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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dich was schämen. So etwas unter alten Afrikakameraden.«
    Hans Ludwigs war hilflos.
    »Herr Hauptmann –«, sagte er stockend. Brahms winkte energisch ab.
    »Quatsch! Nenn mich Jussuf, wie alle. Der Hauptmann ist bei El Alamein geblieben. Was soll nun werden? Ich brauche für meine Auftraggeber Erfolgsmeldungen. Ich kann doch nicht dich abliefern, obgleich das ein dicker Fisch wäre. Aber da ist dieser alte, verdammte Kameradengeist.« Brahms ging unruhig hin und her. »Also was ist? Was kannst du mir als Ersatz bieten?«
    »Ich fahre heute noch nach Süden. Nach Bir Assi.«
    »Wie schön. Weißt du denn nun endlich, wo dieses sagenhafte Nest liegt?«
    »Ja. Wir haben es entdeckt. Zwei Agenten sind jetzt dort. Und ich habe sogar einen Passierschein durch die Sperren, weil meine Firma Röhren für die Hydrieranlagen liefert.«
    »Ein raffinierter Job.« Brahms lächelte schwach. »Und was willst du in Bir Assi?« fragte er voller böser Ahnungen. »Sag bloß, wieder etwas hochgehen lassen?«
    »Nein«, Ludwigs' Gesicht wurde steinern. »Liquidieren. Ich habe den Auftrag, eine abgesprungene Agentin …« Er stockte und sah zu Boden. »Du verstehst, Jussuf.«
    »Natürlich.« Hauptmann Brahms blieb stehen. »Eine Frau also. Wie willst du das denn machen, Ludwigs? Du kannst doch keine Frau umlegen. Verdammt, ich könnte es auch nicht.«
    »Es soll sogar ein sehr schönes Mädchen sein. Es hat sich in diesen ominösen weißen Forscher verliebt. Statt ihn, wie befohlen, auszuschalten, liegt sie mit ihm im Bett.«
    »Auch eine Art von Spionage.« Brahms lachte, aber ebenso schnell brach er ab und wurde wieder sehr ernst. »Alles ganz schön – aber die Ausführung? Ludwigs, du wirst doch nicht mit eigener Hand …«
    »Nie und nimmer. Ich habe völlige Handlungsfreiheit.« Hans Ludwigs trat an das Fenster und starrte in den nächtlichen herrlichen Villengarten. »Ich habe mir gedacht, nur als Befehlsübermittler aufzutreten und die Ausführung dem Agenten Gamma zwei zu überlassen. Pistole, Gift, Erwürgen – diese Orientalen haben eine weite Skala.« Ludwigs strich sich über die Stirn. Er schwitzte vor innerer Erregung. »Aisha wird eine Auswahl vorfinden.«
    »Aisha heißt das Mädchen?« fragte Brahms.
    »Ja. Den Befehl der Liquidation habe ich bei mir. Ich rechne mit keinerlei Schwierigkeiten, denn diese Orientalen haben keine Angst vor dem Tod, wie wir.« Ludwigs wandte sich zurück ins Zimmer und bemerkte, wie ihn Brahms nachdenklich ansah. »Als Gegenleistung für das dämliche Sprengstoffpäckchen biete ich dir Aisha. Ich benachrichtige dich, sobald sie …« Er schwieg abrupt und starrte auf den Boden. »Deine Leute können dann den Leichnam abholen«, fuhr er heiser fort. »Du kannst dann melden, daß du eine gefährliche Agentin unschädlich gemacht hast.« Ludwigs atmete auf. »Sind wir nun quitt, Herr Hauptmann?«
    Josef Brahms nickte. »Natürlich.« Er ging zum Schrank und nahm eine Flasche Kognak heraus. »Komm, mein Lieber, besaufen wir uns mal wieder. Wir handeln mit Menschen wie andere mit Kartoffeln. Nur besoffen ist es möglich, nicht vor sich selbst zu kotzen.«
    *
    In Salerno trennte sich Birgit von ihren neuen englischen Freunden Philipp und Mabel. Bevor sie Abschied nahmen, schrieb Birgit noch einen kurzen Brief an Konrad Gerrath. Einen Hilferuf: »Hol mich ab. Ich bin in Salerno. Ich habe kein Geld, keinen Paß, nichts. Zu einem Konsulat kann ich nicht, denn ich ahne, daß man es bewacht und ich es nie betreten könnte. Ich werde ab übermorgen jeden Tag um 12 Uhr mittags auf dem Markt stehen. Dort kannst Du mich finden.«
    »Bitte schicken Sie diesen Brief weg«, sagte sie zu Philipp und übergab ihm den Umschlag. »Er ist wichtig. Bitte.«
    Philipp nahm das Kuvert, las die Adresse und steckte ihn in die Hosentasche. »Warum bringen Sie ihn nicht selbst zur Post?« fragte Mabel. Es war seit Stunden der längste Satz, den sie mit Birgit sprach. Birgit sah auf das staubige Straßenpflaster.
    »Ich habe nicht eine einzige Lira«, sagte sie leise. »Ich kann die Briefmarke nicht kaufen.«
    »Und wovon wollen Sie jetzt leben?« fragte Philipp. Er wollte in seine Brieftasche greifen, aber Mabel trat ihn warnend gegen das Schienbein.
    »Ich werde hier eine Stellung annehmen, bis man mich abholt. Wenn Sie den Brief sofort aufgeben, kann in einer Woche alles vorbei sein.«
    »Was vorbei?« fragte Mabel spitz. Birgit schwieg. Es hat keinen Sinn, ihnen alles zu erzählen, sie würden es nie

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