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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Birgit, Lore und Aisha und einem Mann, den sie alle liebten?
    Brockmanns Hände fielen aus der heißen Luft an den Körper zurück.
    Adieu – dachte er. Lebt wohl.
    *
    Die weiße Frau mit den goldenen Haaren fiel überall in Bzéma auf. Die Kinder liefen ihr nach, die Männer bekamen glänzende Augen, die Moslemfrauen blitzten sie durch die Sehschlitze ihrer Schleier haßerfüllt an.
    Birgit hatte es nicht schwer, zu erfahren, daß ein Trupp Deutscher in die Wüste gezogen war. Ein Gemüsehändler verwies sie an einen Teppichhändler, der in der Lage sei, ihr ein Fahrzeug zu besorgen, damit sie den Deutschen nachfahren könne.
    Der Teppichhändler hieß Omar Sharifan und begrüßte die schöne Frau mit den goldenen Haaren mit tiefen Verbeugungen. Er sprach ein fließendes Englisch, fast ohne Akzent.
    »Einen Wagen? Aber ja. Ich stehe voll zu Ihren Diensten, Miß. Ich werde Sie selbst den Deutschen nachfahren.« Dabei musterte er Birgit wie ein Pferdehändler ein edles Roß. Sein Blick glitt von ihren Fußspitzen bis zu den goldenen, vom Wind zerzausten Haaren. Welch ein Körper, dachte Omar Sharifan. Und welch weiße Haut. Ich werde sie nicht unter 5.000 Pfund hergeben. Ich werde die Sensation des Marktes sein, und ich werde sie an Bomboko weitergeben. Der einzige, der sie bezahlen kann, ist Bomboko.
    »Wann können wir fahren?« fragte Birgit. »Werden wir den Trupp noch erreichen?«
    »Ich habe einen schnellen, geländegängigen Wagen, Miß. Wenn wir bald fahren, kann es gelingen. Sie sind langsamer als wir, weil sie noch Kamele mitführen.«
    »Können wir sofort fahren?« sagte Birgit.
    »In zehn Minuten.«
    Omar Sharifan rannte in einen der Hinterräume, um sich für die unverhoffte Reise vorzubereiten. Telefonisch gab er ein Telegramm an Mr. Luele Bomboko, Lagos/Nigeria, auf, mit dem Text: »Ein Sack weißer Bohnen unterwegs.« Es ist ungalant, die schöne weiße Frau als einen Sack Bohnen anzukündigen, dachte Omar, als er den Hörer wieder auflegte. Aber im Geschäftsleben hat man öfter ungalante Kodewörter.
    Birgit saß vor dem Haus im Schatten der Markise des Teppichladens, als Sharifan seinen Geländewagen aus der Garage fuhr. Sie dachte an Alf. Dem Fieseler Storch traute sie nicht. Sie wußte aus Gesprächen mit Zuraida, daß in der Wüste ein Flugzeug im Sand versinken kann. Wenn Alf zurückkam, dann mit der Karawane, die ihm jetzt entgegenzog. Und bevor er noch in völliger Sicherheit war, wollte sie ihm in die Arme laufen und ihm entgegenschreien: »Ich habe nie geglaubt, daß du tot bist! Nie, nie!«
    Omar Sharifan beugte sich aus dem Wagen und winkte. »Einsteigen, Miß!« rief er. »Habe ich mich beeilt?«
    Birgit nickte und stand von der Bank auf. Daß sie so nahe am Ziel war, kam ihr selbst fast unwahrscheinlich vor. Sie machte ein paar zögernde Schritte und blieb dann wieder stehen. Vor ihr lagen die in der grellen Sonne blendend weißen Häuser der Araber, ein Palmenhain, eine Quelle mit einem Wasserwächter, der nach der Sonnenuhr das köstliche Naß in verschiedene Kanäle verteilte, in denen es zu den blühenden Gärten und Feldern rann, ein Platz mit spielenden, lärmenden Kindern. Aber dahinter begann die Wüste, wölbten sich die Sanddünen bis zum flimmernden Horizont.
    »Kommen Sie, Miß!« rief Omar und hupte. Birgit riß sich zusammen und ging auf den Wagen zu.
    Ich komme, Alf, dachte sie. Ich habe keine Angst mehr. Noch ein Tag vielleicht – und niemand kann uns mehr trennen.
    Mit fauchendem Motor rollte der Geländewagen aus Bzéma hinaus in die Wüste.
    Aber er fuhr nicht nach Osten, zur libyschen Grenze, sondern nach Norden und später wieder nach Westen. Birgit merkte es nicht. Sie sah nur die endlose Wüste um sich. Und wer sie nicht kennt, für den sieht jeder Fleck der Wüste, jede Düne, jede staubige Piste genauso aus wie Tausende andere Sanddünen hinter ihm.
    Anstatt Alf entgegenzufahren, entfernte sich Birgit mit jeder Stunde mehr von ihm.
    Sie hoppelten ohne Unterbrechung stundenlang durch die Sanddünen, über eine kaum sichtbare Karawanenstraße, die nur ein geübtes Auge erkennen konnte. Omar Sharifan schien keine Müdigkeit zu kennen. Er hockte hinter seinem Lenkrad und fuhr mit dem steinernen Gesicht eines Rallyefahrers, der, an der Spitze des Feldes, von den anderen Wagen dicht bedrängt wird.
    5.000 Pfund, dachte er immerfort. Darunter gebe ich sie nicht her. Und wenn Bomboko noch so sehr drohen wird. 5.000 Pfund und keinen Penny weniger. O Allah, wo gibt es

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