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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Brockmanns. »Und Sie leben noch? Hat diese Aisha Ihnen die Wunde ausgebrannt?«
    »Ja. Aber sie hatte auch Serum. Woher, weiß ich nicht. Mir fehlen einige Stunden völlig … vielleicht auch ein ganzer Tag.«
    Brahms schraubte das Mundstück von einer Feldflasche und hielt sie Brockmann an die Lippen. Nach dem ersten Schluck begann er heftig zu husten.
    »Was ist das für ein Teufelszeug?« keuchte er.
    »Tee mit Gin. Das bringt mummelnde Greise auf die Beine. Noch einen Schluck, Brockmann. Beim vierten Schluck tanzen Sie Samba.«
    Die ägyptischen Soldaten aus den beiden Hubschraubern hatten inzwischen Verstärkung durch Kamelreiter erhalten, die jetzt bei ihren Tieren standen und warteten. Sie sahen zu, wie sich der Fieseler Storch vergeblich bemühte, aus dem tiefen Sand herauszukommen. Der junge Leutnant saß vor einem Funkgerät und empfing die Schimpfkanonade General Assbans.
    »Angreifen!« funkte er aus Bir Assi zu den vierhundert Kilometer weit entfernten Soldaten in der glühenden Wüste. »Wenn in einer Stunde nicht die Meldung eintrifft, daß der Kampf weitergeht, wird die gesamte Patrouille wegen Feigheit vor dem Feind erschossen! … Es sind weitere Verstärkungen angefordert. Vier Hubschrauber mit Granatwerfern. Verhindert die Flucht der Deutschen, bis die Verstärkung eintrifft!«
    Der junge Leutnant schaltete das Funkgerät aus. Feigheit hat er uns vorgeworfen, dachte er. Ich will meine Ehre nicht verlieren. Bevor ich als Feigling an einem Pfahl sterbe, will ich untergehen wie ein tapferer Moslem, wie ein Kind des Propheten.
    »Fertigmachen!« kommandierte er. »Wir holen uns das Flugzeug!«
    Die Kamelreiter saßen auf. Schreiend erhoben sich die Kamele und fielen sofort in einen Galopp. Der Leutnant folgte ihnen mit den Soldaten aus den Hubschraubern.
    »Sie stürmen unseren Storch!« schrie Hauptmann Brahms, ließ Brockmann los und umklammerte das Schnellfeuergewehr. »Himmel, Arsch und Wolkenbruch!« Mit ein paar Sätzen rannte er zurück, warf sich in den Sand und begann, auf die Kamele zu schießen.
    In diesem Augenblick hatte sich das Flugzeug in einer riesigen Staubwolke durch die Sandkuhle gebohrt und schien etwas härteren Boden unter die Räder zu bekommen. Mit einem Ruck schoß der Fieseler Storch vorwärts, als sei er von einem Katapult geschleudert worden. Er preschte aus der Staubwolke hervor und geradewegs auf die anstürmenden Kamele zu.
    »O lieber Gott!« stammelte Brahms und stellte sein Gewehrfeuer ein. »Das gibt einen seltenen Zusammenstoß.«
    Die ersten Kamele blieben aus dem Galopp heraus stehen. Sie stemmten die Beine wie Rammpfähle in den Sand, und die Soldaten flogen in hohem Bogen über den Hals in den Staub. Die nachfolgenden Kamele schlugen einen Haken und rasten im rechten Winkel oder nach rückwärts davon. Das donnernde Propellergeräusch, das im Sand wippende, große, weitflügelige Wesen erschreckte sie maßlos. Außerdem warf der Pilot aus der geöffneten Kabine rechts und links Handgranaten von sich. Es war ein Höllenlärm, dem kein Kamel widerstand. Auch die Soldaten ohne Kamele wurden mitgerissen in die Flucht.
    Der letzte, der in wilder Verzweiflung eine Wendung der Dinge versuchte, war der junge Leutnant. Er stand im Sand und schoß auf die rasenden Propellerflügel.
    Hauptmann Brahms kniff die Lippen zusammen. Er hatte die einsame, tapfere Gestalt im Visier. Es blieb ihm keine andere Wahl, als abzudrücken, um das Flugzeug und damit sie alle zu retten.
    »Armer Kerl«, sagte er, als der junge Leutnant die Arme hochwarf und in den Sand fiel. »Was hast du nun davon, morgen als Held gefeiert zu werden?«
    Das Flugzeug zog einen weiten Halbkreis und kam dann mit gedrosseltem Motor auf die Felsen zu. Die wildgewordenen Kamele rasten dem Horizont entgegen. So sehr die Soldaten an den Zügeln rissen und auf die Tiere mit ihren dicken Kamelpeitschen einschlugen – sie waren nicht mehr zu bändigen. In schreiender Panik rannten sie zurück in die Unendlichkeit der Wüste.
    Brahms ging zurück zu Alf Brockmann, der hinter seinem Felsbrocken in Deckung gegangen war. Er sah nicht Lore Hollerau, die sich weitergetastet hatte und zwei Meter von ihm zwischen Geröll und Steinen lag, mit zerschundenen Händen und Knien und aufgeschürftem Gesicht. Sie war ein paarmal gestolpert und hingefallen und klaglos wieder aufgestanden.
    »Wir müssen sofort abfliegen, Brockmann«, sagte Brahms und setzte sich neben Alf. »Es ist sicher, daß Verstärkungen aus Bir Assi

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