunft in den Kufra-Oasen in dem großen Ort Bzéma einen Lastwagen, zwei Jeeps und sechs Kamele und machten sich auf den Weg an die Grenze. Die Eingeborenen hielten sie für Selbstmörder oder Irre, sie begleiteten den Treck noch eine Weile mit Geschrei und Warnungen und kehrten erst um, als nach dem grünen Gürtel der Oasen die gelbe Weite der Sanddünen begann.
    In Tobruk stieg der Fieseler Storch auf, kreiste dreimal über dem Fabrikgelände und entfernte sich dann rasselnd nach Südosten.
    Der Berliner starrte in die blauflimmernde Luft und winkte mit beiden Händen. Es war ein merkwürdiges Gefühl, das ihn ergriff; es war, als sei die Zeit zurückgedreht worden.
    Auch die Libyer starrten in den Himmel, als der Fieseler Storch über sie hinwegbrummte. Die Bodenstationen der libyschen Luftabwehr hatten Befehl bekommen, das Flugzeug nicht zu beachten. Es gab es einfach nicht.
    Hauptmann Brahms hockte neben dem Piloten und studierte die Wüstenkarte. Hinter ihm saßen Oberfeldwebel Franz und der Riese Baraf. Sie hatten auf den Knien Maschinenpistolen liegen und in den Koppeln alte, deutsche Stielhandgranaten. Aus einem verborgenen Magazin waren sie plötzlich aufgetaucht. Drei Kisten voll. Vorzüglich gepflegt. Bei einem Probewurf in der Wüste zeigte sich, daß sie noch explodierten.
    »Jenseits des Felsenriegels zu suchen ist sinnlos«, sagte Brahms und tippte auf die Karte. »Sie können vor den Felsen sein oder – wenn sie gut geritten sind – in ihnen. Hoffentlich kommen wir rechtzeitig. Ich habe keine Lust, die drei aus einer Kompanie Kamelreiter herauszuhauen.«
    Summend zog der Fieseler Storch nach Süden. Er überflog auch die Oase

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