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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hinter das Leitwerk des Fieseler Storchs robbte, begann Franz bereits zu schießen. Über die Wüste, wie ein riesiges schwarzes Tier, hetzte Baraf auf die Felsen zu. Hinter ihm spritzten die Einschläge der ägyptischen Gewehrschüsse in den Sand. Er rannte, nach vorn geduckt, vor seinem Tod her.
    »Schüsse niedrig halten!« schrie Brahms. »Wir wollen keinen töten!« Er feuerte ein paar Salven auf die Schützenkette und sah mit grimmigem Lächeln, wie die Soldaten sich hinwarfen und sich wie Sandechsen in den Wüstensand wühlten.
    Baraf rannte und rannte. Er erreichte das Vorfeld der Felsen, übersprang große Steine und stolperte über verwitterte Steinbarrikaden. Dann blieb er wie zurückgerissen stehen. Aus der Schlucht taumelte ihm ein weißer Mann mit aufgerissenen, flackernden, fiebernden Augen entgegen. Er schwenkte noch immer sein zerrissenes Hemd über dem Kopf und stieß unverständliche, fast irre Laute aus.
    Als er Baraf sah, diesen riesigen schwarzen Nubier, fiel er auf die Knie und kroch weiter auf ihn zu. In diesem Augenblick rannte aus den Felsen ein Mädchen mit langen, flatternden Haaren, in der Hand eine Pistole. Sie richtete sie auf Baraf, spreizte die Beine und rief mit heller Stimme:
    »Stehenbleiben! Noch einen Schritt, und ich schieße!« Und als Baraf sie fassungslos anstarrte, schrie sie: »Nimm die Hände hoch, du schwarzer Affe! Dreh dich um! Und rühr dich nicht!«
    Gehorsam tat Baraf alles, was Aisha verlangte.
    Aus der Wüste ertönte neuerlich Gewehrfeuer.
    Von seinem Platz aus, einem Felsblock, gegen den er sich stützte, überblickte Alf Brockmann die vor ihm liegende Wüste.
    Er sah das gelandete Flugzeug mit den schwarzen Balkenkreuzen, sah, wie drei Männer im Schutze der Räder in Stellung gingen und das Feuer auf die in Schützenkette vorgehenden ägyptischen Soldaten eröffneten.
    »Es sind Deutsche!« schrie Brockmann und warf wieder die Arme hoch. »Aisha! Nicht schießen! Es sind Freunde – sie helfen uns! Sie holen uns! Wir sind gerettet! Gerettet!«
    Aisha musterte den breiten, schwarzglänzenden Rücken Barafs. Zwischen den Felsen tauchte nun auch Lore Hollerau auf … sie tastete sich mit vorgestreckten Armen durch das Steinlabyrinth und ging dem Klang der Schüsse nach.
    »Alf!« rief sie dabei. »Alf, wo bist du? Nimm mich mit! Sie sollen mich auch töten, wenn sie dich umbringen!«
    Baraf drehte sich langsam wieder um. Sein breites Gesicht war durch ein Grinsen noch breiter geworden. Aisha hatte die Pistole gesenkt.
    »Habt ihr noch mehr Waffen?« rief er mit seiner rauhen, dunklen Stimme.
    »Natürlich! Gewehre.«
    »Wo?«
    »Dort in der Höhle.«
    Baraf lief hin und kam kurz darauf mit zwei Gewehren und einigen Gurten Munition zurück. Er warf Aisha ein Gewehr zu und ging selbst hinter einem großen, verwitterten Steinhaufen in Deckung.
    »Los!« schrie er. »Steh nicht herum, du Hexe! Wenn wir sie von der Seite beschießen, lassen sie von meinem Herrn ab.«
    Aisha sah Brockmann mit einem langen Blick an. Er lag kraftlos auf den Knien und schwankte in einem Zustand zwischen Bewußtsein und Ohnmacht. Lore Hollerau saß am Ausgang der Schlucht, den Kopf weit in den Nacken gelegt und lauschte auf das Gewehrfeuer. Sie konnte nicht mehr weiter, ihre Hände hatten keinen Halt mehr, griffen ins Leere. Sie zuckte zusammen und duckte sich unwillkürlich, als nahe bei ihr die ersten Gewehrschüsse aufpeitschten. Aisha und Baraf beschossen die ägyptischen Soldaten.
    »Nicht schießen!« wimmerte Brockmann gegen den nackten, heißen Felsen. Er glaubte, daß Aisha auf das deutsche Flugzeug zielte. »Nicht schießen! Es sind Deutsche …« Er versuchte, sich aufzurichten, aber seine Beine versagten völlig den Dienst, sie rutschten unter ihm weg wie Hölzer auf einer Eisfläche.
    Die Ägypter stellten das Feuer ein. Ein Offizier erhob sich aus seinem schnell in den Wüstensand gegrabenen, flachen Deckungsloch und schwenkte ein weißes Tuch. Brahms kroch hinter den schützenden Flugzeugrädern hervor und stand gleichfalls auf. Die plötzliche Stille in der Wüste war bedrückend.
    Die Ägypter sammelten sich nun. In ihrer Mitte trugen sie vier verwundete Kameraden und schleppten sie zu den Hubschraubern. Der junge Offizier schwenkte noch immer sein Taschentuch und ging als letzter der Kolonne zu den Kamelen zurück.
    Mit eisiger Ruhe zielte Baraf auf diesen letzten Mann. Aber bevor er abdrücken konnte, schlug ihm Aisha auf den Lauf des Gewehrs. Die Kugel schlug in die

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