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Nächte am Nil

Nächte am Nil

Titel: Nächte am Nil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Wovor?«
    »Vor einem neuen Paket vielleicht.«
    »Nein. Die solche Pakete schicken, sind nicht nur grausam, sondern auch dumm. Was ist damit gewonnen, wenn ich getötet werde? Meine Pläne liegen in sicheren Panzerschränken, und nach mir werden andere kommen und sie weiterentwickeln und neue Forschungen anstellen. Es wird immer ein Vorwärts geben, auch über mich hinweg. Die Entwicklung der Welt hängt nicht an einem einzigen Menschen. Wer das glaubt, ist dumm, Aisha. Aber gerade diese Dummen sind die Gefährlichen.«
    Aisha schwieg. Alf Brockmann hatte recht; er sprach jetzt aus, was sie sich selbst schon in den vergangenen Wochen gesagt hatte. Alles, was man von ihr verlangt hatte, war sinnlos … jetzt noch um vieles sinnloser, da sie Alf liebte und ihr Gewissen damit beruhigen wollte, Dummes getan zu haben.
    Sie erhob sich und verbeugte sich tief in der Art altägyptischer Sklavinnen vor ihrem Pharao.
    »Gute Nacht, Oulf.«
    »Gute Nacht. Schlaf gut, Aisha.«
    Der Abschied kam abrupt, aber Brockmann achtete nicht darauf. Er saß noch lange so da und sah hinaus in die Nacht und dachte an die Zukunft, die General Assban ihm versprochen hatte.
    Jörgi kommt nach. Lore Hollerau wird bei ihm bleiben. Sie werden ein schönes Haus bekommen und eine neue Forschungsaufgabe in Kairo, damit Jörgi dort die Schule besuchen kann. Er wird seinen Namen ablegen und sich Ali nennen. Oder Mahmut. Oder Belkacem. Er wird nie mehr Sorgen haben. Es wird ein Leben sein wie in einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht.
    Aber die Einsamkeit wird bleiben. Die Einsamkeit eines Menschen, der durch ein Schlaraffenland irrt und einen Schluck Wasser sucht. Einfaches, klares Wasser … aber überall sprudeln Wein und Likör und Sekt und Bier.
    Die Einsamkeit eines Lebens ohne Wünsche.

*
    Alf Brockmann hörte nicht, wie Aisha das Haus verließ. Mit ihrem von General Assban ausgestellten Sonderausweis passierte sie die Militärwachen, die das kleine Viertel der Villen und Labors ebenso hermetisch abriegelten wie die großen Fabrikationshallen, und ging hinüber in die Kasbah, das alte Eingeborenenviertel mit den engen, verschachtelten Häusern.
    Hier klopfte sie an eine Tür, über der in ägyptischen Schriftzeichen ›Café‹ stand. Zweimal kurz, einmal lang. Pause. Einmal kurz. Innen wurde ein eiserner Riegel weggeschoben und ein bärtiges Gesicht lugte durch den Türspalt.
    »Ist Hassan bei dir?« fragte Aisha leise.
    »Wer ist Hassan, Tochter der Wüste?« fragte der alte Mann zurück.
    »Hassan Ben Alkir, der Soldat.«
    »Er ist hier. Komm herein.« Der Alte trat zurück, und Aisha schlüpfte durch den Spalt in das Innere des Hauses.
    Hassan Ben Alkir, der junge Soldat, der das Sprengstoffpaket aus dem Urlaub mitgebracht hatte, sah Aisha aus düsteren, fragenden und abwehrenden Augen an. Er erhob sich nicht, um sie zu begrüßen, sondern legte seine Beine auf den Tisch.
    »Laß uns allein, Omar«, sagte er zu dem Alten. »Die Taube hat mir etwas vorzugurren.« Er wartete, bis sie allein waren, dann beugte er sich vor und kniff die Augen zusammen. »Warum kommst du noch? Ist es zu heiß im Bett des weißen Herrn? Oder kommst du, um dein Urteil zu hören.«
    »Sie … sie haben schon das Urteil gesprochen?« stammelte Aisha. Ihre Beine wurden weich, ihr Herz hüpfte vor Schrecken. »Was hat die Zentrale befohlen?«
    »Noch nichts. Aber ich warte darauf. Jede freie Stunde sitze ich hier und warte auf das Ticken im Kopfhörer.« Ben Alkir winkte lässig mit der Hand. »Es ist schade um dich, Aisha. Du bist das schönste Mädchen zwischen Nil und Niger. Ich habe immer gehofft, dich einmal in den Armen halten zu können. Unsere gemeinsame Aufgabe hätte uns zusammengebracht, ich weiß es. Aber du hast dich weggewandt. Kismet? Ich weiß es nicht. Ich glaube eher, du hast nicht nur unser Land, sondern auch dich verraten. Schade.«
    Aisha setzte sich Ben Alkir gegenüber und legte den Kopf auf seine über den Tisch gestreckten Beine. Aus ihren schönen, schwarzen Mandelaugen sah sie ihn lange stumm an, bis Ben Alkir unsicher blinzelte.
    »Was ist denn?« fragte er stockend.
    »Du bist doch bei der Fahrbereitschaft des Bataillons?« fragte Aisha.
    »Ja.«
    »Ich brauche einen Wagen.«
    »Verrückt! Wann denn?«
    »Jetzt sofort. In zehn Minuten.«
    »Unmöglich!« Ben Alkir sprang auf. »Wie stellst du dir das vor? Die Jeeps stehen nicht herum wie Mietwagen.«
    »Ich muß nach El Minya. Noch diese Nacht.«
    »Zu Alpha vier?«
    »Ja. Ich muß

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