Nächte am Nil
Felsen und surrte als Querschläger über ihre Köpfe zurück.
»Er hat sich ergeben!« schrie sie. Baraf war aufgesprungen und machte Anstalten, Aisha mit dem Kolben des Gewehrs zu erschlagen. Er schwenkte die Waffe über seinem Kopf, und es war sicher, daß dieser Schlag den Kopf Aishas völlig zertrümmern würde.
»Eine List ist das!« schrie er dabei. »Sie wollen Zeit gewinnen! Sie holen Verstärkung! Töten, alle töten. Nur ein toter Mann ist friedlich.«
Durch den Sand rannten Hauptmann Brahms und Oberfeldwebel Franz auf die Felsen zu. Der Pilot war wieder in die Kabine geklettert und ließ den Motor laufen. Der Propeller drehte sich, aber nach ein paar Meter versanken die Räder im tiefen Sand und wirbelten eine undurchsichtige Staubwolke auf, die das ganze Flugzeug einhüllte.
»So eine Scheiße!« sagte der Pilot dabei. »Ich habe es geahnt … hier kommen wir nicht wieder raus.«
Alf Brockmann lehnte mit dem Rücken gegen den Felsen und stierte auf das Bild, das sich ihm bot. Aisha stand hochaufgerichtet vor einem riesigen Neger, der sein Gewehr über dem Kopf kreisen ließ und jeden Augenblick zuschlagen konnte. »Nein«, stammelte er kaum hörbar. »Nein. Nicht Aisha. Nicht.« Er zog seinen Revolver aus dem Gürtel und es war ihm, als wiege er einige Zentner. Mit zitternden Händen umkrallte er den Griff, hob den Revolver in Augenhöhe und zielte, so gut es der schwankende Lauf zuließ. Dann drückte er ab und sah, noch bevor ihm die Waffe aus den erlahmenden Händen fiel, wie Baraf zusammenzuckte, sein Gewehr fallen ließ und mit tierischem Gebrüll an seinen Oberschenkel griff. Wie ein gefällter Baum fiel er dann um, schlug mit dem Hinterkopf auf die Steine und blieb reglos liegen.
In diesem Augenblick erreichte Hauptmann Brahms die Felsen. Schwitzend, keuchend, nach Luft ringend überblickte er die kleine Menschengruppe und den hingestreckten Baraf.
»Was habt ihr mit Baraf gemacht?« brüllte er. »Seid ihr verrückt?« Er sah Aisha neben dem Nubier stehen, die Pistole noch immer in der Hand. »Oh, du Hurenaas!« schrie Brahms. »Wenn Baraf tot ist, himmelst du auch ab!« Er hob sein Schnellfeuergewehr und ging auf Aisha zu.
Das Mädchen wich zurück. In ihren Augen waren Angst und Haß. Sie wagte nicht, die Pistole zur Abwehr zu heben. Brahms würde rücksichtslos schießen, das wußte sie. Sein Finger lag am Abzug, er brauchte ihn bloß noch zu krümmen.
Alf Brockmann stemmte sich mit dem Rücken an seinem Felsblock hoch, bis er stand. Woher er die Kraft nahm, war ihm selbst ein Rätsel. Aber er stand, er konnte sich sogar bewegen, die bisher schlaffen Beine trugen seinen Körper, er ging ein paar Schritte, und wenn es auch nur ein Schwanken war … er bewegte sich auf Brahms zu.
»Nein!« rief er mit letzter Kraftreserve. »Lassen Sie Aisha in Ruhe! Ich habe geschossen! Ich! Er wollte Aisha erschlagen …«
Hauptmann Brahms fuhr herum. Er warf das Gewehr am Gurt über den Rücken und rannte zu Brockmann. Oberfeldwebel Franz kniete bereits bei Baraf und untersuchte ihn. In der Wüste stiegen die beiden ägyptischen Hubschrauber auf. Der Fieseler Storch bemühte sich noch immer, aus dem tiefen Sand herauszukommen und näher an die Felsen heranzurollen.
»Mensch, ist das ein Durcheinander! Ich bin glücklich wie eine Jungfrau, die die Liebe entdeckt hat, weil ich Sie gefunden habe, und Sie legen meinen besten Mann um.« Hauptmann Brahms umarmte Alf Brockmann und stützte den Schwankenden gleichzeitig.
»Ich danke Ihnen, ich danke Ihnen …«, sagte Brockmann mühsam. Er legte den Kopf auf Brahms' Schulter. »Ich hatte schon mit allem abgeschlossen.«
»Nicht, solange Brahms noch Meff sagen kann.« Er blickte zur Seite. Oberfeldwebel Franz und Aisha schleppten Baraf zu der Höhle. »Sie haben dem guten Baraf in den Batzen geknallt?«
»Ja. Er wollte …«
»Alles Mißverständnisse. Die Leute haben keine militärische Ausbildung. Wenn sie knallen können, schießen sie nach links und rechts, wenn's nur schön ballert. Auf jeden Fall bin ich beruhigt, daß Baraf nur leicht verletzt ist. Wissen Sie, Brockmann, dieser Baraf ist so etwas wie eine Versicherungspolice. Solange ich sie habe, kenne ich keine Zukunftssorgen. Baraf ist für mich sicherer als eine Nylonschußweste.« Er faßte Brockmann unter die Achseln und richtete ihn auf. »Wie geht es Ihnen?«
»So wie es einem Skorpionvergifteten geht.«
»Skorpion? So eine Scheiße!« Brahms sah auf den verbundenen, nackten Fuß
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